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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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unterschreiben.«
    Diese Anweisung ließ mich kurz innehalten. Ich sah, wie Bosch in die Innentasche seines Sakkos griff und sein Handy herausholte, um einen Anruf entgegenzunehmen.
    »Wissen Sie was, Gabe. Als unabhängiger Anwalt bleibe ich auch lieber unabhängig. Über einen Deal werde ich Sie in Kenntnis setzen, wenn mir eine Einverständniserklärung vorliegt.«
    »Ich will in diese Entscheidung einbezogen werden«, erklärte Williams mit Nachdruck.
    Ich sah einen Schatten über Boschs Miene huschen und wusste instinktiv, dass es Zeit war, mein Telefonat zu beenden.
    »Ich melde mich später wieder bei Ihnen, District Attorney. Gerade kommt ein anderer Anruf rein. Vielleicht ist es Clive Royce.«
    Ich klappte mein Handy im selben Moment zu, in dem Bosch seines zuklappte und aufstand.
    »Was ist?«, fragte Maggie.
    Bosch war kreidebleich.
    »In Royce’ Kanzlei ist es zu einem Schusswechsel gekommen. Es hat vier Opfer gegeben.«
    »Ist Jessup unter ihnen?«
    »Nein … Jessup ist verschwunden.«

40
    Donnerstag, 8. April, 13:05 Uhr
    B osch fuhr, und McPherson bestand darauf, mitzukommen. Haller war zusammen mit Gleason ins Gericht zurückgekehrt. Bosch zog eine Visitenkarte mit Lieutenant Stephen Wrights Telefonnummer aus seiner Brieftasche. Er reichte sie McPherson zusammen mit seinem Handy und bat sie, die Nummer zu wählen.
    »Es läutet an«, sagte sie.
    Bosch nahm das Handy wieder an sich und hob es in dem Moment an sein Ohr, als Wright sich meldete.
    »Hier Bosch. Ihre Leute sind doch noch an Jessup dran?«
    »Schön wär’s.«
    »Nein! Was ist passiert? Warum hatte ihn die SIS nicht im Auge?«
    »Jetzt passen Sie aber auf, Bosch. Wir
hatten
ihn im Auge. Unter den Leuten, die es in Royce’ Kanzlei erwischt hat, ist einer von meinen Männern.«
    Das saß. Bosch hatte nicht gewusst, dass eins der Opfer ein Polizist war.
    »Wo sind Sie gerade?«, fragte er Wright.
    »Auf dem Weg zum Tatort. In drei Minuten bin ich da.«
    »Was wissen Sie bisher?«
    »Nicht viel. Wenn er im Gericht war, haben wir die Observierung auf das Nötigste heruntergefahren. Aber das haben Sie gewusst. Während der Verhandlung nur ein Team, aber davor und danach Komplettüberwachung. Heute sind sie ihm in der Mittagspause vom Gericht zu Royce’ Kanzlei gefolgt. Jessup ist mit Royce und seiner Truppe nach drinnen gegangen. Wenige Minuten später haben meine Leute in der Kanzlei Schüsse gehört. Das haben sie sofort durchgegeben, und dann sind sie rein. Einer wurde ausgeschaltet, der andere festgenagelt. Jessup ist hinten raus, und mein Mann ist geblieben, um zu versuchen, seinen Partner zu reanimieren. Er musste Jessup laufen lassen.«
    Bosch schüttelte den Kopf. Der Gedanke an seine Tochter drängte alles andere in den Hintergrund. Die nächsten neunzig Minuten wäre sie noch in der Schule. Dort hatte sie wahrscheinlich nichts zu befürchten. Vorerst.
    »Wen hat es sonst noch erwischt?«, fragte er.
    »Soviel ich weiß, Royce und seine Ermittlerin und noch eine Anwältin. Nur gut, dass gerade Mittagspause war und die anderen Mitarbeiter der Kanzlei essen waren.«
    Bosch verstand nicht, was gut daran sein sollte, dass vier Menschen tot waren und Jessup mit einer Schusswaffe auf freiem Fuß.
    Wright fuhr fort: »Nicht, dass ich wegen der zwei Strafverteidiger groß in Tränen ausbreche, aber mein Mann hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder, Bosch. Und das ist ganz und gar nicht gut.«
    Bosch bog in die First Avenue und konnte bereits die blinkenden Lichter sehen. Royce’ Kanzlei war in einem Ladengeschäft in einer Sackstraße hinter dem Kyoto Grand Hotel am Rand von Japantown. Das Gericht war von dort zu Fuß leicht erreichbar.
    »Haben Sie schon eine Beschreibung von Jessups Auto durchgegeben?«
    »Ja, alle haben sie. Irgendjemand wird ihn bestimmt sehen.«
    »Wo ist der Rest Ihrer Truppe?«
    »Sie sind alle zum Tatort unterwegs.«
    »Nein, sie sollen lieber nach Jessup suchen. Überall, wo er mal war. In den Parks, an den üblichen Stellen, auch vor meinem Haus. Am Tatort braucht sie doch niemand.«
    »Wir treffen uns dort, und dann schicke ich sie los.«
    »Das ist nur Zeitverschwendung, Lieutenant.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, ich könnte sie davon abhalten, erst an den Tatort zu kommen?«
    Bosch wurde Wrights Dilemma bewusst.
    »Ich bin jetzt da«, sagte er. »Wir reden weiter, wenn Sie auch hier sind.«
    »In zwei Minuten.«
    Bosch klappte das Handy zu. McPherson fragte ihn, was Wright gesagt hatte, und er

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