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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mir sanft mit den Fingerspitzen auf eine Schulter. „Lass mich aufstehen, du Affe.“
    „Was, wenn ich nicht will?“, fragte ich langgezogen.
    „Männer. Ich schenke dir ein wenig Aufmerksamkeit, und du kehrst mir gegenüber den Neandertaler raus.“
    „Ugh!“, antwortete ich und setzt mich langsam auf, da ich erwartete, dass mir der Kopf schwirren und mir erneut speiübel werden würde. Doch nichts davon geschah.
    Ich runzelte die Stirn und fuhr mir sachte mit den Fingern über die Kopfhaut. An einer Seite meines Kopfes entdeckte ich eine mächtige Beule, die eigentlich höllisch hätte schmerzen müssen. Stattdessen tat sie nur ein bisschen weh. Man hatte mir schon oft eins über den Schädel gezogen. Ich wusste, wie sich die Nachwirkungen eines heftigen Schlages anfühlten. Dies hier war, als hätte man mir kräftig eine mit auf den Weg gegeben und als hätte ich eine Woche gehabt, um mich davon zu erholen. „Wie lang war ich weggetreten?“
    „So um die acht Stunden vielleicht?“, riet Elaine. Sie erhob sich und streckte sich. Es war genau so bezaubernd und aufreizend mit anzusehen, wie ich es in Erinnerung hatte. „Ich verliere immer die Uhrzeit aus den Augen, wenn ich mich auf etwas konzentriere.“
    „Ich erinnere mich“, brummte ich.
    Elaine blieb wie angewurzelt stehen, und ihre grünen Augen blitzen im Dämmerlicht auf, als sie meinen Blick erwiderte, aber dennoch lässig, beinahe ein wenig herausfordernd, schwieg. Dann schlich sich ein verhaltenes Lächeln auf ihre Lippen. „Das dachte ich mir.“
    Mein Herz vollführte einen heftigen Satz und schlug immer schneller, und ich kam langsam auf blöde Gedanken.
    Gedanken, denen wir beide im Augenblick einfach nicht nachgehen konnten.
    Ich sah, dass Elaine etwa zur gleichen Zeit wie ich zu demselben Schluss kam. Sie verschränkte die Arme, lächelte und meinte dann: „Entschuldige mich bitte. Ich habe eine ganze Weile hier rumgesessen.“ Danach eilte sie ins Bad.
    Ich ging zum Fenster des Hotelzimmers hinüber und kurbelte das billige Rollo ein wenig nach oben. Wir waren im Süden der Stadt. Die Abenddämmerung hatte sich über Chicago gelegt, und die Straßenlaternen erwachten eine nach der anderen flackernd zum Leben, während die Schatten unter den Gebäuden hervor krochen und langsam die Laternenmasten hinauf flossen. Ich hielt aufmerksam Ausschau, doch ich konnte keine Rückenflossen von Haien näherkommen sehen, keine Geier, die hoch über uns ihre Kreise zogen, und keine Ghule oder Vampire, die sprungbereit offensichtlich auf uns lauerten. Was natürlich nicht bedeutete, dass sie nicht trotzdem dort draußen waren.
    Ich ging zur Tür und berührte sie sacht mit meiner linken Hand. Elaine hatte ein weiteres Schutzzeichen über die Tür gewoben, einen subtilen und dennoch soliden Spruch, der genug kinetische Energie freisetzen würde, um jeden, der so dumm war, die Tür öffnen zu wollen, gute drei bis vier Meter nach hinten zu schleudern. Er war perfekt geeignet, einem Magier einen schnellen Abgang zu ermöglichen, der Ärger erwartete und sich auf den Zeitpunkt vorbereitet hatte, an dem eben dieser sein freches Haupt erhob. Wir mussten nur warten, bis ein magischer Kinnhaken den bösen Buben auf den Parkplatz beförderte und hatten dann genug Zeit, uns dünne zu machen, ehe er wieder auf den Beinen war.
    Ich hörte, wie Elaine hinter mir aus dem Bad kam. „Was ist passiert?“, fragte ich.
    „Woran erinnerst du dich?“
    „Madrigal hat auf mich geschossen. Lichtblitze. Dann war ich im Wasser.“
    Elaine kam zu mir herüber, um ebenfalls nach draußen zu spähen. Ihre Hand strich über die meine, als sie diese von den Rollläden wegzog, und ohne groß zu überlegen flocht ich meine Finger in ihre. Es war ein qualvoll vertrautes Gefühl, ein weiterer Stich ins Herz. Bei diesen halben Erinnerungen an lang verstrichene Tage zog sich mir die Brust zusammen.
    Elaine fröstelte und schloss die Augen. Ihre Finger drückten die meinen sanft. „Wir dachten, er hätte dich getötet“, sagte sie. „Du hast dich niedergekauert, und die Kugeln haben rund um dich herum das Eis zerschmettert. Du bist ins Wasser gefallen, und der Vampir … du hast gemeint, sein Name wäre Madrigal? Er befahl seinen Ghulen, dir zu folgen. Also schickte ich Olivia und die anderen ans Ufer, und Thomas und ich sind ins Wasser gesprungen, um dich zu suchen.“
    „Wer hat mir eins über den Schädel gezogen?“, fragte ich.
    Elaine zuckte die Achseln. „Entweder hat

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