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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Macao. Sie bezahlten ihr die Wohnung und den Hubschrauber, der sie zur Arbeit an den Privattischen brachte, an denen sie gegen die zahlungskräftigsten Kunden des Casinos spielte. Personenschutz – in Gestalt Sun Yees – war Teil dieses Arrangements.
    »Tja, nur schade, dass er nicht auch auf Maddie aufgepasst hat.«
    Eleanor blieb abrupt stehen und wandte sich Bosch zu. Sun, der davon nichts mitbekam, ging weiter. Eleanor fuhr Bosch an.
    »Wenn du unbedingt jetzt schon damit anfangen willst, bitte, kannst du gern haben. Wir können gern über Sun Yee reden, und wir können auch über dich reden und wie deine Arbeit meine Tochter in diese … diese …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Stattdessen packte sie Bosch grob am Sakko und begann, ihn wütend zu schütteln, bis sie plötzlich die Arme um ihn schlang und zu weinen begann. Bosch legte die Hand auf ihren Rücken.
    »
Unsere
Tochter, Eleanor«, sagte er. »
Unsere
Tochter, und wir bekommen sie zurück.«
    Sun merkte, dass Eleanor und Bosch ihm nicht mehr folgten, und blieb stehen. Die Augen hinter der Sonnenbrille verborgen, schaute er zu Bosch zurück. Bosch, der immer noch von Eleanor umklammert wurde, hob eine Hand, um ihm zu signalisieren, kurz zu warten und auf Abstand zu bleiben.
    Schließlich löste sich Eleanor von ihm und wischte sich mit dem Handrücken über Nase und Augen.
    »Du musst dich zusammenreißen, Eleanor. Ich werde dich brauchen.«
    »Hör endlich auf, das zu sagen, ja? Ich reiße mich schon zusammen. Wo fangen wir an?«
    »Hast du die MTR -Karte besorgt, um die ich dich gebeten habe?«
    »Ja, habe ich. Sie ist im Auto.«
    »Und die Visitenkarte von Causeway Taxi? Bist du dem nachgegangen?«
    »Das war nicht nötig. Da konnte mir Sun Yee weiterhelfen. Es ist allgemein bekannt, dass die meisten Taxiunternehmen Triadenleute beschäftigen. Um keinen Verdacht zu erregen und sich die Polizei vom Hals zu halten, brauchen Triadenmitglieder reguläre Jobs. Die meisten beschaffen sich einen Taxiführerschein und legen zum Schein hier und da ein paar Schichten ein. Wenn dein Verdächtiger die Karte des Fuhrparkmanagers hatte, dann vermutlich deswegen, weil er ihn wegen eines Jobs aufsuchen wollte, wenn er nach Hongkong gekommen wäre.«
    »Bist du zu der Adresse gefahren?«
    »Wir sind gestern Abend daran vorbeigefahren, aber es ist ein stinknormales Taxiunternehmen, wo die Autos aufgetankt und gewartet werden und die Fahrer sich beim Schichtwechsel ablösen.«
    »Hast du mit dem Fuhrparkmanager gesprochen?«
    »Nein. So weit wollte ich nicht gehen, ohne dich vorher zu fragen. Aber du warst im Flugzeug, deshalb konnte ich dich nicht erreichen. Außerdem habe ich mir nicht viel davon versprochen. Das ist einfach nur jemand, der diesem Chang wahrscheinlich einen Job gegeben hätte. Mehr nicht. Das ist, was er für die Triaden macht. An einer Entführung ist er sicher nicht beteiligt. Und wenn doch, würde er nicht darüber sprechen.«
    Wahrscheinlich hatte Eleanor recht, aber wenn alle Stricke rissen, müssten sie noch einmal auf den Fuhrparkmanager zurückkommen.
    »Okay«, sagte Bosch. »Wann wird es hier hell?«
    Eleanor drehte sich um und blickte durch die riesige Glasfront des Terminal, als wolle sie sich bei der Beantwortung dieser Frage auf die Beobachtung des Himmels stützen. Bosch sah auf die Uhr. Es war 5:45 Uhr morgens, und er war schon fast eine Stunde in Hongkong. Die Zeit schien hier viel zu schnell zu vergehen.
    »Etwa in einer halben Stunde«, sagte Eleanor.
    Bosch nickte.
    »Und die Pistole, Eleanor?«
    Sie nickte widerstrebend.
    »Wenn du das unbedingt willst, weiß Sun Yee, wo er dir eine besorgen kann. In Wan Chai.«
    Bosch nickte. Wo sonst hätte man sich in Hongkong eine Waffe beschafft? In Wan Chai kam der Untergrund Hongkongs an die Oberfläche. Er war nicht mehr dort gewesen, seit er vor vierzig Jahren aus Vietnam auf Urlaub hier gewesen war. Aber er wusste, manche Dinge und Orte änderten sich nie.
    »Okay, dann lass uns zum Auto gehen. Wir verlieren nur Zeit.«
    Sie gingen durch die automatische Tür, und Bosch wurde von der warmen, schwülen Luft empfangen. Er spürte, wie die Feuchtigkeit sofort an ihm klebte.
    »Wohin fahren wir als Erstes?«, fragte Eleanor. »Nach Wan Chai?«
    »Nein, auf den Peak. Dort fangen wir an.«

24
    I n der Kolonialzeit hatte er Victoria Peak geheißen. Jetzt war er einfach der Peak, ein Berggipfel, der sich hinter der Skyline Hongkongs erhob und von dem man einen spektakulären Blick

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