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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schillerte heller, je näher wir unserem Ziel kamen.
    Wir bogen ein letztes Mal ab.
    Mein Magen vollführte einen Satz, und ich hätte mich beinahe vor Grauen übergeben.
    Die grüne Nebelspur führte zu einem weißen, zweistöckigen Haus. Es war ein einladendes Gebäude, das wohl besser in einen freundlichen Vorort gepasst hätte als mitten in die drittgrößte Stadt Amerikas. Der Rasen war trotz der Hitze saftig grün. Ein weißer Lattenzaun. Kinderspielzeug.
    Der Nebel führte zunächst zum Lattenzaun. Drei scharfkantige Lücken klafften darin, wo etwas mit großer Wucht durch das Holz gebrochen war. Tiefe Fußabdrücke verschandelten den Rasen. Eine Replik einer alten, schmiedeeisernen Gasstraßenlaterne war in etwa einem Meter Höhe im rechten Winkel zur Straße abgeknickt. Die Tür war aus den Angeln gerissen und lag im Vorgarten. Der Minivan in der Einfahrt war zermalmt worden, als hätte jemand eine Abrissbirne darauf fallen lassen.
    Ich war nicht sicher, doch ich glaubte, Blut am Türstock zu erkennen.
    Auf dem hübschen Briefkasten stand in großen, fröhlichen Lettern „Die Carpenters“.
    Oh Gott.
    Oh Gott.
    Oh Gott.
    Ich hatte die Furchtfresser Molly auf den Hals gehetzt.

30. Kapitel
    I ch stieg aus dem Van , und vor lauter Bestürzung hatte ich nur Augen für das Werk der Zerstörung um mich herum. Das ergab keinen Sinn. Das ergab nicht den geringsten Sinn. Wie zur Hölle hatte das geschehen können? Wie in aller Welt hatte mein Zauber die Furchtfresser nur umlenken und ausgerechnet hierher senden können?
    Ich stand mit offenem Mund auf dem Bürgersteig. Die Straßenlaternen waren erloschen. Nur die Scheinwerfer des Minivans badeten die allgemeine Zerstörung in schummriges Licht, doch auch diese schaltete Thomas ab. Auf der Straße herrschte vollkommene Stille. Kein Menschenauflauf, kein einziger Polizist. Was auch immer hier passiert war, jemand hatte sich alle Mühe gegeben, die Nachbarn nicht aufzuscheuchen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur wie vom Blitz getroffen dastand. Ich fühlte, wie Mouse an meiner Seite Stellung bezog. Dann Thomas auf der anderen.
    „Harry?“, fragte er, und es klang, als stoße er die Worte bereits zum wiederholten Male aus. „Wo sind wir hier?“
    „Hier ist Michael zuhause“, wisperte ich. „Hier wohnt seine Familie.“
    Thomas zuckte zusammen. Er sah die Straße in beide Richtungen hinunter und meinte: „Diese Dinger sind hierher gekommen?“
    Ich nickte. Meine Knie fühlten sich wacklig an.
    Ich hatte mich im Leben noch nie so erschöpft gefühlt.
    Was auch immer hier gelaufen war, es war vorbei. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nichts mehr ausrichten, außer nachzusehen, ob jemand verletzt worden war, und darauf brannte ich nun wirklich nicht. Also stand ich einfach nur da und starrte das Haus an, bis Thomas meinte: „Ich werde hier draußen achtgeben, eine Runde ums Haus drehen. Vielleicht kann ich ja etwas herausfinden.“
    „Gut“, flüsterte ich. Ich schluckte. Mein Magen fühlte sich an, als hätte ich einen Riesensack Reißzwecken verschluckt. Das Einzige, was ich auf Gottes weiter Welt noch wollte, war, mich umzudrehen und davonzulaufen.
    Stattdessen schleppte ich meinen müden Arsch über den verwüsteten Rasen und durch die zerstörte Tür des Hauses. Mouse, der auf drei Beinen hinkte, folgte mir.
    An der Innenseite des Türstocks konnte ich Blutspritzer entdecken, die jedoch bereits eingetrocknet waren.
    Ich stapfte ins Innere des Hauses, durch den Flur ins Wohnzimmer. Möbel lagen überall verstreut, völlig demoliert und umgeworfen, auf dem Boden. Der Fernseher war umgestoßen, und über den Bildschirm flackerte weißes Rauschen. Leise Interferenzen hallten durch den Raum.
    Ansonsten herrschte im Haus vollkommene Stille.
    „Hallo?“, rief ich.
    Niemand antwortete.
    Ich ging in die Küche.
    Zettel mit Schulkram waren mit Magneten am Kühlschrank befestigt. Auf den meisten konnte ich krakelige Kinderhandschrift ausmachen. Ich entdeckte auch einige Wachsmalstiftzeichnungen. Eine zeigte ein Strichmännchen in einem Kleid. Darunter prangte in wackeligen Lettern: „Ich lieb dich Mama“.
    Oh Gott.
    Die Reißzwecken in meinem Magen verwandelten sich in Rasierklingen. Wenn ich schuld war, dass hier jemand verletzt worden war … ich hätte nicht gewusst, was ich hätte tun sollen.
    „Harry!“, rief Thomas von draußen. „Komm her!
    Seine Stimme war angestrengt, aufgeregt. Ich trat durch die Küchentür in den Hinterhof und sah, wie

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