Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
„Warum?“
    „Damit ich am Ende abstreiten kann, euch irgendetwas gesagt zu haben, ist doch klar“, fauchte Thomas, und in seinen Augen flackerten plötzlich helle Grauschattierungen auf, als er Elaine musterte.
    Elaine atmete scharf ein. Dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen und sagte, während sie den Verschluss ihrer Kette löste: „Hören Sie auf, Vampir. Sofort.“
    Thomas fletschte die Zähne, doch er wandte ruckartig sein Gesicht ab und schloss die Augen.
    Ich trat zwischen die beiden und schlüpfte vollständig in meinen Staubmantel. „Elaine, lass es. Der Feind unseres Feindes, klar?“
    „Das gefällt mir nicht“, sagte Elaine. „Du weißt, was er ist. Woher weißt du, dass du ihm trauen kannst?“
    „Ich habe schon früher mit ihm zusammengearbeitet. Er ist anders.“
    „Inwiefern? Viele Vampire verspüren ihren Opfern gegenüber ein Reuegefühl. Das hält sie aber nicht davon ab, immer wieder zu töten. So sind sie nun mal.“
    „Ich habe ihn dem Seelenblick unterzogen“, sagte ich ruhig. „Er versucht, den Mörder in seinem Inneren zu überwinden.“
    Elaines zog ihre Brauen zusammen. Doch dann nickte sie zögernd. „Versuchen wir das nicht alle“, murmelte sie. „Mir gefällt der Gedanke, ihn in die Nähe meiner Schützlinge zu lassen, immer noch nicht. Außerdem haben wir es eilig.“
    „Nur zu“, sagte Thomas.
    Ich sah meinen Bruder nicht an, als ich sagte: „Du musst essen.“
    „Vielleicht später“, sagte Thomas. „Ich kann die Frauen und Kinder nicht unbewacht lassen.“
    Ich angelte mir einen billigen Notizzettel mit dem Logo des Hotels und fand einen Stift in einer meiner Taschen. Ich kritzelte eine Telefonnummer auf das Papier und gab es Thomas. „Ruf Murphy an. Du wirst niemanden beschützen können, wenn du zu schwach bist, und du könntest jemanden töten, wenn du die Kontrolle über deinen Hunger verlierst.“
    Thomas biss frustriert die Zähne zusammen, doch er nahm den Zettel, auch wenn er ihn mir etwas ruppiger als notwendig aus der Hand riss.
    Elaine beobachtete ihn aufmerksam, als sie mit mir zur Eingangstür ging. Dann wandte sie sich an Thomas. „Sie sind in der Tat anders als die meisten, nicht?“
    „Wahrscheinlich einfach bescheuerter“, brummte er. „Viel Glück, Harry.“
    „Danke“, sagte ich peinlich berührt. „Sieh mal. Wenn das hier vorbei ist … müssen wir reden.“
    „Es gibt nichts, worüber wir reden könnten“, widersprach mein Bruder.
    Wir gingen und schlossen die Tür hinter uns.
    Wir nahmen den blauen Käfer, fuhren zum Amber Inn und gingen in Elaines Hotelzimmer. Die Lichter waren aus. Der Raum war leer.
    Ein schrecklicher Jauchegeruch lag in der Luft.
    „Verdammt“, flüsterte Elaine. Sie sackte plötzlich in sich zusammen und stützte sich am Türrahmen ab.
    Ich trat an ihr vorbei und schaltete das Licht im Badezimmer an.
    Anna Ashs Leiche stand in der Dusche, der Körper beugte sich ganz steif vom Duschkopf weg. Das Stromkabel eines Föhns, das mit einem Knoten am Duschkopf, mit einem anderen an Annas Hals befestigt war, hielt ihn aufrecht. Die Dusche war nicht besonders hoch, und Annas Füße streiften auf dem Boden. Hässliche, schwarzviolette Würgemale zeigten sich um das Kabel an ihrem Hals.
    Es war augenscheinlich ein Selbstmord.
    Es war augenscheinlich keiner.
    Wir waren zu spät gekommen.

25. Kapitel
    W ir müssen die Polizei rufen“, sagte ich leise zu Elaine.
    „Nein“, erwiderte sie. „Man wird uns Fragen stellen. Das kostet uns Stunden.“
    „Die werden uns noch viel länger befragen, wenn jemand anders die Leiche findet und sie uns zuerst einmal aufspüren müssen.“
    „Was passiert mit Abby, Helen und Priscilla, während wir mit den Behörden kooperieren?“ Sie sah mich an. „Was passiert mit Mouse?“
    Das war ein Gedanke, dem ich am liebsten aus dem Weg gegangen wäre. Wenn Mouse am Leben und im Vollbesitz seiner Kräfte war, hätte er nie zugelassen, dass eine der Frauen zu Schaden kam. Falls jemand Anna getötet hatte, während sich Mouse in der Nähe befand, hätte der Mörder über seine Leiche gehen müssen.
    Aber es fehlte jegliche Spur von Mouse.
    Das konnte vieles besagen. Im schlimmsten Fall hatte ihn das Ding, das hinter den Frauen her war, ausgelöscht. Diese Schlussfolgerung war nicht nur verdammt frustrierend, sie brachte mich auch nicht weiter. Ein Schurke, der Dinge einfach so mir nichts, dir nichts auslöschen konnte, wäre sicher nicht wie die Katze um den heißen Brei

Weitere Kostenlose Bücher