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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Sidhe. In dem diffusen Licht sah ich, wie sich eine der Skulpturen bewegte. Ihr Kopf wandte sich mir zu, als ich floh, und unter dem Weiß der Marmoraugen blitzte kurz Saphirgrün von derselben Farbe wie Mabs Augen durch.
    Nicht nur dieselbe Farbe.
    Mabs Augen.
    Die Figur zwinkerte mir zu.
    Die sich nähernden Feen waren immer deutlicher zu hören, was mich daran erinnerte, dass mir nicht die Zeit blieb, dem auf den Grund zu gehen. Also lief es mir einfach nur kalt den Rücken hinunter, als ich neben Thomas die Stufen hinabhastete und die Turmkrone, die Gefangenen – und vielleicht die Herrin dieser Festung – hinter mir zurückließ. Ich musste mich darauf konzentrieren, uns alle in einem Stück wieder zu Lilys Riss zu führen, also schob ich alle Fragen, die durch meinen Kopf geisterten, für den Augenblick in den letzten Winkel meines Hinterstübchens.
    Kurze Zeit später stapften wir wieder bis zu den Knien durch den Schnee, während ich die letzten Reste der Kraft, die ich aus Lilys Schmetterling gewonnen hatte, dazu verwendete, uns alle vor Unterkühlung zu bewahren.
    Ich setzte mich an die Spitze, während die alptraumhafte Symphonie an Tierschreien, Hornstößen und Heulen sich immer dichter um uns schloss.

40. Kapitel
    B ehütet von der Huld der Dame des Sommers flohen wir aus Arctis Tor. Der Wind heulte außerhalb der Festung viel lauter und peitschte immer dichter werdende Wolken aus Nebel, Schnee und Eis in die Luft. Vom Wind noch halb verschluckt konnte ich die Rufe all jener Dinge, die in Finsternis und Kälte gediehen, immer deutlicher und näher ausmachen. Ich vernahm Hörner und Trommelschläge, so roh und urtümlich, dass in mir ein Entsetzen emporstieg, das nichts mehr mit rationalem Verstand zu tun hatte, sondern auf reinen Instinkten beruhte.
    Ich erkannte auch den Ruf des persönlichen Horns des Erlkönigs, das ich nie und nimmer mit einem anderen Instrument hätte verwechseln können.
    Ich wechselte mit Thomas einen eiligen Blick. Mein Bruder blickte mit verzogenem Gesicht zu mir herüber. „Weiter!“, rief er.
    „Ach was“, giftete ich.
    Direkt hinter mir keuchte Murphy: „Um was geht es?“
    „Erlkönig“, erklärte ich ihr. „Echt schlimmer Finger. Er will mich fressen.“
    „Warum?“, wollte sie wissen.
    „Na ja. Ich traf ihn mal“, erwiderte ich.
    „Ah“, antwortete Murphy. Selbst wenn sie noch so außer Atem war, schaffte sie es doch, dass dieses Möchtegernwort trocken klang. „Letzten Oktober?“
    „Ja. Er findet, ich hätte ihn beleidigt.“
    „Du bist doch nie vorlaut, Harry. Muss jemand gewesen sein, der dir ähnlich sieht.“ Sie zog eine schmerzverzerrte Grimasse und griff sich an den Gürtel, wobei sie bedenklich wankte. In dem zähen Leder klaffte ein langer, offener Schnitt, wo eine Klaue oder Klinge beinahe ihr Ziel getroffen hätten. Der Gürtel gab nach, und das übergroße Kettenhemd, das sie trug, rutschte an ihr hinunter, wickelte sich um ihre Beine und brachte sie fast zum Stolpern. „Verflucht.“
    „Halt“, rief ich, bevor Murphy fallen konnte, und wir kamen taumelnd zum Stehen. Molly wäre fast der Länge nach in den Schnee gestürzt.
    „Wir können hier nicht einfach so herumtrödeln!“, rief Thomas.
    „Charity, Murphy, wir müssen so schnell wie möglich Land gewinnen. Weg mit den Rüstungen!“ Ich riss mir den Staubmantel vom Leib und wand mich wie ein Aal aus meinem eigenen Kettenmantel. Diesen warf ich Thomas zu.
    „He!“, rief er beleidigt und warf mir einen giftigen Blick zu.
    „Lasst die Rüstung nicht liegen!“, mahnte ich. „Thomas wird sie tragen.“
    „Was?“, wollte er wissen. „Warum?“
    „Du bist stark genug, dass es dich nicht zu sehr behindert“, antwortete ich und schlüpfte wieder in meinen Mantel. „Ich wage nicht, derart viel Eisen hier in der Gegend herumliegen zu lassen.“
    „Warum nicht?“
    Ich sah, wie Murphy sich aus ihrer Rüstung schälte, um dann Molly zu stützen, damit Charity ihrem Beispiel folgen konnte. „Hättet ihr es vielleicht gerne, wenn Gäste Atommüll in eurem Wohnzimmer vergammeln lassen, wenn sie aus eurer Wohnung verschwinden?“
    „Oh“, sagte er. „Gutes Argument. Denn wir wollen ja niemanden verärgern.“ Er rollte die Kettenhemden zu einem Bündel zusammen, das er dann mit einem Gürtel verschnürte und sich über die Schulter warf.
    Die Jagdrufe, das Heulen und der Klang der Hörner wurden lauter, auch wenn sie jetzt fast vollständig in unserem Rücken oder zu unseren

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