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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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später jemand anderes tun. Was jedoch noch schlimmer war: Die Magie, die sie eingesetzt hatte, um die Gedanken anderer Menschen zu verdrehen, hatte auch Einfluss auf sie genommen, und es war gut möglich, dass sie bereits eine ernstzunehmende Gefahr für sich selbst und andere darstellte. Sie konnte genauso in den Wahnsinn abgleiten wie der Junge, dessen Hinrichtung ich ein paar Tage zuvor als Vorspiel für dieses Malheur mit angesehen hatte.
    Wenn ich sie vor den Rat schleifte, würde ich die Verantwortung für ihren Tod tragen.
    Wenn nicht, war ich verantwortlich für alle, die in Zukunft zu Schaden kommen würden.
    Ich wünschte mir sehnlichst, nicht ganz so fertig zu sein. Vielleicht wäre mir dann ein Ausweg eingefallen. Doch im Augenblick musste ich diesen Gedanken wohl oder übel auf den nächsten Tag verschieben. Ich war noch am Stück und am Leben. Mein Verstand war noch intakt, und das traf auch auf meine Begleiter zu. Wir hatten das Mädchen einigermaßen unversehrt gerettet. Charity hielt sie so verzweifelt fest, dass ich nicht umhin kam, mich zu fragen, ob ich nicht doch für ihre Aussöhnung den Anstoß gegeben hatte.
    Vielleicht hatte ich die Wunden dieser Familie geheilt, und das war nun wahrlich nicht das Schlechteste in der Welt. Rechtschaffene Wärme und Stolz breiteten sich in mir aus. Ich hatte geholfen, Mutter und Tochter wieder zusammenzuführen. Für diese Nacht reichte das vollkommen aus.
    Thomas setzte sich neben mich und zuckte zusammen, als er die Beule auf seinem Kopf betastete. „Harry“, sagte er. „Erinnere mich doch bitte daran, warum wir uns immer wieder auf solche Abenteuer einlassen.“
    Ich wechselte einen Blick mit Murphy und antwortete nicht. Wir alle betrachteten Charity, die auf dem Fußboden vor der ersten Sitzreihe ihre Tochter fest an sich presste.
    Molly schmiegte sich mit der Dankbarkeit, Liebe und Bedürftigkeit eines Kindes an sie. Ohne ihre Augen zu öffnen wisperte sie: „Mama.“
    Charity sagte nichts, sondern umarmte ihre Tochter nur noch fester.
    „Oh“, sagte Thomas. „Richtig.“
    „Genau“, sagte ich. „Richtig.“

41. Kapitel
    V ater Forthill nahm uns in Empfang , wie er es üblicherweise tat: mit Innigkeit, Mitgefühl, Freundlichkeit und gutem Essen. Zuerst wollte Thomas die Kirche nicht betreten, doch ich packte ihn ohne viel Federlesen am Kragen seines Kettenhemdes und schleifte ihn ohne weitere Diskussion ins Innere. Natürlich hätte er sich ohne jede Anstrengung losreißen können, daher wusste ich, dass es ihm nicht allzu viel ausmachte. Er knurrte und schnauzte mich halbherzig an, doch er nickte Forthill vorsichtig zu, als ich die beiden einander vorstellte. Dann trat mein Bruder in den Flur und zog seine Unauffällig-an-der-Wand-herumlungern-Nummer ab.
    Die Carpenterkinder schliefen tief und fest, als wir eintraten, doch eines wurde vom Lärm aufgeschreckt. Klein Harry öffnete die Augen, blinzelte verschlafen und stieß dann einen Freudenschrei aus, als er seine Mutter sah. Dieser wiederum weckte auch die anderen Kinder, die sich mit begeisterten Schreien, Umarmungen und Küssen auf Charity und Molly stürzten.
    Ich beobachtete die Wiedervereinigung der Familie von einem Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes aus und döste vor mich hin, bis Forthill mit etwas zu essen zurückkehrte. Es gab nicht genug Stühle für uns alle, und so blieb Charity mit dem Rücken zur Wand einfach am Boden sitzen, während sie ihre belegten Brote verschlang. Ihre Kinder drängten sich um sie und blieben beharrlich in ihrer Nähe, wo sie sie noch berühren konnten.
    Ich stopfte mich schamlos voll. Der Einsatz meiner Magie, die Aufregung und schließlich die Wanderung bergauf durch die Kälte hatten meinen Magen an den Rande einer Implosion getrieben. „Es gibt nix besseres als eine ordentliche Brotzeit“, seufzte ich zufrieden.
    Murphy lehnte sich neben mir an die Wand und nickte.
    „Da hast du verdammt recht.“ Sie wischte sich über ihren Mund und sah auf die Uhr. Sie stopfte sich die Reste ihres belegten Brotes zwischen die Lippen und stellte dann die Armbanduhr um, während sie kaute.
    „Wir waren fast vierundzwanzig Stunden weg. War das eine Art Zeitreise?“
    „Oh Gott, nein“, antwortete ich. „So etwas steht auf der Liste der Dinge, die man einfach nicht tut. Das ist eines der sieben Gesetze der Magie.“
    „Möglich“, wandte sie ein. „Aber was auch immer geschehen ist, ein Tag hat sich einfach in Luft aufgelöst. Ich nenne so

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