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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Hornstöße und das Geheul wurden immer zahlreicher und lauter.
    „Sterne und Steine“, stöhnte ich. Ich sah zu Lea hinüber und sagte: „Die Macht, die ich hier eingesetzt habe. Das ist der Grund hierfür, nicht wahr?“
    „Natürlich“, sagte Lea.
    „Heilige Scheiße!“, sprudelte Thomas hervor, der wie eine erschreckte Katze einen Satz nach hinten vollführte, als das, was er für eine Skulptur gehalten hatte, sich plötzlich regte und sprach.
    „Thomas, das ist meine Patentante Lea“, sagte ich. „Lea, Th…“
    „Ich weiß, wer er ist“, flüsterte Lea. „Ich weiß, was er ist. Ich weiß, wem er gehört.“ Ihre Augen zuckten wieder zu mir zurück. „Du hast in Arctis Tor, dem Herzen des Winters, die Kraft des Sommers beschworen. Als du das getan hast, haben alle, die dem Winter angehören, dies als Todesqual gespürt, und nun sind sie auf dem Weg hierher, um dich zu erschlagen oder zu vertreiben.“
    Ich schluckte. „Äh. Wie viele?“
    Das wahnsinnige Blitzen glomm erneut in ihren Augen auf. „Der gesamte Winter, mein Kind. Wir alle.“
    Scheiße.
    „Charity!“, rief ich. „Wir gehen!“
    Charity nickte und erhob sich, wobei sie Molly stützte, auch wenn sich das Mädchen aus eigener Kraft fortbewegen konnte. Wenn Molly sich nach wie vor eingemauert und ihren Verstand vor der Welt verschlossen hätte, wäre es verdammt haarig geworden, sie den Turm hinunterzuschaffen. Molly und ihre Mutter machten sich an den Abstieg über die Treppe.
    „Thomas“, sagte ich. „Schau, ob du etwas Eis weghacken kannst, ohne ihr weh zu tun.“
    Thomas fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ist das eine gute Idee? Ist sie nicht diejenige, die versucht hat, dich in ein Schoßhündchen zu verwandeln?“
    „Einen Bluthund“, murmelte Lea, deren Blick aufgeregt durch den Raum zuckte. „Das ist ein großer Unterschied.“
    „Sie war mit Mama befreundet“, wisperte ich Thomas leise zu.
    „Das war mein Vater auch“, sagte Thomas. „Sieh dir nur mal an, wie das ausgegangen ist.“
    „Dann gib mir deinen Säbel, und ich mache es selbst. Ich lasse sie nicht zurück.“
    Lea stieß plötzlich einen dumpfen Laut aus.
    Ich musterte sie mit gerunzelter Stirn. Ihre Augen quollen hervor, und ihr Gesicht verzerrte sich vor offensichtlichem Schmerz. Ihr Mund bewegte sich, und ihre vollen Lippen bebten und verzogen sich. Alle paar Sekunden drang ein tierhaftes Grunzen aus ihrer Kehle. Die Finger ihrer freien Hand krümmten sich zu Klauen. Dann sackte sie in sich zusammen, und als sie ihren Blick erneut mir zuwandte, waren die Augen wieder die meiner Patentante; ein Anteil Lust, ein Anteil kühle, katzenhafte Gleichgültigkeit, ein Anteil gnadenloses Raubtier.
    „Kind“, sagte sie schwach. „Du darfst mich nicht befreien.“
    Ich starrte sie verdattert an. „Weshalb nicht?“
    Sie biss die Zähne zusammen und sagte: „Man kann mir nicht trauen. Es ist noch nicht Zeit. Ich könnte das Versprechen nicht einlösen, das ich deiner Mutter gab, wenn du mich jetzt befreist. Du musst gehen.“
    „Trauen?“, fragte ich.
    „Keine Zeit“, sagte sie mit sichtlicher Anstrengung. „Ich kann es nicht lange daran hindern, Kontrolle über …“ Sie schauderte und senkte ihren Kopf. Einige Sekunden später hob sie ihn wieder, und der Wahnsinn war in ihre Augen zurückgekehrt. „Warte“, stieß sie mit zänkischer Stimme hervor. „Ich habe es mir anders überlegt. Befreie mich!“
    Ich wechselte einen Blick mit Thomas, und wir traten beide vorsichtig einen Schritt zurück.
    Leas Gesicht verzerrte sich vor Wut, und sie stieß ein Heulen aus, das die Eiszapfen um uns herum klirren ließ. „Befreie mich!“
    „Was zum Geier geht hier vor sich?“, fragte mich Thomas.
    „Äh“, antwortete ich. „Verrate ich dir, wenn wir unwiderruflich die Fliege gemacht haben.“
    Thomas nickte, und wir eilten gemeinsam zur Treppe. Ich warf einen letzten Blick über die Schulter. Der Brunnen wuchs schon wieder zu alter Pracht empor, als Wasser zu Eis gefror. Eine dünne Eisschicht hatte sich bereits wieder über Lea gebildet. Ich fröstelte und wandte den Blick ab, direkt zu Lloyd Slate, der im Delirium lag. Das verlieh mir noch zusätzlichen Ansporn, mich zu beeilen.
    Dann, für den Bruchteil einer Sekunde, kurz bevor wir die Turmkrone endgültig verlassen hatten, stach mir noch etwas ins Auge. Ein Strahl Mondlicht, der in den von vorbeiziehenden Wolken geworfenen Schatten tanzte und zuckte, fiel auf die Statuen der drei adeligen

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