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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einigen Jahren vor Lasciel ab. Ich wollte verdammt sein, wenn ich jetzt einer Bande mörderischer Feenviecher die Gelegenheit bot, sich zu meinen Gefühlen durchzuknabbern.
    Ich sah über die Schulter, um mir ein Bild zu machen, wie sich meine Begleiter schlugen. Charity hatte ziemliche Probleme, in ihrer Rüstung und mit dem schweren Kriegshammer in ihren Händen über die Gebeine zu klettern, doch sie kämpfte sich mit grimmig entschlossenem Gesichtsausdruck vorwärts. Die Gebeine schienen Murphy, die sich knapp hinter ihr befand, weniger Schwierigkeiten zu bereiten. Thomas pirschte anmutig wie ein Panther in einem Baum hinter den Frauen her.
    Schließlich trat ich aus dem Tordurchgang in den Burghof. Das Innere der Bastion war abweisend und kalt, doch durch seine einfache Symmetrie auch auf eine gewisse Art schön. Entweder hatte man hier weder Räume noch Kammern errichtet, oder man hatte sie so in die Mauern geschlagen, dass ich ihre Eingänge nicht erkennen konnte. Treppenstufen führten zu den Wehrgängen auf den Wällen. Der Hof bestand aus glattem, ebenen, dunklen Eis. In der Mitte erhob sich ein Bergfried aus dem Boden, ein runder Wehrturm, an dessen Spitze eine zinnenbewehrte Brüstung prangte, von der man die Mauern und das Gelände unterhalb überblicken konnte.
    Auch in diesem Burghof herrschte eine undurchdringliche Stille, als sei dieser Ort nicht für lebende, sich regende, sich verändernde Wesen gedacht. Das Heulen des Windes außerhalb der Bastion und hoch über unseren Köpfen drang nicht bis zu uns herunter. Es war still wie im Grab eines Bibliothekars, und jeder einzelne Schritt hallte klar auf dem Eis wider. Die Mauern des Hofes warfen Echos zurück, und man konnte in diesen Lauten fast eine bedrohliche Missbilligung erahnen.
    Wie eine Welle, die nach ein paar Metern rasch verebbte, breiteten sich Knochen vor der Toröffnung aus. Nur noch vereinzelte Gebeinhaufen türmten sich danach im Burghof auf. Thomas glitt zu so einem Knochenberg hinüber und stocherte mit seinem Säbel darin herum. Die Klinge schrammte über einen Schädel, der zu groß war, als dass man ihn in ein Ölfass hätte stecken können. Er war zu grobschlächtig und schwer, um einen völlig menschlichen Eindruck zu machen.
    „Was zur Hölle war denn das?“, fragte Thomas mit verhaltener Stimme.
    „Höchstwahrscheinlich ein Troll“, antwortete ich. „Ein großer. Vielleicht vier, fünf Meter groß.“ Ich sah mich um. Ein halbes Dutzend weiterer gigantischer Schädel lag in den aufgetürmten Überresten verstreut. „Wartet mal einen Augenblick. Ich will herausfinden, womit wir es hier zu tun haben, bevor wir weitergehen.“
    Ich sah Charity an, dass sie mir am liebsten widersprochen hätte, doch stattdessen baute sie sich einige Meter entfernt auf und blickte wachsam in eine Richtung. Auch Thomas und Murphy schwärmten aus, um je eine andere Richtung im Auge zu behalten.
    Wild durcheinandergewürfelt mit den sterblichen Überresten der gefallenen Trolle fand ich zerschmetterte Eissplitter, die mich an verstreute Puzzlestücke von Waffen und Rüstungen erinnerten. Auf jedem dieser Bruchstücke konnte ich Reste feiner Filigrane und Verzierungen aus Gold, Silber und Juwelen ausmachen. Feenkunst. Sauteure Feenkunst. „Dreizehn. Diese Trolle haben zu Mab gehört“, murmelte ich. „Vor ein paar Jahren habe ich ein paar gesehen, die genauso gerüstet waren.“
    „Wie lange sind die schon tot?“, fragte mich Murphy leise.
    Ich grunzte zur Antwort und kniete nieder. Ich breitete die linke Hand über den Knochen aus und schloss die Augen. Ich konzentrierte all meine Aufmerksamkeit darauf, meine Sinne zu schärfen, egal ob die weltlichen oder die magischen. Ganz schwach konnte ich den tierischen Gestank eines Trolls ausmachen. Ich hatte nur wenige dieser großen Kerle aus nächster Nähe gesehen, doch man konnte diese hässlichen Burschen immer schon auf einen halben Kilometer Entfernung riechen. Verwesungsgeruch lag in der Luft, eher wie moderndes Holz als wie verrottendes Fleisch, und auch hier konnte ich Schwefel erschnuppern.
    Unter diesen Sinneseindrücken spürte ich ein leichtes Beben in der Luft, den übersinnlichen Nachhall des gewaltsamen Todes des Trolls. Ein Gefühl der Empörung und stumpfer Wut lag in der Luft, knapp gefolgt von selten gefühltem, dumpfen Entsetzen und einer Flut eingefrorener, scharfer Bilder brutalen Gemetzels, von Verwirrung, Furcht und sengenden Todesschmerzen.
    Meine Hand zuckte wie von

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