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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Gleichgewicht wieder. Dann warf ich Lara einen giftigen Blick zu und schrie: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Willst du hier raus oder nicht?“
    „Thomas!“, schrie Justine. Sie erschien hinter Lara und den Raithschwestern und warf sich meinem Bruder entgegen. Thomas schlang einen Arm um sie, ohne dass sein Halt um den Dolchgriff schwächer wurde, und drückte sie fest an sich. Ich konnte sein Profil sehen, als sie seine Umarmung erwiderte, und seine Züge … waren verklärt. Thomas hat immer einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck. Ob er einen Witz riss, trainierte oder mir wegen irgendetwas Vorwürfe machte, man hatte immer denselben Eindruck: Selbstkontrolle, Zuversicht und eine Selbstzufriedenheit, die nichts in der Welt erschüttern konnte.
    In Justines Armen aber sah er wie ein Mann in Trauer aus. Doch er presste sich an sie, umarmte sie mit jeder Faser und Sehne, nicht nur mit seinen Armen, und sein Gesicht wurde weicher, irgendwie sanfter, als wäre er plötzlich von einem unglaublichen Schmerz befreit worden, den ich bei ihm noch nie bemerkt hatte – doch sowohl Thomas als auch Justine gaben penibel acht, einander nicht mit der bloßen Haut zu berühren.
    „Ah“, gurrte Lara. Ihre Stimme war ein sanft bebendes, silbernes Etwas, faszinierend und total unmenschlich. „Wahre Liebe.“
    „Dresden!“, rief Marcone. Hendricks riss sich vom Anblick der Raithschwestern mit demselben Gesichtsausdruck los, der wahrscheinlich auch über meine Züge gehuscht war, und stapfte an mir vorbei. Ich hörte, wie seine Waffe kurz in die Kakophonie von Murphys und Marcones Gewehren einstimmte.
    „Raith!“, donnerte ich. „Ich schlage ein Bündnis zwischen Eurer Art und der meinen vor, bis wir von hier entkommen sind.“
    Lara starrte mich einen Atemzug lang mit ihren leeren, silbernen Augen an. Dann blinzelte sie einmal, und sie wurden augenblicklich dunkler. Sie starrte kurz ziellos in die Ferne, dann legte sie ihren Kopf zur Seite. Lord Raith trat augenblicklich vor und erschien hinter seinen Töchtern. „Selbstverständlich, Dresden“, antwortete er mit glatter Stimme. Wenn man nicht wusste, wonach man suchen musste, wären einem der stiere Schimmer in seinen Augen oder der leicht gestelzte Tonfall seiner Worte nie aufgefallen. Er lieferte eine gute Show, dennoch fragte ich mich, wie viel von seinem Wesen Lara übriggelassen hatte. „Auch wenn ich mich durch mein Ehrenwort gebunden fühle, Sie angesichts dieses Verrats zu schützen, kann ich nur demütig die Ehrenhaftigkeit Ihres Angebots …“
    „Ja, ist schon gut, weiter im Text“, fauchte ich und blickte über seine Schulter auf Lara. „Erst verduften, dann Reden schwingen!“
    Lara nickte und sah sich eilig um. Vielleicht zwanzig Angehörige des Raithclans hatten die Schlacht überlebt. Die restlichen Ghule hatten sich vor unserem unerwarteten Angriff zurückgezogen und umkreisten uns nun in sicherer Distanz. Sie waren jedoch nah genug, um sich beim ersten Zeichen von Schwäche erneut auf uns zu stürzen. Sie warteten darauf, dass die anderen die übrigen Skavis und Malvoras erledigten. Wenn es einmal so weit war, würden sie uns mühelos überrennen.
    In der Nähe des Portals führten Marcones Söldner eine geschlossene Reihe weißgekleideter Sklaven aus der Kaverne. Es lebten noch mehr, als ich angenommen hatte, doch dann sah ich, dass die Ghule die Sklaven großteils ignorierten und sich stattdessen der wahren Bedrohung widmeten – den Schäfern dieser geistlosen Herde.
    „Dresden!“, erklang Marcones Stimme. Seine Schrotflinte bellte noch einmal auf, dann schlug der Hammer auf eine leere Patronenkammer. Ich hörte, wie er nachlud, während Murphys Waffe losknatterte. „Sie kommen.“
    Ich grunzte zur Bestätigung und sagte zu Lara: „Hol die Sklaven.“
    „Was?“
    „Hol die verdammten Sklaven!“, fauchte ich. „Sonst kannst du genauso gut hier bleiben.“
    Lara warf mir einen Blick zu, der mein Herz hätte stillstehen lassen, wenn ich nicht so ein zäher Bursche gewesen wäre, doch dann befahl Lord Raith den Vampiren: „Holt sie.“
    Ich wandte mich um und leitete weiteres Höllenfeuer in meinen Stab, nur um festzustellen, dass ich wohl nicht mehr allzu viel Magie wirken würde. Ich hatte einfach zu viel gegeben und kroch auf dem Zahnfleisch. Ich musste nur noch einen Zauber schaffen, um uns die Flucht zu ermöglichen. Murphys Knarre ratterte fröhlich weiter im Duett mit Hendricks Waffe, und nun konnte ich auch zunehmend Gewehrfeuer

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