Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
von seiner anderen, und sein Haar war feucht von einer Dusche. Er kam mit dem eiligen Schritt eines Mannes die Treppe herunter, der längst woanders sein sollte – bis er aufsah und Molly und mich in der Tür stehen sah.
    Er erstarrte, wo er stand, und ein freudiges Lächeln erhellte seine Züge, als er Molly erblickte. Die Tasche fiel zu Boden, als er weiterlief, um seine älteste Tochter an seine Brust zu pressen.
    „Paps“, protestierte sie.
    „Pst“, sagte Michael. „Lass mich dich einfach nur umarmen.“
    Ihr Blick huschte zu dem Hartplastikbehälter, der noch immer von seiner Schulter hing, und ihr Ausdruck verzerrte sich mit plötzlicher Sorge. „Wann musst du weg?“
    „Du hast mich gerade noch erwischt“, sagte er. „Das freut mich.“
    Sie erwiderte die Umarmung ihres Vaters und schloss die Augen. „Ich bin nur zu Besuch.“
    Einen Augenblick später löste er sich aus der Umarmung und musterte besorgt ihr Gesicht. Dann nickte er und sagte: „Es freut mich trotzdem.“ Sein Kopf zuckte zurück, als einen Moment später der Rest ihrer Aufmachung völlig zu ihm durchgedrungen war, und seine Augen weiteten sich. „Margaret Katherine Amanda Carpenter“, sagte er mit leiser Stimme. „Bei Gottes Blut, was hast du nur mit …“ Er musterte sie voll Bestürzung von Kopf bis Fuß. „… mit …“
    „Mit dir“, schlug ich hilfreich vor.
    „Mit dir angestellt“, seufzte Michael. Erneut ließ er den Blick über Molly gleiten. Sie zog wieder die Nummer ab, bei der sie auszusehen versuchte, als sei ihr völlig egal, was ihr Vater dachte, auch wenn es fast schmerzhaft offensichtlich war, wie nahe es ihr ging. „Tätowierungen. Die Haare wären ja nicht so schlimm, aber …“ Er schüttelte den Kopf und hielt mir die Hand hin. „Sag du es mir, Harry. Bin ich einfach zu alt?“
    Ich wollte Michaels Hand nicht nehmen. Lasciels Gegenwart in mir, auch wenn es nicht ihr ganzes Selbst war, würde Michael mit Sicherheit nicht entgehen – nicht, wenn er mich berührte. Für ein paar Jahre hatte ich ihn unter jedem Vorwand gemieden, der mir nur irgendwie in den Kopf gekommen war, da ich gehofft hatte, die ganze Dämonensache selbst in den Griff zu bekommen, ohne ihn zu belästigen.
    Genauer gesagt schämte ich mich einfach zu sehr, ihn sehen zu lassen, was geschehen war. Michael war höchstwahrscheinlich der vertrauenswürdigste, anständigste Mensch, den zu kennen ich das Privileg hatte. Er hatte immer eine gute Meinung von mir gehabt. Das hatte mir ein oder zwei Mal, als es mir echt mies ging, ziemlich weitergeholfen, und der Gedanke, seine Freundschaft und sein Vertrauen zu verlieren, war mir zutiefst zuwider. Lasciels Gegenwart und die Zusammenarbeit mit einem gefallenen Engel würden das alles zunichte machen.
    Aber Freundschaft ist keine Einbahnstraße. Ich hatte seine Tochter heimgebracht, weil ich der Meinung war, dass es das Richtige war – und weil er das unter ähnlichen Umständen auch für andere tun würde. Ich respektierte ihn genug, um es zu tun, und ich respektierte ihn zu sehr, als dass ich ihn hätte anlügen können. Ich war dieser Konfrontation zu lange aus dem Weg gegangen.
    Ich schüttelte ihm die Hand.
    Nichts an seinem Verhalten und an seinem Ausdruck änderte sich. Nicht den Bruchteil eines Millimeters.
    Er hatte weder Lasciels Gegenwart noch ihr Siegel gefühlt.
    „Nun?“, frage er lächelnd.
    „Wenn du findest, sie sieht idiotisch aus, bist du zu alt“, entgegnete ich nach kurzem Zögern. „Ich bin nach den Maßstäben der jüngeren Generationen selbst ein halbes Fossil, und ich glaube, sie hat es nur ein ganz klein wenig übertrieben.“
    Molly rollte uns beiden gegenüber mit den Augen, doch ihre Wangen röteten sich.
    „Ich denke, ein guter Christ sollte die andere Wange hinhalten, wenn es um Modedinge geht“, seufzte Michael.
    „Wer niemals Schlaghosen getragen hat, der werfe den ersten Stein“, stimmte ich nickend zu.
    Michael lachte und legte mir kurz die Hand auf die Schulter. „Es ist gut, dich zu sehen.“
    „Dich auch“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Ich schaute zu dem Plastikbehälter an seiner Schulter hinüber. „Geschäftsreise?“
    „Ja“, entgegnete er.
    „Wohin?“
    Er lächelte. „Das weiß ich, wenn ich dort bin.“
    Ich schüttelte den Kopf. Michael war anvertraut worden, eine der Klingen der Kreuzritter zu führen. Er war einer von nur zwei Männern auf der ganzen Welt, denen man derart mächtige Waffen gegen die Mächte der

Weitere Kostenlose Bücher