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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ihre Pseudo-Ehe mit ihm angeht – wessen Idee war es, zu heiraten?«
    »Eddie fragte mich, ob ich ihn heiraten wollte. Er meinte, wir gäben ein gutes Team ab und könnten voneinander profitieren; er würde mich beschützen, und wenn wir verhaftet würden, könnten wir nicht gezwungen werden, gegeneinander auszusagen.«
    »Und wie genau haben Sie damals als Team ›voneinander profitiert‹?«
    »Na ja, ich … er wollte, dass ich anschaffen ging, damit wir Geld hätten, um Drogen zu kaufen und ein Motelzimmer zu mieten.«
    »Haben Sie das für Eddie getan?«
    »Kurze Zeit. Aber dann wurde ich verhaftet.«
    »Hat Eddie Kaution für Sie gestellt, um Sie aus dem Gefängnis zu holen?«
    »Nein.«
    »Erschien er zur Gerichtsverhandlung?«
    »Nein.«
    »Ihrer Akte zufolge haben Sie sich der Prostitution schuldig bekannt, worauf Sie zu einer Haftstrafe von der Länge der Zeit verurteilt wurden, die Sie bereits in Untersuchungshaft verbüßt hatten, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Wie lange war das?«
    »Ich glaube, dreizehn Tage.«
    »Und hat Eddie Sie abgeholt, als Sie aus dem Gefängnis entlassen wurden?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn seitdem jemals wieder gesehen?«
    »Nein.«
    Maggie zog kurz ihre Notizen zu Rate, blätterte ein paar Seiten weiter und fand schließlich, was sie suchte.
    »Okay, Sarah, Sie haben heute während Ihrer Befragung durch Mr. Royce mehrere Male erklärt, dass Sie sich an manche Phasen und Vorkommnisse aus der Zeit, in der Sie Drogen genommen haben, nicht mehr erinnern können. Ist diese Darstellung zutreffend?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Konnten Sie in den langen Jahren Ihrer Drogenabhängigkeit, Ihrer Therapien und Haftstrafen jemals vergessen, was Ihrer Schwester Melissa zugestoßen ist?«
    »Nein, nie. Es gab nicht einen Tag, an dem ich nicht daran denken musste. Auch heute noch.«
    »Konnten Sie jemals den Mann vergessen, der plötzlich in Ihrem Garten auftauchte und Ihre Schwester entführte, während Sie, hinter einem Busch versteckt, alles beobachteten?«
    »Nein, nie. Ich habe jeden Tag an ihn gedacht, und tue das immer noch.«
    »Hatten Sie je auch nur den Anflug eines Zweifels bezüglich des Mannes, den Sie als Entführer Ihrer Schwester identifiziert haben?«
    »Nein.«
    Maggie drehte sich um und blickte gezielt in Richtung Jessup, der auf einen Notizblock schaute und vermutlich bedeutungslose Dinge darauf schrieb. Ihr Blick blieb auf ihm haften, und sie wartete.
    Als Jessup schließlich aufblickte, um zu sehen, warum es nicht weiterging, stellte sie ihre letzte Frage.
    »Nie auch nur den leisesten Zweifel, Sarah?«
    »Nein, nie.«
    »Danke, Sarah. Keine weiteren Fragen.«

38
    Donnerstag, 8. April, 10:35 Uhr
    I m Anschluss an Sarah Gleasons Einvernahme setzte die Richterin die Vormittagspause an. Bosch wartete an seinem Platz an der Schranke, bis Royce und Jessup aufstanden und sich anschickten, den Saal zu verlassen. Dann stand auch er auf und ging gegen den Strom auf seine Zeugin zu. Als er an Jessup vorbeikam, klopfte er ihm mit einem Lächeln fest auf den Oberarm.
    »Ihr Make-up fängt, glaube ich, langsam zu verlaufen an, Jason.«
    Jessup blieb stehen und drehte sich um und wollte schon etwas auf die Stichelei erwidern, aber Royce packte ihn am anderen Arm und zog ihn mit sich.
    Bosch ging weiter, um Gleason abzuholen. Nach zwei Verhandlungstagen, an denen sie jeweils mehrere Stunden im Zeugenstand verbracht hatte, wirkte sie sowohl psychisch als auch physisch ausgelaugt. Als ob sie sogar Hilfe bräuchte, um vom Stuhl aufzustehen.
    »Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht, Sarah«, lobte er sie.
    »Danke. Aber ich weiß nicht, ob mir ein Mensch geglaubt hat.«
    »Alle haben Ihnen geglaubt, Sarah. Alle.«
    Er brachte sie zum Tisch der Anklage, wo sich Haller und McPherson ähnlich anerkennend über ihren Auftritt vor Gericht äußerten. McPherson stand auf und umarmte sie.
    »Sie haben Jessup die Stirn geboten und sind für Ihre Schwester eingetreten«, sagte sie. »Darauf können Sie ohne Einschränkung stolz sein.«
    Plötzlich brach Sarah Gleason in Tränen aus und hielt beide Hände vor ihre Augen. McPherson nahm sie rasch wieder in die Arme.
    »Ich weiß, ich weiß. Sie haben sich die ganze Zeit sehr zusammengenommen und keine Schwäche gezeigt. Aber jetzt können Sie ruhig loslassen.«
    Bosch ging zur Geschworenenbank, um Gleason eine Packung Papiertaschentücher zu bringen, und sie wischte die Tränen aus ihrem Gesicht.
    »Sie haben es fast überstanden«, sagte Haller

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