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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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musterte, beschlich mich der Verdacht, dies alles sei ein sorgsam konstruiertes Trugbild. Unter seinem gelassenen Gesichtsausdruck lauerte eine gewisse Grausamkeit, und Verachtung verbarg sich hinter seiner zurückhaltenden Pose. Als Murphy an ihn herantrat, stieg er aus dem Aufzug und blickte stirnrunzelnd auf den Qualm. Sein Blick huschte sofort zu ihr herüber, als sie den Flur entlang auf ihn zugestapft kam. In der Nähe standen ein paar Leute um die offene Tür eines Hotelzimmers herum.
    Er taxierte sie und dann Murphy für einen Moment, ehe er sich an sie wandte. Sein Mund war zu einer höflichen, nichtssagenden Imitation eins Lächelns verzogen.
    „Wie abhängig wir dieser Tage doch von der Technik sind“, meinte er, während sein Blick über mich glitt, als halte er mich auch bloß für einen Teil des Hintergrundambientes. Dachte ich zumindest. Er hatte eine überraschend tiefe, tragende Stimme. „Wie kann ich Ihnen helfen, Officer?“
    „Lieutenant, wenn man es genau nimmt“, berichtigte ihn Murphy ohne jeglichen Unmut. „Karrin Murphy. Ich gehöre zur …“
    „Sondereinheit des Chicago Police Department“, beendete Crane ihren Satz. „Ich weiß.“
    Alarmglocken begannen, in meinem Kopf zu schrillen. Ich bezweifelte, dass Crane das auffiel, doch Murphy veränderte langsam ihren Stand und strahlte subtile Vorsicht aus. „Sind wir uns schon mal begegnet, Mister Crane?“
    „Auf eine gewisse Art schon. Ich habe eine schlechte Kopie des Filmchens gesehen, in dem Sie vor ein paar Jahren diesen Wahnsinnigen und dieses Tier niedergeschossen haben. Erstaunlich beeindruckende Arbeit. Haben Sie sich je überlegt, ins Filmgeschäft einzusteigen, Lieutenant?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe mir sagen lassen, dass man durch die Kamera fünf Kilo fetter wirkt. Ich habe schon so genug Probleme. Darf ich Sie um etwas Ihrer Zeit bitten?“
    Er grinste sie an, ein Grinsen, von dem ich sicher war, dass er es für jugendlich-kokett hielt. Das Wiesel. „Das hängt ganz davon ab, was sie mit dieser Zeit anstellen wollen.“
    Murphy betrachtete sein Gesicht mit einer gewissen Belustigung. „Ich hätte ein paar Fragen bezüglich des Vorfalles gestern, und ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen könnten.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da eine große Hilfe bin“, antwortete Crane. Er blickte zur steckengebliebenen Tür des Aufzuges hinüber und seufzte. „Ein Jammer.“ Er zückte ein winziges, schwarzes Mobiltelefon, drückte ohne hinzusehen einen Knopf und hob es ans Ohr. Dann senkte er es wieder und beäugte es verdattert, ohne ein Wort zu sagen.
    Ha! Nimm das, Wiesel!
    „Es wird nicht lange dauern“, beruhigte ihn Murphy. „Ich denke, Sie können nachvollziehen, wie wichtig es für uns ist, so gründlich wie möglich zu ermitteln. Wir wollen doch nicht, dass noch jemand zu Schaden kommt.“
    „Ich bin sicher, dass ich nichts weiß, was Ihnen bei Ihren Nachforschungen weiterhelfen könnte“, gab sich Crane verhalten gereizt. „Ich war während des Stromausfalls gestern im Haus, aber ich hatte mich bereits auf mein Zimmer zurückgezogen. Ich bin erst heute Morgen wieder hier heruntergekommen.“
    „Verstehe. Hat Sie in dieser Zeit jemand gesehen?“
    Crane stieß ein kurzes Lachen aus. „Bin ich ein Verdächtiger? Brauche ich ein Alibi?“
    „Es ist möglich, dass die Person, die für den gestrigen Angriff verantwortlich ist, ein ungesundes Interesse an Ihrer Person als prominenter Gast hegt“, antwortete Murphy und erwiderte sein falsches Lachen mit einem höflichen, geschäftsmäßigen Lächeln. „Ich hatte nicht im Geringsten beabsichtigt, das wie eine Anschuldigung klingen zu lassen – wir sind nur um Ihre Sicherheit besorgt.“
    Jemand stieß eine Tür auf, hinter der eine Treppe nach oben zu sehen war, und ein kleiner Mann in einem sauteuren Anzug zwängte sich heraus. Sein Gesicht hatte etwas Froschartiges – er besaß den Mund eines Mannes, der viel größer war als er selbst, seine Lippen waren schon beinahe grotesk fleischig und breit. Er hatte feines, dunkles Haar, das in fettigen Strähnen herabhing und das jemand in der altbewährten Kochtopfmethode geschnitten hatte. Seine hervorquellenden, wässrigen Augen setzte eine dicke, extragroße Brillen mit einem fetten Rand entsprechend in Szene.
    „Mister Crane“, fistelte der Neuankömmling in einer keuchenden, nasalen Stimme. „Ich habe ihren Anruf erhalten, doch die Verbindung ist abgebrochen, ehe

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