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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bis zu deiner Pensionierung in Van Nuys versauern. Willst du das wirklich?«
    Die Tatsache, dass sie nicht antwortete, war Antwort genug.
    »Also dann«, sagte ich. »Lass uns einfach versuchen, diese Sache gemeinsam durchzuziehen, ohne uns dabei gegenseitig zu zerfleischen. Und vergiss auch nicht: Ich mache das nicht, um Prozesserfolge verbuchen zu können und meine Karriere voranzutreiben. Für mich ist nach diesem einen Verfahren Schluss. Daher wollen wir beide dasselbe. Ja, du wirst mir helfen müssen. Aber du wirst auch …«
    Mein Handy begann zu vibrieren. Ich hatte es auf den Tisch gelegt. Die Nummer auf dem Display war mir zwar nicht bekannt, aber um dem Gespräch mit Maggie zu entkommen, ging ich dran.
    »Haller.«
    »Hallo, Mick. Und, wie war ich?«
    »Mit wem spreche ich bitte?«
    »Sticks.«
    Sticks war ein freier Kameramann, der die lokalen und manchmal auch die großen Nachrichtensender mit Bildmaterial belieferte. Ich kannte ihn schon so lange, dass ich mich nicht einmal an seinen richtigen Namen erinnern konnte.
    »Wie sollst du bei was gewesen sein, Sticks? Ich habe hier gerade zu tun.«
    »Bei der Pressekonferenz. Der Typ, der dir diese klasse Bälle zugespielt hat, das war ich, Mann.«
    Mir wurde klar, dass Sticks der Mann hinter den Scheinwerfern gewesen sein musste, der mir die Fragen zugerufen hatte.
    »Ach so, jetzt verstehe ich, klar. Hast du gut gemacht. Danke.«
    »Dafür wirst du doch jetzt auch an mich denken? Mir die neuesten Infos zu dem Fall zukommen lassen, oder? Irgendwas Exklusives.«
    »Klar, mach dir da mal keine Sorgen, Sticks. Ich werde an dich denken. Aber ich muss jetzt Schluss machen.«
    Ich beendete das Gespräch und legte das Telefon auf den Tisch zurück. Maggie tippte etwas in ihren Laptop. Es sah aus, als hätte sich unsere momentane Missstimmung gelegt, und ich wollte das Thema nicht wieder anschneiden.
    »Das war gerade jemand, der für die Nachrichtensender arbeitet. Er könnte vielleicht mal nützlich für uns werden.«
    »Wir werden uns aber auf keine Mauscheleien einlassen. Für die Anklage gelten wesentlich höhere ethische Maßstäbe als für die Verteidigung.«
    Ich schüttelte genervt den Kopf. Bei Maggie konnte ich sagen, was ich wollte.
    »Das ist doch Unsinn. Ich rede hier nicht davon, irgendwelche krummen Touren …«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Harry Bosch kam herein. Weil er zwei große Schachteln trug, drückte er die Tür mit dem Rücken zu.
    »Entschuldigt bitte die Verspätung.«
    Er stellte die Schachteln auf den Tisch. Ich konnte sehen, dass die größere aus der Asservatenkammer war, und vermutete deshalb, dass die kleinere die Polizeiakten über die ursprünglichen Ermittlungen enthielt.
    »Sie haben drei Tage gebraucht, um die Mordschachtel zu finden. Sie war nicht im Gang für Sechsundachtzig, sondern in dem für Fünfundachtzig.«
    Er sah mich an, dann Maggie und dann wieder mich.
    »Und? Hab ich was versäumt? Es gab doch nicht etwa Streit in der Einsatzzentrale?«
    »Wir haben uns über die Prozessstrategie Gedanken gemacht, und wie es scheint, haben wir unterschiedliche Ansichten.«
    »Was du nicht sagst.«
    Er nahm den Stuhl am Ende des Tischs. Mir war klar, dass er mehr zu sagen hatte. Er nahm den Deckel von der Mordschachtel, zog drei Harmonikaordner heraus und legte sie auf den Tisch. Dann stellte er die Schachtel auf den Boden.
    »Also, Mick, nachdem wir sowieso gerade dabei sind, unsere Meinungsverschiedenheiten auszutragen … ich finde, du hättest mir schon im Voraus Verschiedenes sagen können, bevor du mich in diese Seifenopfer reingezogen hast.«
    »Was zum Beispiel, Harry?«
    »Zum Beispiel, dass es bei dieser ganzen Geschichte um Geld geht und nicht um Mord.«
    »Wie bitte? Wieso um Geld?«
    Bosch sah mich nur finster an und antwortete nicht.
    »Du redest doch vom Jessup-Prozess?«, hakte ich deshalb nach.
    »Ganz richtig«, sagte er. »Ich hatte heute während der Fahrt nach L.A. ein höchst aufschlussreiches Gespräch mit Jessup. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Unter anderem ist mir dabei klargeworden, dass die Zivilklage gegen Stadt und County in dem Moment vom Tisch ist, in dem wir diesem Kerl einen Deal aufdrücken können. Denn jemand, der einen Mord gesteht, kann keine Zivilklage anstrengen und behaupten, er wäre zu Unrecht verurteilt worden. Deshalb würde ich schon gern wissen, was hier wirklich gespielt wird. Versuchen wir hier, einen Mörder zu verurteilen, oder sollen wir lediglich der Stadt und

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