Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher

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Rücken haben. Wahrscheinlich muss ich um den ganzen Turm wandern, bis ich …“
    Dann teilte sich urplötzlich und ohne jegliche Vorwarnung das Eis des Turmes. Ein Torbogen erschien, und das Eis, das ihn verborgen hatte, verschmolz nahtlos mit dem Rest des Turmes. Im Inneren des Bauwerks konnte ich nur Schatten erkennen. Die Lichter, die dort spielten, trugen nur wenig dazu bei, ihn wirklich zu erleuchten. Dort drinnen erwartete uns nichts außer einer Wendeltreppe, die sich im Urzeigersinn den Turm hinaufwand.
    Mein Blick schweifte von dem Gang zu meinen eiskalten Fingern und wieder zurück. „Ich glaube, das nächste Mal klopfe ich einfach.“
    „Kommt schon“, sagte Charity. Sie hielt den Hammer in einer hohen Deckung, den Griff parallel zu ihrem Rücken, den schweren Kopf hoch erhoben, um ihn jederzeit herabschmettern lassen zu können. „Wir müssen uns beeilen.“
    Thomas und Murphy schlossen sich uns beim Turmeingang an.
    Das unterschwellige Gefühl, dass mir das alles irgendwie bekannt vorkam, wurde durch das Schrillen von Alarmglocken in meinem Kopf ersetzt. Traumdiebe waren Meister des Überraschungsangriffes. Wie der Chucky-Traumdieb, der uns angefallen war, als wir die Türen zum Kinosaal geöffnet hatten, wussten sie ganz genau, wie man sich in Stellung bringen musste, um einem Feind in den Rücken zu fallen, dessen Aufmerksamkeit abgelenkt war.
    Der sich plötzlich öffnende Eingang war eben so eine Ablenkung.
    Knochenhaufen um uns explodierten, und überall war urplötzlich Bewegung. Traumdiebe rasten auf uns zu. Es waren nicht bloß drei – es handelte sich um Dutzende.
    Die Traumdiebe hier in Faerie sahen nicht wie Ungeheuer aus Horrorfilmen aus. In ihrer wahren Gestalt waren sie nur vage menschenähnlich, sie ähnelten eher den schwer auszumachenden, wabernden Schatten um Mitternacht, von den gespenstisch weißen Augen einmal abgesehen. Hie und da erinnerten sie leicht an befremdende Monstrositäten. Ich sah hier eine Wolfskreatur auf zwei Beinen, dort einen riesengroßen Mann mit dem Kopf eines Warzenschweins. Doch die Salbe, die ich auf meine Augenlider gestrichen hatte, enthüllte das wahre Wesen der Illusionen und zeigte mir die Dinge unterhalb der Maske.
    Meine Magie hatte bisher eine eher durchwachsene Erfolgsquote gegen diese Kreaturen aufzuweisen, doch ich konnte viel mehr, als die Energie direkt gegen den Feind zu schleudern. Höllenfeuer folgte meinem Ruf, und die Runen auf meinem Stab flammten grell wie kleine Magnesiumfackeln auf. Diese Flammen erhellten den nächtlichen Burghof, ohne jedoch meine Kleidung oder mein Fleisch zu versengen. Wie ein unbändiger Fluss brandeten mein Wille und das Höllenfeuer durch meinen Körper, während ich meinen Stab über meinem Kopf im Kreis herumwirbeln ließ und „Ventas cyclis!“ schmetterte.
    Das sog die heulenden Winde in den stillen Burghof herab, als hätte ich sie von einer unsichtbaren Decke herabgerissen. Sie ballten sich um meinen kreisenden Stab, und in ihnen zuckten Blitze von derselben Farbe wie die gleißenden Runen im Holz. Ich brüllte auf und schleuderte die Winde, doch nicht auf die heranstürmenden Traumdiebe, sondern auf die Knochen, die zwischen ihnen und mir auf dem Boden verstreut lagen.
    Mit einem wehklagenden Heulen riss die Sturmböe die Gebeinsplitter vom Boden hoch. Es bildete sich plötzlich ein Wirbelsturm aus zerbrochenen Knochen und zerborstenen Rüstungen, der wie ein dichter Vorhang vor mir seine Kreise zog. Die Traumdiebe, die sich bei ihrem Angriff an die Spitze gesetzt hatten, waren nicht schnell genug, dieser Wolke auszuweichen, und der Knochentornado begann, sie in Stücke zu reißen und ihre Gliedmaßen zu zerschmettern, wo die rasiermesserscharfen Knochen- und Eissplitter sie nicht in Streifen schnitten. Die Traumdiebe, die ihnen auf den Fersen folgten, kamen schlitternd zum Stehen und fauchten überraschend laut vor Wut im Chor.
    Thomas rief mir etwas zu, und ich vernahm schwere Schritte. Ein weiterer Traumdieb, der um einiges größer war, stapfte um die Rundung des Turmes. Um ihn waberte das Phantomabbild des Reapers. Einen Herzschlag später stürzte sich ein weiterer aus der entgegengesetzten Richtung auf uns, um den ich noch verschwommen die Umrisse von Hammerhand erkennen konnte, eine fast schon grotesk mit Muskeln bepackte Gestalt, aus deren Ärmeln schwere, schwarze Hammerköpfe ragten.
    „In den Turm!“, donnerte ich.
    Der Reaper erreichte Thomas und hob den Arm. In seiner wahren Gestalt