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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Thomas von einem Baumhaus herabkletterte, das schmucker war als meine Wohnung und das jemand in den Ästen der alten Eiche hinter dem Carpenterhaus errichtet hatte. Er hatte sich eine bewegungslose Gestalt über die Schulter geworfen.
    Ich zückte mein Amulett und erweckte das Zauberlicht zum Leben, als Thomas den ältesten Sohn, Daniel, auf den Rasen des Hinterhofes gleiten ließ. Er atmete, doch er war bleich. Er trug Flanellpyjamahosen und ein weißes T-Shirt, das mit Blut durchtränkt war. Ich konnte einen Schnitt an einem seiner Unterarme erkennen; nicht tief, aber trotzdem eine ganz schöne Sauerei. Blaue Flecken prangten auf seinem Gesicht und einem Arm, und die Knöchel an seinen Händen waren aufgerissen.
    Michaels Sohn hatte auf etwas eingeprügelt. Es hatte ihm zwar wenig genützt, doch er hatte gekämpft.
    „Mantel“, sagte ich heiser. „Er friert.“
    Thomas zog sofort meinen Staubmantel aus und wickelte ihn um den Jungen. Ich legte seine Beine auf meinem Rucksack hoch. „Bleib hier“, bat ich Thomas. Ich ging ins Haus, holte ein Glas Wasser und brachte es nach draußen. Ich kniete mich hin und versuchte, den Jungen zu wecken, um ihm etwas Flüssigkeit einzuflößen. Er hustete schwach, nahm einen Schluck und blinzelte. Er schaffte es nicht, die Augen zu fokussieren.
    „Daniel“, flüsterte ich. „Ich bin’s, Harry Dresden.“
    „D... Dresden?“, stotterte er.
    „Ja. Der Freund deines Papas. Harry.“
    „Harry“, sagte er. Dann riss er die Augen auf und versuchte verzweifelt, sich aufzurichten. „Molly!“
    „Ruhig, ruhig“, mahnte ich ihn. „Du bist verletzt. Wir wissen nicht, wie schlimm. Bleib am besten ruhig liegen.“
    „Kann nicht“, flüsterte er. „Sie haben sie mitgenommen. Wir waren … ist Mami okay? Sind die Kleinen in Ordnung?“
    Ich kaute an meiner Unterlippe. „Ich weiß nicht. Hast du eine Ahnung, wo sie sind?“
    Er blinzelte mehrfach und stammelte: „Panikraum.“
    Ich runzelte die Stirn. „Was?“
    „O... Obergeschoss. Sicheres Versteck. Papa hat es gebaut. Für alle Fälle.“
    Ich wechselte einen Blick mit Thomas. „Wo ist er?“
    Daniel vollführte eine vage Geste mit der Hand. „Mama war mit den Kleinen oben. Molly und ich haben die Treppe nicht erreicht. Dort waren sie. Wir haben versucht, sie wegzulocken.“
    „Wer? Wer ‚sie’?“
    „Die Monster aus den Horrorfilmen. Der Reaper. Hammerhand.“ Er erbebte. „Die Vogelscheuche.“
    Ich stieß einen Fluch aus. „Thomas, bleib hier. Mouse, gib Acht.“ Ich erhob mich wieder und stapfte ins Haus, ging zur Treppe und ins Obergeschoß hinauf. Der Flur im oberen Stockwerk führte zu ein paar Schlafzimmern. Die Zimmer der ältesten Kinder befanden sich direkt gegenüber dem der Eltern. Je jünger die Kinder waren, desto näher befanden sie sich an Mom und Dad. Ich warf einen Blick in jeden Raum. Sie waren alle leer, doch die beiden, die der Treppe am nächsten lagen, waren auch übel zugerichtet worden. Zerrissenes Spielzeuge und zerborstene Kindermöbel waren kreuz und quer verstreut. Wenn ich mir nicht die Mühe gegeben hätte, sorgfältig zu suchen, wäre mir höchstwahrscheinlich der Zwischenraum zwischen der Wäschekammer und dem Schlafzimmer der Eltern nicht aufgefallen. Ich überprüfte den Kleiderschrank im Elternschlafzimmer, konnte jedoch nichts Außergewöhnliches entdecken. Dann öffnete ich die Tür zur Wäschekammer und fand die Regale in völliger Unordnung vor. Bettbezüge, Handtücher und Zudecken lagen wild über den Boden verstreut. Ich kauerte mich hin, hob das Amulett meiner Mutter und nahm das Ganze einmal genauer in Augenschein. Tatsächlich entdeckte ich einen Teil der Rückwand, der nicht eben mit der Ecke des Kämmerchens abschloss. Ich tastete mich mit einer Hand vor und berührte diesen Teil der Wand, wobei ich auch meine magischen Sinne durch meine Fingerspitzen fließen ließ.
    Ich spürte Macht. Es handelte sich nicht um einen Schutzzauber, jedenfalls um keinen, wie ich ihn jemals gesehen hatte. Es fühlte sich eher an wie ein gleichbleibendes Summen von Energie, was der Macht ähnelte, die mir schon einige Male aufgefallen war, als sie Michael umspielt hatte – die des Glaubens. Also wurde dieser Abschnitt der Wand doch von Magie geschützt.
    „Lasciel“, flüsterte ich. „Spürst du das?“
    Sie erschien nicht, doch ihre Stimme schallte durch meine Gedanken. „Ja, mein Gastgeber. Das ist das Werk von Engeln.“
    Ich stieß den Atem aus. „Echte Engel?“
    „Ja,

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