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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eindringlicher Stimme.
    Ich hatte nicht mitbekommen, wie Charity auf dem Boden aufgekommen war, doch nun rutschte sie wie ein Baseballspieler über die Turmkrone. Dank all dem Feuer, das ich um mich geworfen hatte, war das dunkle Eis mit einer glitschigen Schicht Schmelzwasser überzogen, und der Schwung ihrer vorherigen Bewegung trug sie mit einer langsamen Sicherheit auf die Kante der Brüstung zu.
    Ich drehte mich um, um in ihre Richtung zu laufen, doch dann benutzte ich das letzte Gramm Grips in meinem Schädel für die Meisterleistung, mir auszuknobeln, dass ich es ihr nur gleichtun und in dieselbe missliche Lage geraten würde, sollte ich das tun. Stattdessen ließ ich mich auf alle Viere hinabsinken und krabbelte mit meinem ausgestreckten Magierstab vorwärts. Ihre Füße ragten bereits über die Kante der Brüstung als ich nahe genug an sie heran kam um sie zu erreichen. Sie schaffte es, das eine Ende meines Stabes mit ihren Fingern zu umklammern, während ich das andere krampfhaft festhielt, damit sie nicht weiterrutschte. Dann begann ich, mich äußerst langsam und vorsichtig zurückzuziehen. Das schwarze Eis der Mauerkrone verhärtete sich im Nu wieder, als wäre es nie geschmolzen, und ich zog Charity von ihrer ersten, unfreiwilligen Lektion im Fallschirmspringen ohne Fallschirm zurück.
    Sobald sie in Sicherheit war, wandten wir die Köpfe, um nach Molly zu sehen. Das Mädchen lag bewegungslos am Boden, atmete aber noch. Ich rollte mich auf den Rücken, bis ich wieder einigermaßen gleichmäßig atmete. Charity erhob sich und ging zu Molly. Ich folgte ihr nicht. Das war sicher nicht der Augenblick, den sie unbedingt mit mir teilen wollte.
    Ich sah mich um und hielt die Augen nach etwaigen Problemen offen. Charity kniete sich neben die junge Frau und umschloss sie mit den Armen, als wäre sie ein kleines Kind. Sie presste Molly an sich und wiegte sanft ihren Oberkörper. Ihre Lippen murmelten dabei ständig vor sich hin. Einen Augenblick lang befürchtete ich, das schiere Entsetzen und das erlittene Trauma hätten Molly zu weit getrieben, um sie noch zurückzuholen. Doch dann erschauderte sie und öffnete blinzelnd die Augen. Sie begann, leise in sich hineinzuweinen und lehnte sich an ihre Mutter.
    Ich hörte hinter mir ein Stöhnen und fuhr herum, wobei ich mich auf alles vorbereitet mit dem Sprengstock in der Hand hinkauerte.
    Die Skulptur des Gekreuzigten stöhnte erneut. Auch wenn er immer noch gekreuzigt und auf furchtbare Weise halb verfault war, hatten meine Feuerzauber, die Lilys außergewöhnliche Macht noch zusätzlich verstärkt hatte, die Fesseln um sein linkes Handgelenk geschmolzen, und nun baumelte sein linker Arm ohne Knochen auf groteske Art im unablässig heulenden Wind. Ich hatte noch nie menschliches Fleisch zu Gesicht bekommen, das so übel zugerichtet worden war. Seine Finger, Handgelenke und Unterarme waren längst Erfrierungen zum Opfer gefallen. Das Blut wurde im gleichen Moment vergiftet, in dem es durch die Gliedmaßen drang, und sein Fleisch war auf abstoßende Weise angeschwollen. Trotzdem konnte ich erkennen, dass eine dicke Narbenschicht seinen gesamten Arm bedeckte. Brandnarben. Messernarben. Narben davon, dass man mit brutaler Gewalt Fleisch aus seinem Körper gerissen und die Wunden sich selbst überlassen hatte, sodass sie nie richtig ausgeheilt waren.
    Ich hatte selbst schon einiges einstecken müssen. Aber der Arm dieses armen Teufels hatte mehr mitgemacht als mein gesamter Körper.
    Fast gegen meinen Willen schritt ich zu dem Baum hinüber. Das Haar des Mannes hing wie dichtes Flechtengewirr um sein gesenktes Haupt. Teile davon waren hellbraun, andere dunkelgrau, wieder andere spröde und weiß. Ich streckte eine Hand aus und strich das Haar aus dem Gesicht des Mannes. Danach hob ich sein Haupt ein wenig. Sein Bart war ebenso lang und ekelhaft wie sein Haar. Sein Gesicht sah völlig ausgezehrt aus, und irgendwie beschlich mich der Verdacht, dass er seine Züge vor Schmerz derart verzerrt hatte, dass dies auch Schaden hinterlassen hatte, auch wenn man keine Narben wie an seinen Armen ausmachen konnte. Seine Augen waren offen, doch milchig weiß und vollständig blind.
    Ich erkannte ihn. „Lloyd Slate“, flüsterte ich. „Der Ritter des Winters.“
    Das letzte Mal, dass ich Lloyd Slate gesehen hatte, war nach der Schlacht um den Hügel der Steintafel gewesen, einer Art OK Corral für die Feenhöfe, wenn sie beschlossen, diplomatische Beziehungen mit der Gegenseite

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