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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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versucht er, sie zu unterbinden.«
    »Lassen Sie die Zeugin die Frage beantworten, Mr. Royce«, verfügte Breitman genervt. »Fahren Sie fort, Ms. Gleason.«
    »Ich wollte gerade sagen, dass ich seit sieben Jahren clean bin und ein nützliches Mitglied der Gesellschaft.«
    »Danke, Ms. Gleason.«
    Danach lotste Royce die Zeugin durch eine tragische und schäbige Vergangenheit, wobei er buchstäblich jede Festnahme aufzählte und jedes noch so kleine Detail des Sumpfs schilderte, aus dem Sarah Gleason so lange nicht herausgefunden hatte. Maggie führte zwar an, dies habe nichts mit ihrer Identifizierung Jessups zu tun, und legte immer wieder Einspruch ein, aber Breitman ließ fast alle Fragen zu.
    Schließlich kam Royce zum Ende und führte seinen nächsten Zeugen ein.
    »Um noch einmal auf das Rehabilitationszentrum in North Hollywood zurückzukommen: Dort haben Sie doch 1991 fünf Monate verbracht, richtig?«
    »Ich weiß nicht mehr genau, wann und wie lange ich dort war. Aber wie es scheint, haben Sie die Unterlagen der Klinik.«
    »Erinnern Sie sich noch an einen Patienten dieser Entzugsklinik, an einen gewissen Edward Roman, kurz Eddie?«
    »Ja.«
    »Kannten Sie ihn näher?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Wir waren in derselben Therapiegruppe.«
    »Wie würden Sie Ihre damalige Beziehung zu Eddie Roman beschreiben?«
    »Na ja, wir haben im Lauf der Therapie festgestellt, dass wir ein paar gemeinsame Bekannte hatten und vor allem auch dieselben Interessen – sprich: Drogen. Deshalb waren wir während des Entzugs viel zusammen, und das blieb auch nach unserer Entlassung so.«
    »Hatten Sie eine Liebesbeziehung?«
    Gleason lachte, aber aus ihrem Lachen sprach nur Bitterkeit.
    »Soweit man bei zwei Drogenabhängigen von Liebe sprechen kann. Im psychologischen Fachjargon nennt man das, glaube ich, Enabler oder ›Ermöglicher‹. Wir haben uns gegenseitig gestützt. Aber von Liebe würde ich da nicht sprechen. Wir hatten gelegentlich Sex – wenn er mal dazu in der Lage war. Aber Liebe war dabei nicht im Spiel, Mr. Royce.«
    »Aber dachten Sie nicht eine Weile sogar, Sie wären miteinander verheiratet?«
    »Eddie hat am Strand mal so eine Art Trauung arrangiert, mit einem Mann, der seinen Aussagen zufolge Geistlicher war. Aber das war nichts Offizielles. Es war rechtlich nicht bindend.«
    »Aber damals dachten Sie, das wäre es?«
    »Ja.«
    »Sie waren also in ihn verliebt?«
    »Nein, ich war nicht in ihn verliebt. Ich dachte nur, er könnte mich beschützen.«
    »Dann waren Sie also miteinander verheiratet oder dachten zumindest, es zu sein. Haben Sie zusammengelebt?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In allen möglichen Motels im Valley.«
    »In der langen Zeit, die Sie zusammen waren, müssen Sie Eddie doch vieles anvertraut haben, ist das zutreffend?«
    »Bestimmte Dinge, ja.«
    »Haben Sie ihm jemals von dem Mord an Ihrer Schwester erzählt?«
    »Ich bin sicher, dass ich das getan habe. Ich habe das nie verheimlicht. Ich habe zum Beispiel bei der Gruppentherapie in North Hollywood darüber gesprochen, und da war er dabei.«
    »Haben Sie ihm jemals erzählt, dass Ihr Stiefvater Ihre Schwester umgebracht hat?«
    »Nein, weil es nicht stimmt.«
    »Eddie Roman löge also, wenn er in diesen Gerichtssaal käme und bezeugte, dass Sie ihm das erzählt haben.«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben bereits gestern und auch heute wieder bezeugt, dass Sie Therapeuten und Polizisten belogen haben. Sie haben in Ihrem Leben schon Diebstähle und alle möglichen anderen Straftaten begangen. Aber was diesen Punkt angeht, lügen Sie nicht. Ist das, was wir Ihnen glauben sollen?«
    »Ich lüge nicht. Sie beziehen sich hier auf eine Phase meines Lebens, in der ich solche Dinge getan habe. Ich leugne nicht, dass ich damals ein menschliches Wrack war. Aber das alles liegt jetzt hinter mir, und es liegt schon lange hinter mir. Jetzt lüge ich nicht.«
    »Okay, Ms. Gleason, keine weiteren Fragen.«
    Als Royce an seinen Platz zurückkehrte, steckten Maggie und ich die Köpfe zusammen, um uns leise zu beraten.
    »Sie hat sich erstaunlich gut gehalten«, flüsterte Maggie. »Ich glaube, wir lassen das so stehen, und ich setze nur ein paar Schlaglichter.«
    »Gut, einverstanden.«
    »Ms. McPherson?«, drängte die Richterin.
    Maggie stand auf.
    »Ja, Euer Ehren. Nur ein paar Fragen.«
    Sie ging mit ihrem Notizblock ans Pult und schnitt ohne Umschweife die Punkte an, die sie zur Sprache bringen wollte.
    »Sarah, was diesen Eddie Roman und

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