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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mich aufs Korn zu nehmen. Ich sauste wie ein Eichhörnchen herum, wobei ich darauf bedacht war, den Laster zwischen uns und den Kopf unten zu halten, damit er mir keine auf den Pelz brennen konnte. Mein Ziel war die Beifahrertür des Lasters. Vielleicht fand ich im Inneren des Trucks ja etwas, womit ich mich verteidigen konnte.
    Abgeschlossen.
    „Glau!“, donnerte Crane. Sein zweiter Schuss zerschmetterte die Scheibe des Beifahrerfensters des Pick-ups, und die Kugel pfiff nur wenige Zentimeter über meinem Kopf hinweg durch die Luft. Ich fasste nach oben, entriegelte die Wagentür und riss sie auf. Das Innere des Autos war übersät mit leeren Zigarettenpäckchen, auf den Boden geworfenen Burgereinwickelpapieren, zerdrückten Bierdosen, einem schweren Zimmermannshammer und drei oder vier gläsernen Bierflaschen.
    Perfekt.
    Ich klemmte mir den umwickelten Stahlgriff des Hammers zwischen die Zähne, klaubte die Bierflaschen zusammen und warf eine auf die andere Seite der Werkstatt hinüber. Sie zersprang mit einem lauten Splittern. Ich stand augenblicklich mit der nächsten, gezückten Flasche auf und warf sie mit soviel Wucht ich nur konnte.
    Der Aufprall der ersten Flasche hatte Crane bewogen, sich umzudrehen, um nach der Quelle dieses Geräuschs Ausschau zu halten. Auch wenn er nur eine Sekunde den Blick abgewandt hatte, reichte mir diese Ablenkung vollauf, um erneut zu werfen.
    Die Flasche überschlug sich ein paar Mal in der Luft, bevor sie in einer Explosion aus zerberstendem Glas in die Neonröhre donnerte. Funken regneten in einer plötzlichen elektrischen Entladung auf den Werkstattboden, dann senkte sich Finsternis wie eine schwere Decke auf uns herab.
    „Jetzt“, flüsterte ich Lasciel in Gedanken zu.
    Augenblicklich hob sich die Dunkelheit, und Linien und Flächen aus silbernem Licht umrissen die Werkstatt, den Laster, die Werkzeugkästen und Werkbänke, wie auch die Fenster und Türen und den Bolzen an der Wand, an den Rawlins festgekettet war.
    Natürlich konnte ich die Werkstatt nicht wirklich sehen, da kein echtes Licht an meine Augen drang. Was ich vor Augen hatte, war eine Illusion.
    Das Bruchstück von Lasciels Bewusstsein, das sich in meinem Gehirn eingenistet hatte, konnte alle möglichen vorgetäuschten Sinneseindrücke erschaffen, auch wenn ich sicher war, mich mühelos verteidigen zu können, wenn ich vermutete, dass sie mich auf diese Weise übers Ohr hauen wollte. Diese Illusion jedoch hatte nicht den Zweck, mich hinters Licht zu führen. Sie hatte sie hervorgerufen, um mir zu helfen. Sie hatte sich die Ausmaße und die Dimensionen der Werkstatt aus meiner Erinnerung gepickt und führte mir nun ein Illusionsbild vor Augen, um mir zu ermöglichen, mich im Dunklen fortzubewegen.
    Selbstverständlich war es alles andere als ein vollkommenes Trugbild. Es war einfach nur ein abstraktes Modell. Es würde mir nicht zeigen können, wenn sich im Raum etwas bewegte, bis ich mir daran die Nase blutig stieß – aber ich hatte auch nicht vor, allzu lange darauf zu vertrauen. Ich lief zu Rawlins hinüber.
    „Glau!“, donnerte Crane keine drei Meter von mir entfernt. „Sichern Sie die Tür!“
    Ich schleuderte die dritte Flasche direkt vor mir auf den Boden. Das war ein ziemlich bizarrer Anblick, da die Flasche bis genau zu dem Moment von silbrigem Licht umspielt war, an dem sie mir aus der Hand glitt. Von einer Sekunde auf die nächste verschlang die Finsternis sie vollständig, und sie zersplitterte in unmittelbarer Nähe meiner Füße auf dem Boden.
    Einen Augenblick erfüllte Stille die Werkstatt, einmal abgesehen vom Raspeln der Säge an Rawlins ’ Handschellen. Crane machte ein paar Schritte in meine Richtung und hielt inne. Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, spürte ich förmlich, wie er zögerte. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, diesmal aber von mir weg. Wahrscheinlich nahm er an, es habe sich nur um ein weiteres Ablenkungsmanöver meinerseits gehandelt. Meine Lippen verzogen sich zu einem wölfischen Grinsen, und ich schlich mit trotz der totalen Finsternis sicheren und forschen Schritten zu Rawlins hinüber.
    Ich erreichte die Stahlverstrebung mit dem Bolzen und fand Rawlins, der keuchend so schnell es nur ging vor sich hin sägte. Er fuhr fast aus der Haut, als ich ihn an der Schulter berührte. Ich nahm den Hammer in die Hand und flüsterte ihm zu: „Ich bin’s, Harry. Halten Sie den Kopf unten.“
    Er kam meiner Aufforderung nach. Ich blickte zu der silbrigen Illusion des

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