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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Grunzen ausstieß und schwere Gegenstände über den Boden polterten.
    „Mouse!“, donnerte ich.
    Der riesengroße Hund sprang durch die Tür, und ich heftete mich an seine Fersen. Erneut beraubte mich die Schwelle der Wohnung meiner Macht, was es mir unmöglich machte, überhaupt daran zu denken, Magie zu wirken.
    Aus diesem Grunde hatte ich auch meinen .44er Revolver mitgebracht, den ich bis zu diesem Zeitpunkt in der Tasche meines Mantels verborgen gehalten hatte. Ich hatte ihn mit der linken Hand umklammert, als ich durch die Tür stürmte, mit meinem rechten Ellenbogen auf den Lichtschalter einhieb und lauthals grölte: „Ich hatte heute einen echten Scheißtag!“
    Mouse hatte jemanden unter sich auf den Boden gedrückt. Derjenige blieb auch brav liegen, einfach nur, weil Mouse auf ihm saß. Hundert Kilo Mouse waren ebenso effektiv wie eine ganze Batterie Handschellen. Doch auch wenn er die Zähne gebleckt hatte, gab er weder einen Ton von sich, noch sah es so aus, als hätte er zu kämpfen.
    Rechts von mir stand Anna Ash wie ein Reh im Scheinwerferlicht wie angewurzelt da, und meine Waffe fuhr sofort zu ihr hinüber. „Ich verfüge im Moment nicht über Magie, was meine Bereitschaft abzudrücken immer ins Unermessliche steigert.“
    „Oh Gott“, sagte sie. Sichtlich zitternd fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Gut“, sagte sie. „Gut. T... tun Sie mir nicht weh, bitte. Sie müssen das nicht tun.“
    Ich schickte sie zu Mouse und seiner Gefangenen hinüber. Sobald sie an einem Platz stand, wo ich beide gleichzeitig sehen konnte, konnte ich mich ein wenig entspannen, und auch wenn ich die Knarre nicht senkte, nahm ich den Finger vom Abzug. „Was tun?“
    „Was Sie den anderen angetan haben“, antwortete Anna mit rauer Stimme. „Sie müssen das nicht tun. Sie müssen das niemandem antun.“
    „Den anderen?“, verlangte ich zu wissen. Ich klang wahrscheinlich zumindest halb so widerwillig, wie ich mich fühlte. „Sie glauben, ich sei gekommen, um Sie zu töten?“
    Sie blinzelte ein paar Male. Dann hob sie nochmals an: „Sie sind hier hergekommen, haben meine Tür eingetreten und mich mit einer Pistole bedroht. Was soll ich denn denken?“
    „Ich habe Ihre Tür nicht eingetreten! Sie war nicht abgeschlossen!“
    „Sie haben mein Schutzzeichen in Fetzen gerissen!“
    „Weil ich geglaubt habe, Sie steckten in Schwierigkeiten, Sie Spatzenhirn!“, rief ich. „Ich dachte, der Mörder sei schon längst hier.“
    Eine Frau stieß ein dumpfes Keuchen aus. Nach einem Augenblick stellte ich fest, dass es die Person war, die Mouse zu Boden drückte. Sie lachte atemlos.
    Ich senkte die Pistole und steckte sie weg. „Um Himmels Willen. Sie haben echt gedacht, der Mörder sei hinter Ihnen her ? Also haben Sie ihm eine Falle gestellt?“
    „Nun ja, nein“, sagte Anna, die wieder etwas verwirrt aussah. „Ich meine, das war nicht ich. Der Orden … hat eine Privatdetektivin angeheuert, um sich des Falles anzunehmen. Es war ihre Idee, dem Killer eine Falle zu stellen, wenn er sich blicken lässt.“
    „Eine Privatdetektivin?“ Ich sah zu der Frau hinüber und sagte: „Mouse!“
    Mein Hund zog sich mit sachte wedelndem Schwanz zurück und kam zu mir herüber. Die Frau, die er zu Boden gepresst hatte, setzte sich auf.
    Sie war blass – aber nicht kränklich blass, als wäre sie schon lange Zeit nicht mehr an der Sonne gewesen. Ihre Haut war von der Farbe des jungen, lebendigen Holzes eines Baumes direkt unter der Rinde. Ihr schmales Gesicht war äußerst attraktiv – ihre Züge waren eher auf faszinierende Weise interessant als klassisch schön, mit großen, intelligenten Augen über einem ausdrucksvollen Mund. Sie war äußerst schlank, mit grazilen Armen und Beinen, und trug eine einfache Jeans, ein Aerosmith-T-Shirt und braune Lederbirkenstocks. Sie stützte sich auf die Ellbogen, und eine Strähne ihres weizenblonden Haares fiel frech über eines ihrer Augen, während sie mir ein spitzbübisches Lächeln zuwarf.
    „Hallo, Harry.“ Sie tippte mit den Fingern auf den kleinen, blutigen Fleck an ihrer Unterlippe und zuckte kurz zusammen, auch wenn deutlich Belustigung in ihrer Stimme lag. „Ist das ein neuer Stab, oder freust du dich einfach so, mich zu sehen?“
    Nachdem mein Herz für einige Schläge ausgesetzt hatte, blinzelte ich ein paar Mal und wandte mich mit ruhiger Stimme an die erste Frau, die mir je alles bedeutet hatte: „Hallo, Elaine.“

11. Kapitel
    I ch hatte mich auf

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