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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Feinde gemacht, vom Rest des Hofes ganz zu schweigen.“
    „Ach, ich schlage mich so durch“, antwortete Thomas gedehnt. Dann stieß er die Pistole mit dem Fuß zu mir herüber.
    Cranes Augen weiteten sich überrascht, ehe sie sich zu Schlitzen verengten.
    Ich hob den Colt auf und überprüfte die Trommel. Ich konnte meine entstellte linke Hand zur Mitarbeit überreden, auch wenn es höllisch weh tat. Daran würde ich mich gewöhnen müssen, bis ich Zeit und Muße hatte, alles wieder an seinen angestammten Platz zu rücken. Meine Kopfschmerzen verdichteten sich zu einer nebulösen Qual, die es mir schwermachte, bei der Sache zu bleiben, als ich mich zu der Waffe hinunterbeugte. Aber das ignorierte ich ebenfalls, und ob ich schon wanderte im Tal der Schmerzen, fürchtete ich keine Gehirnerschütterung.
    Crane hatte alle sechs Patronen nachgeladen. Ich ließ die Trommel wieder einrasten, um ein Auge auf Rawlins zu werfen. Der Polizist sah alles andere als gut aus, was auch wenig verwunderlich war, wenn man seine Verletzungen und die Anstrengung bedachte, die ihn unsere Flucht und erneute Gefangennahme gekostet hatten.
    „Ist nicht so schlimm“, versicherte er leise. „Tut nur weh. Bin ziemlich fertig.“
    „Rühren Sie sich nicht von der Stelle“, riet ich ihm. „Wir holen Sie hier raus.“
    Er nickte und lag einfach nur da, während er mit halb geschlossenen Augen beobachtete, wie sich die Lage um ihn herum entwickelte.
    Ich stellte sicher, dass er nicht zu heftig blutete, erhob mich wieder, richtete die Knarre auf Crane und trat zwischen ihn und Rawlins.
    „Na, was läuft, Dresden?“, fragte Thomas.
    „Du hast dir ja ordentlich Zeit gelassen“, brummte ich.
    Thomas grinste, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Hast du eigentlich jemals die Bekanntschaft meines Vetters, Madrigal Raith, gemacht?“
    „Wusste doch, dass er nicht wie ein Darby aussieht“, sagte ich.
    Thomas nickte. „War das nicht der Streifen mit Janet Munro?“
    „Ja, und Sean Connery.“
    „Hab ich mir doch gleich gedacht“, sagte Thomas.
    Madrigal folgte diesem Austausch mit halb zusammengekniffenen Augen. Vielleicht spielten mir die Lichtverhältnisse einen Streich, doch irgendwie wirkte er bleicher, und seine markanten Gesichtszüge schienen auf gespenstische Weise noch schärfer. Vielleicht konnte ich mir aber auch nur jetzt, wo Thomas ihn als Vampir des Weißen Hofes entlarvt hatte, endlich einen Reim darauf machen, warum meine Instinkte während unseres ersten Gesprächs derart heftig angeschlagen hatten, um mich zu warnen. Außer Verachtung konnte ich kaum etwas in Madrigals Augen lesen, als er meinen Bruder unverwandt fixierte. „Du hast ja nicht die geringste Ahnung, in was du dich hier einmischst, werter Vetter. Ich werde dir meine Beute nicht einfach überlassen.“
    „Oh, und ob du das wirst“, sagte Thomas in seiner besten Zeichentrickoberschurkenstimme.
    Kochende Wut blitzte in Cranes Augen auf. „Treib es nicht zu weit, Vetter. Du würdest es bereuen.“
    Thomas ’ Lachen hallte voller Selbstsicherheit und Abscheu durch die Nacht.
    „Du könntest noch nicht einmal bewirken, dass Wasser bergab fließt. Verschwinde, solange du noch die Gelegenheit dazu hast.“
    „Sei kein Idiot“, antwortete Madrigal. „Hast du eigentlich die geringste Ahnung, was er wert ist?“
    „Reden wir von dem Geld, das die Währung in der Hölle ist?“, fragte Thomas. „Das ist nämlich die einzige Art Kohle, die du noch brauchen wirst, wenn du so weiter machst.“
    Madrigal zischte: „Du würdest jemanden aus der Familie kaltblütig ermorden? Ausgerechnet du?“
    Ich habe schon Standbilder gesehen, die ein schlechteres Pokerface als Thomas hatten. „Vielleicht hast du das Ganze ja selbst noch nicht durchschaut, Madrigal. Man hat mich verbannt, wie du dich sicher erinnerst. Ich gehöre nicht mehr zur Familie.“
    Madrigal musterte Thomas eine ganze Weile, bevor er fortfuhr. „Du bluffst.“
    Thomas sah mich übertrieben nachdenklich an. „Er glaubt, ich bluffe.“
    „Gib einfach nur Acht, dass er noch reden kann.“
    „Cool“, antwortete Thomas und schoss Madrigal in die Füße.
    Das Aufblitzen der Mündung und der Donner des Schusses peitschten durch die Dunkelheit, und zurück blieb Madrigal, der sich auf dem Boden wand und ein schwaches, schmerzverzerrtes Zischen ausstieß. Er hatte sich eingerollt, um die blutigen, zerfetzten Überreste seiner Füße und Knöchel zu umklammern. Blut, das ein paar

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