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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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selbst vor diesen Phantomeindrücken zurück, und für einen Sekundenbruchteil meldete sich die Erinnerung an meine eigene Verbrennung fast greifbar wieder zurück. Zischend stieß ich den Atem durch die Zähne aus, presste mir die Hand auf den Bauch und verbannte den nur allzu wirklichen Geist dieser Schmerzen aus meinen Gedanken.
    „Harry?“, fragte Murphy.
    Was zur Hölle? Der Eindruck, den dieser Tod hinterlassen hatte, war so scharf, so eindringlich, dass mir tatsächlich Bruchstücke der Erinnerung des Trolls zuteil geworden waren. Das war mir noch nie passiert. Natürlich hatte ich auch noch nie versucht, im Niemalsland solche Schwingungen zu erfühlen. Es ergab durchaus Sinn, dass die Essenz der Geisterwelt hier fühlbarere psychische Abdrücke hinterließ.
    „Harry?“, sagte Murphy erneut. Diesmal war ihre Stimme um einiges nachdrücklicher.
    „Mir geht es gut“, stieß ich durch zusammengebissene Zähne hervor. Der Abdruck war um einiges klarer gewesen als alles, was ich in der wahren Welt bisher gesehen hatte. In Chicago wäre er höchstens ein paar Sekunden alt gewesen. Hier aber …
    „Ich kann euch nicht sagen, wie alt diese Knochen sind“, meinte ich. „Meiner Meinung nach nicht besonders alt, aber ich bin mir nicht sicher.“
    „Das muss doch schon vor Wochen geschehen sein“, warf Thomas ein. „Es dauert länger, bis Knochen so sauber sind.“
    „Hier ist alles relativ“, antwortete ich. „In Faerie kann es geschehen, dass Zeit an verschiedenen Orten ungleich schnell vergeht. Gut möglich, dass diese Knochen schon seit Jahrtausenden hier liegen, was die lokale Zeit angeht. Oder erst seit zwanzig Minuten.“
    Thomas brummte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und schüttelte den Kopf.
    „Was hat sie getötet, Harry?“, fragte Murphy.
    „Feuer. Sie sind verbrannt“, antwortete ich. „Bis auf die Knochen.“
    „Könntest du so etwas?“, wollte Thomas wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich könnte keine solche Hitze erzeugen. Nicht im Herzen des Winters.“ Nicht einmal mit Höllenfeuer. Die Überreste von über tausend Lebewesen lagen hier verstreut. Ich hatte einmal die Kontrolle verloren und ein paar Vampire – und vielleicht auch einige ihrer Opfer – geröstet, aber selbst dieses Inferno hätte hier nur einen Bruchteil der gefallenen Verteidiger von Arctis Tor verschlungen.
    „Wer war es dann?“, wunderte sich Charity.
    Ich konnte ihr keine Antwort geben. Ich erhob mich wieder und stieß einen kleineren Schädel mit meinem Stab an. „Die kleineren waren Goblins“, erklärte ich. „Fußvolk.“ Ich rollte mit meinem Stab einen von der Größe zu einem Troll passenden Hüftknochen zur Seite. Ein gigantisches Schwert, das auch aus schwarzem Eis bestanden hatte, lag zersplittert darunter. „Die Trolle waren ihre persönliche Leibwache.“ Ich wies auf den Toreingang. „Vielleicht haben sie ihren Rückzug zum Turm gedeckt. Einige sind auf dem Weg hierher gefallen. Der Rest hat sich unterhalb des Turmes gesammelt, um sich dem Feind zu stellen. Hier sind sie gestorben.“
    Ich wanderte herum, um herauszufinden, was mir mein Suchzauber verriet und peilte dessen Ziel abermals an. „Molly befindet sich im Turm“, brummte ich.
    „Wie kommen wir da hinein?“, fragte Murphy.
    Ich starrte die spiegelglatte Oberfläche des Turmes an. „Äh“, antwortete ich redegewandt.
    Charity sah mir über die Schulter und nickte Richtung Turm. „Sehen Sie hinter diesen Trollen nach. Wenn sie tatsächlich einen Rückzug gedeckt haben, sollten sie in der Nähe des Eingangs liegen.“
    „Vielleicht“, sagte ich. Ich stapfte zum Turm hinüber und musterte das schwarze Eis mit gerunzelter Stirn. Ich fuhr mit der Hand über die Oberfläche und versuchte, so Ritzen oder sonst irgendeine Spur eines verborgenen Eingangs zu erkennen. Meine Sinne waren darauf gepolt, Magie zu entdecken, die einen Eingang verbergen konnte. Plötzlich beschlich mich das Gefühl, dass das schwarze Eis und die Lichter, die darin spielten, am Leben und auf mich aufmerksam geworden waren, und sie mochten mich kein bisschen. Ich fühlte fremdartigen Hass, kalt und geduldig. Ansonsten brachten mir meine Anstrengungen abgesehen von halberfrorenen Fingern nicht das Geringste ein.
    „Hier ist nichts“, verkündete ich und klopfte mit den Knöcheln an die Flanke des Turmes, was den dumpfen Widerhall eines äußerst massiven Gegenstandes hervorrief. „Vielleicht wollten die Trolle im Kampf auch nur etwas Solides im

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