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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zu ihr. »Ihre Vernehmung ist abgeschlossen, und deshalb brauchen Sie jetzt nur noch im Saal zu sitzen und die Verhandlung zu verfolgen. Wir möchten, dass Sie bei Eddie Romans Zeugenbefragung hier vorn in der ersten Reihe Platz nehmen. Dann können wir Sie schon heute Nachmittag ins erste Flugzeug nach Hause setzen.«
    »Okay. Aber warum soll ich überhaupt noch hierbleiben?«
    »Weil er eine Menge Lügen über Sie erzählen wird. Und wenn er das tut, soll er sie Ihnen ins Gesicht sagen müssen.«
    »Ich glaube nicht, dass er damit irgendwelche Probleme haben wird. Das hatte er noch nie.«
    »Na schön, dann werden zumindest die Geschworenen sehen wollen, wie Sie reagieren. Und wie er reagiert. Und keine Angst, wir haben noch etwas in petto, womit wir Eddie das Leben schwer machen können.«
    Damit wandte sich Haller Bosch zu.
    »Bist du so weit?«
    »Ich warte nur auf dein Zeichen.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte Gleason.
    »Ja?« Haller sah sie an.
    »Was ist, wenn ich mich heute noch gar nicht ins Flugzeug setzen will? Was ist, wenn ich hierbleiben möchte, bis das Urteil gefällt wird? Für meine Schwester.«
    »Das wäre natürlich großartig, Sarah«, sagte Maggie. »Selbstverständlich können Sie bleiben, solange Sie wollen.«

    Bosch stand vor dem Gerichtssaal auf dem Flur und tippte mit einem Finger langsam eine SMS an seine Tochter in sein Handy. Dabei wurde er von einer eingehenden Textnachricht unterbrochen. Sie war von Haller und bestand nur aus einem Wort.
    JETZT
    Er steckte das Handy ein und ging ins Wartezimmer für die Zeugen. Sonia Reyes saß zusammengesunken und mit hängendem Kopf auf einem Stuhl, auf dem Tisch vor ihr zwei leere Kaffeebecher.
    »Aufwachen, Sonia. Es geht los. Und, bist du so weit?«
    Sie blickte mit müden Augen zu ihm auf.
    »Das sind zu viele Fragen auf einmal, Bul-le.«
    »Na schön, dann eben nur eine. Wie geht’s dir?«
    »Ungefähr so, wie ich aussehe. Hast du noch was von dem Zeug, das sie mir in der Klinik gegeben haben?«
    »Nein, das war alles. Aber sobald wir hier fertig sind, lasse ich dich wieder dorthin bringen.«
    »Ganz, wie du meinst, Bul-le. Ich glaube nicht, dass ich schon mal so früh auf war, seit ich das letzte Mal im Knast war.«
    »Tja, was soll ich dazu sagen? So früh ist es gar nicht. Komm.«
    Er half ihr hoch, und sie gingen in Saal 112. Reyes war eine sogenannte
stumme Zeugin.
Sie würde beim Prozess nicht aussagen. Dazu war sie nicht in der Verfassung. Aber wenn Bosch sie den Mittelgang hinunterführte und in der ersten Reihe Platz nehmen ließ, würde Edward Roman auf sie aufmerksam. Die Anklage erhoffte sich davon, dass Roman es sich noch einmal anders überlegte und vielleicht sogar ganz umschwenkte. Sie bauten darauf, dass Roman die Regeln der Beweiserhebung nicht kannte und folglich nicht wusste, dass Sonia wegen ihrer Anwesenheit im Zuschauerbereich bei der Verhandlung gar nicht aussagen durfte und somit auch seine Lügen nicht aufdecken konnte.
    Weil er wusste, dass er damit Aufmerksamkeit erregen würde, stieß Bosch die Tür mit einem Faustschlag auf. Dann schob er Reyes in den Saal und führte sie den Mittelgang hinunter. Edward Roman war bereits vereidigt und saß im Zeugenstand. Er hatte einen ordentlichen Kurzhaarschnitt, war frisch rasiert und trug einen schlechtsitzenden Anzug, den ihm Royce vermutlich aus seinem Mandantenschrank geliehen hatte. Als er Sonia in den Gerichtssaal kommen sah, geriet er verbal ins Stolpern.
    »Wir hatten zweimal Gruppentherapie …«
    »Nur zweimal?«, fragte Royce, der von dem Auftritt hinter ihm noch nichts mitbekommen hatte.
    »Was?«
    »Sie sagten, Sie wären Sarah Gleason nur zweimal bei der Gruppentherapie begegnet?«
    »Nein, Mann, zweimal
am Tag.
«
    Bosch führte Reyes zu einem Sitz mit einem Reserviert-Schild darauf und nahm neben ihr Platz.
    »Und wie lange etwa?«, fragte Royce.
    »So an die fünfzig Minuten, würde ich sagen.« Romans Blick blieb die ganze Zeit auf Reyes geheftet.
    »Nein, ich meine, wie lang waren Sie beide in dieser Klinik? Einen Monat, ein Jahr, wie lang?«
    »Ach so, fünf Monate.«
    »Und wurden Sie während des Aufenthalts in der Klinik ein Liebespaar?«
    Roman senkte den Blick.
    »Ähm … ja, so könnte man es nennen.«
    »Wie haben Sie das angestellt? Das war doch sicher verboten.«
    »Na ja, Sie wissen schon, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Irgendwie hat sich immer eine Gelegenheit ergeben.«
    »Hatten Sie auch nach Ihrer Entlassung aus der Klinik

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