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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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komplette rituelle Reinigung und Meditation, doch der Tag hatte körperlich und auch auf andere Weise deutliche Spuren hinterlassen, also erachtete ich zumindest eine Dusche als unverzichtbare Vorbereitung für meinen Zauber. Ich wankte in mein Zimmer, zog mich aus, entzündete eine Kerze und sprang unter die Dusche. Kaltes Wasser prasselte auf mich ein. Ich rubbelte meine Haut, bis sie ganz rosa war, und wusch mir die Haare, bis meine Kopfhaut wund war.
    Die ganze Zeit über suchte ich nach einem stillen Plätzchen in meinen Gedanken, wo ich vor all den Schmerzen und den Selbstvorwürfen, vor der Furcht und den Sorgen geschützt war. Ich konzentrierte mich, mit meinen Sinnen nur das Duschen wahrzunehmen, und ohne jegliche bewusste Anstrengung verfiel ich in den gewohnten Bewegungsablauf des Rituals. Etwas völlig Alltägliches verwandelte sich in eine ästhetische, kontemplative Handlung, wie bei der japanischen Teezeremonie.
    Ich wollte nur noch ins Bett. Ich sehnte mich nach Schlaf. Wärme. Lachen. Ich griff mir diese Gefühle eines nach dem anderen und schlug sie in Gedanken an ein metaphorisches Kreuz, wo sie so lange baumeln sollten, bis meine Welt wieder ein Ort war, an dem ich mir solche Wünsche leisten konnte. Ein letztes Gefühl war aber ein zu großer Brocken. So sehr ich mir auch Mühe gab, es sickerte immer wieder in meine Gedanken ein. Die Jungfernfahrt Kleinchicagos war eine völlig unbekannte Größe in dieser Gleichung. Wenn ich alles richtig gemacht hatte, stand mir ein verdammt cooles Werkzeug zur Verfügung, um Dinge in meiner Stadt aufzustöbern.
    Wenn mir aber nur der kleinste Fehler unterlaufen war, war Molly tot. Oder schlimmer als tot, und ich würde herausfinden, was das Licht am Ende des Tunnels wirklich war.
    Dieser Angst konnte ich nicht entkommen. Sie war situationsimmanent.
    Also versuchte ich, Frieden mit ihr zu schließen. Angst konnte, wenn man richtig mit ihr umging, etwas Hilfreiches sein. Ich formte in meinen Gedanken einen ordentlichen kleinen Ort, eine Art psychologisches Katzenkistchen, und hoffte, die Angst würde nicht im ungünstigsten Moment herumzutoben beginnen.
    Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und schlüpfte wieder in meine weiße Robe. Die ganze Zeit über ließ ich meine Konzentration kein einziges Mal wanken. Ich hob Rucksack und Umschlag auf und stieg in mein Kellerlabor hinunter. Ich schloss die Tür hinter mir. Wenn sich Kleinchicago in eine Supernova verwandelte, sollten vorbeugende Zauber, die ich gewirkt hatte, um die freigesetzten Energien daran zu hindern, aus meinem Labor zu entkommen, den Schaden doch deutlich in Grenzen halten. Es war kein perfekter Plan, aber ich war auch nur ein Mensch.
    Das war ein verstörender Gedanke. Ich sah auf das Modell auf dem Tisch vor mir. Nur der kleinste Fehler. Auch nur ein Mensch.
    Ich legte den Umschlag am Rand des Tisches ab, stellte den Rucksack auf ein Regal und wanderte durch mein Labor, um die Kerzen mit Streichhölzern zu entzünden. Ein Zauber wäre zwar schneller und ordentlicher vonstattengegangen, doch ich wollte mir jedes noch so kleine Quäntchen magischer Kraft für den Hellsichtspruch aufbewahren. Also machte ich ein eigenes Ritual aus dem Anzünden der Kerzen, konzentrierte mich auf jede Bewegung, äußerste Präzision, das Zusammenspiel von Heiß und Kalt, Licht und Dunkel, Feuer und Schatten.
    Ich zündete die letzte Kerze an und wandte mich dem Modell zu.
    Die Häuser schimmerten silbern im Kerzenschein, und die Luft waberte vor lauter Energie, die ich in das Modell hatte fließen lassen. Das dünne Stimmchen meines gesunden Menschenverstandes in meinem Kopf richtete mir aus, dies sei eine verdammt schlechte Idee. Es belehrte mich, dass ich miserable Entscheidungen traf, weil ich Schmerzen verspürte und erschöpft war, und dass es doch viel klüger wäre, mich ein wenig auszuschlafen und mich an den Zauber zu machen, wenn ich größere Erfolgsaussichten hatte.
    Ich kreuzigte auch dieses Stimmchen. Es gab keinen Platz für Zweifel. Dann drehte ich mich zu dem Tisch und dem Kreis um, den ich in die Tischoberfläche eingelassen hatte.
    Lasciel erschien in ihrer üblichen weißen Tunika zwischen mir und dem Tisch. Ihr tiefrotes Haar war zu einem straffen Zopf zusammengefasst. Sie hob die Hände und flüsterte: „Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.“
    „Du“, meinte ich mit ebenso ruhiger, kühler Stimme, „bist fast so nervig wie plötzliche Telefonanrufe.“
    „Das ist doch

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