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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zusätzlich zu verkomplizieren, hatte ich überwiegend Erfahrung im Fechten gesammelt – einem Kampfstil, bei dem lange, dünne Klingen zum Einsatz kamen; eine ganze Menge eleganter Ausfälle und Stiche. Charitys Schwert wäre auf dem Filmset von „Conan“ wahrscheinlich bestens aufgehoben gewesen, und ich kannte mich auch nur im Ansatz mit schweren Hiebwaffen aus. Ich hatte zwei Vorteile als Fechter. Erstens war ich verdammt schnell, vor allem für einen Typen von meiner Größe. Solange jemand nicht über unmenschliche Geschwindigkeit verfügte, geriet ich nicht so schnell ins Hintertreffen. Zweitens hatte ich echt lange Arme und Beine, und mit einem Ausfallschritt konnte ich wahrscheinlich ein Ziel im Nachbarstaat treffen.
    Also spielte ich meine Stärken aus. Ich brüllte den heranstürmenden Ogern meinerseits ins Gesicht, und als ein keulenschwingender Unhold in meine Nähe kam, vollführte ich einen geduckten, schnellen Satz nach vorne und rammte gut dreißig Zentimeter kalten Stahl in seine baumelnden Bällchen. Ich drehte das Schwert in der Wunde um, rollte mich zur Seite ab und zog die Waffe wieder zurück. Die Keule donnerte in den Schnee, wo ich mich soeben noch befunden hatte. Feuer schoss wie ein Springbrunnen aus dem Schritt des Ogers. Er kreischte auf und rannte vor Schmerzen und Panik im Kreis, was die nachfolgenden Ungeheuer aus dem Konzept brachte. Sie wurden langsamer, bis ihr verwundeter Kamerad einen wehklagenden Schrei ausstieß und vornüber in den Schnee kippte. Dort verschlangen ihn die Flammen des kalten Eisens. Die Oger starrten ihren gefallenen Kumpan an.
    Tja, irgendwie war es Jacke wie Hose, ob man eine Fee, ein Sterblicher oder ein garstiges Ungetüm war. Wenn zwischen den eigenen Beinen etwas baumelte und man das auch einbüßen konnte, veranlasste einen so ein Anblick, sich ernsthaft Gedanken über das Wohlergehen der eigenen Kronjuwelen zu machen.
    Ich fletschte die Zähne in Richtung der Oger, und Ogerblut zischte auf dem Stahl der geliehenen Klinge. Ich wandte ihnen kein einziges Mal den Rücken zu, als ich mich vorsichtig rückwärts den Abhang hinauf zurückzog. Ein Spannen wie von einem brennenden Band über meinen Brustkorb erinnerte mich an meine Verletzungen. Wenig später hatte ich Thomas erreicht, der sich gerade aufsetzte. Er war gegen einen Felsen gedonnert, und über einem seiner Augen bildete sich bereits eine mächtige Beule. Er war immer noch zu durcheinander, um aufzustehen.
    „Verdammt“, knurrte ich. Meine linke Hand war nicht stark genug, ihn zu packen und den Abhang hinaufzuschleifen. Wenn ich jedoch meine Rechte benutzte, wäre wiederum das Schwert in meiner schwachen Hand, und ich würde keinen von uns beiden verteidigen können. „Steh auf!“
    Die Oger gerieten wieder in Bewegung, um sich erneut auf uns zu stürzen.
    „Thomas!“, donnerte ich, hob das Schwert und funkelte die Oger böse an, als mein Schatten plötzlich zwischen uns über den Boden flackerte.
    Jetzt mal halblang. Mein Schatten tat was?
    Es kostete mich einige Sekunden, bis ich begriff, dass eine neue Lichtquelle den tanzenden Schatten warf, und dann raste eine Perle aus sengendem Feuer, nicht größer als ein Erdnuss-M&M, über meine Schulter hinweg und prallte gegen die Brust des nächststehenden Ogers. Sommerfeuer warf das Ungetüm zu Boden, bevor es auch nur aufschreien konnte, und begann, ihm das Fleisch von den Knochen zu fressen.
    „Ich habe ihn!“, rief Fix, den ich aus dem Augenwinkel mit einem Schwert in der Hand ausmachen konnte. Er hatte eine Schulter unter Thomas’ Arm geschoben und hievte ihn mit mehr Kraft hoch, als ich dem kleinen Kerl zugetraut hätte. Der Sturmangriff der Oger kam zum völligen Stillstand. Ich schob meinen Stab in den Gürtel, der das Bündel aus Kettenhemden zusammenhielt, das zuvor Thomas geschleppt hatte, hievte es ungeschickt über meine Schulter, und wir zogen uns weiter zum Riss zurück, ohne jemals die Oger aus den Augen zu lassen. Diese drückten sich gerade noch sichtbar im Schneegestöber herum, bedrohten uns aber nicht mehr.
    „Pass auf, wo du hintrittst“, warnte mich Fix.
    Dann fühlte ich, wie mich ein Beben in der Luft umgab, und ich trat in eine tropische Sauna.
    Ich fand mich auf der schmalen Bühne wieder, die mir bereits zuvor vor der Leinwand in Pells heruntergekommenem Kino ins Auge gestochen war. Ich trat zur Seite, und im selben Atemzug kamen Fix und Thomas durch den Riss.
    Lily stand im Gang darunter und hatte ihr Gesicht

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