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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eisbedeckten Berge.
    „Nun“, sagte Thomas. „Das kann nichts Gutes bedeuten.“
    Charity biss sich auf die Lippe. „Molly.“
    „Ich dachte, du hättest gesagt, diese Mab wäre ganz schön mächtig und so, Harry“, warf Murphy ein.
    „Das ist sie auch“, antwortete ich grübelnd.
    „Wer hat dann bei diesem kleinen Schweinchen den großen bösen Wolf gespielt?“
    „Ich …“ Ich schüttelte meinen Kopf und fuhr mir über den Mund. „Ich habe langsam den Verdacht, ich bin dieser Situation nicht ganz gewachsen.“
    Thomas brach in wieherndes Gelächter aus, aus dem durchaus etwas Hysterie herauszuhören war. Er wandte sich von der Bastion ab und setzte sich glucksend hin.
    Ich warf ihm einen giftigen Blick zu und sagte: „Das ist nicht witzig.“
    „Aus meiner Sicht schon“, sagte Thomas. „Mein Gott, manchmal bist du echt armselig. Dir fällt das erst jetzt auf?“
    Ich starrte ihn weiter böse an. „Um deine Frage zu beantworten, Murph: Ich weiß nicht, wer das getan hat. Aber die Liste von Leuten, die dazu im Stande sind, ist kurz. Vielleicht wäre der Ältestenrat dazu in der Lage, wenn er alle Wächter im Schlepptau hätte, aber der ist im Augenblick beschäftigt. Außerdem müsste der Ältestenrat einen wahren Feldzug unternommen haben, um so weit zu kommen. Vielleicht hätten es die Vampire vollbringen können, wenn alle zusammenarbeiteten, aber das glaube ich nicht. Ich weiß es nicht. Möglicherweise hat Mab einem Gott ans Bein gepisst.“
    „Es gibt nur einen Gott“, sagte Charity.
    Ich wedelte mit der Hand und sagte: „Gut, einer Gottheit, wenn ich damit Ihrem Glauben weniger auf die Zehen steige. Aber es gibt sehr wohl Wesenheiten außer dem Allmächtigen, deren Macht bei weitem das übersteigt, was sonst noch auf Erden kreucht und fleucht.“
    „Zum Beispiel?“, erkundigte sich Murphy.
    „Alte griechische, römische und nordische Götter. Ein Haufen indianischer und afrikanischer Stammeswesen. Einige Götter der Aborigines; weitere aus Polynesien und Südostasien. Über den Daumen gepeilt eine Zillion Hindugottheiten. Aber die befinden sich seit Jahrhunderten im Tiefschlaf.“ Grübelnd sah ich nach Arctis Tor hinüber. „Ich kann mir nicht vorstellen, wodurch sich Mab deren Gegnerschaft zugezogen haben könnte. Das hat sie auch die letzten Jahrtausende vermieden.“
    „Außer natürlich“, dachte ich, „Maeve und Lily haben doch recht, und bei Mab ist tatsächlich die eine oder andere Schraube locker.“
    „Dresden“, sagte Charity. „Das ist Spekulation. Entweder wir gehen rein, oder wir verschwinden. Jetzt.“
    Ich knabberte an meiner Unterlippe und nickte. Dann kramte ich in meinen Manteltaschen, bis ich das winzige Fläschchen mit Blut, das mir Charity zur Verfügung gestellt hatte, gefunden hatte. Ich geisterte ein wenig durch die Felsen, bis ich einen Ort gefunden hatte, an dem ich einen Kreidekreis ziehen konnte. Ich ließ meine Macht in diesen Kreis fließen und wirkte meinen üblichen Suchzauber, den ich als wärmendes Gefühl auf meiner Haut wob. So kalt wie es war, würde es mir nicht das Geringste ausmachen, wenn ich mich dadurch etwas weniger gefriergetrocknet fühlte.
    Ich verwischte den Kreis und setzte den Zauber frei. Sofort spürte ich eine prickelnde Wärme an meiner linken Wange. Ich drehte mich in die entsprechende Richtung und sah geradewegs auf Arctis Tor. Ich ging fünfzig, sechzig Meter zur Seite, immer in Richtung der Wärme gewandt, um mein Ziel besser anzusteuern.
    „Sie lebt“, sagte ich zu Charity. „Sonst hätte der Spruch nicht funktioniert. Sie ist da drin. Gehen wir.“
    „Warten Sie“, sagte Charity. Sie sah mich verlegen an und meinte dann: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich vorher ein Gebet für uns alle spreche?“
    „Das kann nichts schaden“, erwiderte ich, „und im Moment nehme ich gerne jede Hilfe an, die ich nur irgendwie bekommen kann.“
    Sie neigte den Kopf und sagte: „Herr der himmlischen Heerscharen, stehe uns gegen diese Finsternis bei.“ Die ruhige Energie wahren Glaubens, die tief wie die Fundamente der Gebirge reichte, strich über mich. „Amen.“
    Murphy hatte ebenfalls ihr Haupt gesenkt und fiel in das Amen ein. Thomas und ich gaben uns alle Mühe, uns theologisch unsichtbar im Hintergrund herumzudrücken. Ohne weitere große Worte umrundete ich dann die gefrorenen, aufgetürmten Felsen und verfiel in einen leichten, gleichmäßigen Trab. Die anderen folgten mir.
    Etwa fünfzig Meter vor der Mauer

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