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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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momentan noch nicht greifen konnte. Ich kannte den Geruch, konnte ihn aber nicht genau einordnen.
    Ich lag flach auf einer harten, kalten Oberfläche – ich tippte auf Beton. Meine Arme waren über meinem Kopf ausgestreckt, und etwas Kaltes stach mir mit unzähligen, winzigen Spitzen in die Haut. Dornenfesseln also. Diese waren zusammen mit der Augenbinde und dem Knebel dazu gedacht, mich daran zu hindern, meine Magie einzusetzen. Wenn ich auch nur versuchte, meinen Willen zu bündeln, würden sie mir eisig kalt in die Haut schneiden. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo diese verdammten Dinger herstammten, doch Crane war nicht der erste böse Bube, der mir über den Weg gelaufen war, der ein Paar besaß. Vielleicht hatte es die ja mal irgendwo im Schlussverkauf im Sonderangebot gegeben.
    Ich hatte einmal gehört, wie jemand behauptet hatte, sie seien einst von einem zweitausend Jahre alten Wahnsinnigen namens Nicodemus erfunden worden, andere wiederum behaupteten, sie seien von Feen geschaffen worden. Ich persönlich vertrat die Theorie, dass es sich um eine Schöpfung des Roten Hofes der Vampire handelte, eine weitere Waffe in seinem Arsenal für seinen Krieg gegen den Weißen Rat. Der Rote Hof zog ohne Zweifel den größten Vorteil daraus, wenn so viele Leute wie möglich Fesseln in die Finger bekamen, um sterblichen Magiern ihre Macht zu rauben.
    Hölle, wenn ich dem Roten Hof angehört hätte, hätte ich die Dinger wie Halloweensüßigkeiten unters Volk geworfen. Das war aus mehreren Gründen ein äußerst beunruhigender Gedanke.
    Ich steckte bis zur Nasenspitze in Schwierigkeiten, doch der Brechreiz war überwältigend genug, dass ich mir erst ein paar Minuten Zeit nahm, diesen wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Komm schon, Harry. So bringt das nichts. Benutze endlich deinen Kopf“, sagte ich mir.
    Zunächst einmal war ich noch am Leben, und allein diese Tatsache verriet mir einiges. Wenn Crane mich hätte umbringen wollen, hätte er mehr als genug Gelegenheiten dazu gehabt. Er hätte sich nicht mal um den Todesfluch Sorgen machen müssen, den ein Magier am Weg ins Jenseits auf seine Feinde schleudern konnte. Ohnmächtige Magier konnten auch nicht mit Todesflüchen um sich werfen. Ich atmete noch, was bedeutete …
    Ich schluckte. Was bedeutete, er hatte andere Pläne mit mir. Das schien auch nicht wirklich ein vielversprechender Gedanke, wenn ich damit beginnen wollte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Ich versuchte, Rawlins‘ Namen zu sagen, aber etwas arretierte meine Zunge, und es klang wie: „Naph-tha?“
    „Hier“, entgegnete Rawlins ruhig. „Wie geht es Ihnen?“
    „La tah yannah.“
    „Sie haben mich an die Wand gekettet“, sagte er. „Mit meinen eigenen verdammten Handschellen, und die Schlüssel haben sie mir natürlich auch abgenommen. Ich komme nicht zu Ihnen rüber. Tut mir leid.“
    „Wo siiiinn wie?“
    „Wo? Wo wir sind?“, fragte er.
    Ich nickte. „Ja.“
    „Sieht aus wie eine alte Autowerkstatt“, entgegnete er. „Verlassen. Wände aus Eisen. Übermalte Fenster. Ketten an den Türen. Verdammt viele Spinnweben.“
    „Waaaaa aff da Laaa?“
    „Das Licht? Eine große, alte Neonröhre.“
    „Jaana gaaaa?“
    „Ob jemand da ist?“, fragte Rawlins.
    „Gaaaa.“
    „Ein unheimlicher, kleiner Typ mit einem Mund wie ein Fisch. Redet nicht mit mir, selbst wenn ich ihn nett bitte. Er sitzt auf einem Sessel etwa einen Meter von Ihnen weg und tut so, als sei er ein Wachhund.“
    Zorn brach in einer Woge über mich herein, und mein Kopf begann noch heftiger zu pochen. Glau. Glau hatte am Steuer des Lieferwagens gesessen. Glau hatte meinen Hund getötet. Ohne mir dessen überhaupt bewusst zu sein, tastete ich gedanklich nach meiner Magie. Ich wollte genug Feuer rufen, um die fette kleine Kröte einzuäschern. Ich wand mich in entsetzlichen Schmerzen, als die Fesseln an meinen Handgelenken mit eisigen Dornen in mein Fleisch bissen und so jeglichen kohärenten Gedanken aus meinem Kopf fegten.
    Ich biss fest auf das Mundstück des Knebels und zwang mich, meine Macht ersterben zu lassen. Ich konnte nicht zulassen, dass meine Instinkte mein Tun kontrollierten, sonst würde ich nie heil aus dieser Situation entkommen. Es würde ein Zeitpunkt kommen, an dem ich nicht gezwungen war, meine Gefühle zu schlucken – aber dieser Zeitpunkt war noch nicht gekommen.
    „Warte“, versprach ich meiner Wut. „Warte ab. Jetzt muss ich klar denken, um meinen Häschern zu

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