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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Rick.
    Greene saß auf einem Sessel in der Nähe. Er hatte sich mit einem Handtuch übers Gesicht gewischt, doch das Blut war in den Fältchen haften geblieben. Sein Gesicht sah aus wie eine blutüberströmte Maske. Mit der Linken hielt er sich das Handtuch an den Kopf.
    Eine Weile schwieg Murphy. Dann wandte sie sich an mich. „Hat der Zauber funktioniert?“
    „Großteils ja“, antwortete ich. „Ich habe einen verfehlt.“
    Sie verkrampfte sich. „Ist er …“
    „Nein. Ich habe mich darum gekümmert.“
    Sie presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. „Als die Kerze aufflammte, habe ich Feueralarm ausgelöst. Ich wollte das Gebäude so schnell wie möglich leer haben. Aber jemand hat den Alarm sabotiert, so wie die Stromversorgung und die Notbeleuchtung. Etwas ist an mir vorbeigerast und hat Greene gleich am Anfang erwischt. Jetzt bin ich für dieses Desaster verantwortlich.“
    „Was ist mit Rick?“
    Ich konnte keine Gefühle aus ihren Worten heraushören. „Jemand hat ihn in Panik angeschossen. Bauchschuss. Ich weiß nicht, wie schlimm.“
    „Er kommt durch“, versicherte ich ihr. „Die Notärzte hätten ihn sofort abtransportiert, wenn er in ernsthafter Gefahr schweben würde.“
    Sie sah den Notärzten zu, die über Rick gebeugt arbeiteten. „Ja“, sagte sie. „Er kommt durch. Er wird durchkommen.“
    Mit sichtlicher Anstrengung zwang sie sich, von ihrem Exmann wegzusehen. „Ich muss die Lage hier unter Kontrolle bringen, bis wir wieder klare Befehlsstrukturen haben. Außerdem muss ich dafür sorgen, dass alle Verletzten versorgt werden und jemand die Familien verständigt. Mein Gott.“ Sie schüttelte den Kopf und sah zu, wie zwei Rettungssanitäter Rick auf eine Trage hoben und aus dem Hotel trugen. Eine unausgesprochene Entschuldigung schwang in ihrem Unterton mit. „Danach wartet ein Haufen Fragen auf mich, und ein ganzer Regenwald an Papierkram.“
    „Ich verstehe“, versicherte ich ihr. „Das ist nun mal dein Job.“
    „Das ist nun mal mein Job.“ Sie sah in die Ferne. Ich spürte ihre Anspannung förmlich. Ich kannte Murphy schon eine ganze Weile. Ich hatte sie bereits früher so erlebt, wenn sie sich einfach nur noch in ihre Einzelteile auflösen wollte, aber einfach nicht die Zeit hatte aufzugeben. Sie konnte damit besser umgehen als ich. In ihrem Gesicht las ich nur Gelassenheit und Selbstvertrauen. „Ich werde aufschieben, was sich aufschieben lässt. Ich melde mich sobald ich kann bei dir. Morgen.“
    „Zerbrich dir meinetwegen nicht den Kopf, Murph“, beruhigte ich sie, „und sei nicht zu hart zu dir selbst. Wenn du dich nicht gegen Greene behauptet hättest und geblieben wärst, wäre jetzt ein Haufen Leute tot.“
    „Ein ganzer Haufen Leute ist tot“, korrigierte sie. „Was ist mit unserem Bösewicht?“
    Ich spürte, wie sich mein Mund zu einem fiesen, wölfischen Lächeln verzog. „Er empfängt gerade ungebetene Gäste.“
    „Wird er sie überleben?“
    „Das bezweifle ich“, antwortete ich ihr heiter. „Wenn mir von diesen Dingern auch nur eines ohne Vorwarnung ins Kreuz gesprungen wäre, statt andersherum, hätte es mich erledigt. Drei hätten mich zu Hackfleisch verarbeitet.“
    Murphys Aufmerksamkeit richtete sich auf die Eingangstür. Mehrere Männer in knittrigen Anzügen kamen herein und machten große Augen. Murphy strich ihre Garderobe glatt. „Was ist mit Kollateralschaden?“
    „Ich glaube, das wird kein Problem sein. Ich werde mich ihnen an die Fersen heften, um sicherzugehen.“
    Murphy nickte. „Rawlins“, rief sie.
    Der Veteran hatte sich nicht allzu weit von uns herumgedrückt und Gleichgültigkeit geheuchelt.
    Sie wies mit dem Daumen auf mich. „Können Sie für mich Babysitter spielen?“
    „Verflixt“, meinte Rawlins gedehnt. „Als hätte ich nichts Besseres zu tun.“
    „Sie sollen leiden“, meinte sie mit einem Lächeln zu ihm. Sie legte die Hand auf meinen Arm und drückte fest zu, ließ ein wenig von dem Druck ab, der sich hinter ihrer ruhigen Fassade aufgebaut hatte. Dann ging sie auf die gaffenden Anzugträger zu.
    Rawlins sah ihr mit geschürzten Lippen nach. „Diese Zicke ist aus Gusseisen“, sagte er. In seiner Stimme schwang stiller Respekt mit. „Gusseisen.“
    „Höllisch gute Polizistin“, sagte ich.
    Rawlins grunzte. „Mit Gusseisen gibt es nur ein Problem: Es ist spröde. Wenn man es an der richtigen Stelle trifft, zerplatzt es.“ Er sah sich in der Eingangshalle um und schüttelte den Kopf.

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