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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Sie drehte sich zu Elaine. „Daher kennen Sie ihn.“
    „Das ist lange her“, sagte ich.
    Elaine zwinkerte. „Aber sein erstes Mal vergisst man einfach nicht.“
    „Man vergisst auch sein erstes Zugunglück nicht.“
    „Oh, ich finde Zugunglücke echt interessant. Die können sogar Spaß machen“, sagte Elaine. Sie lächelte nach wie vor, auch wenn sich eine gewisse Schwermut in ihre Augen gestohlen hatte. „Bis auf die Sekunden vor dem Zusammenstoß.“
    Ich fühlte, wie sich mein Mund ebenfalls zu einem schwachen Lächeln verzog. „Das stimmt“, sagte ich. „Aber ich würde es sehr schätzen, wenn du nicht dauernd meinen Fragen auswichest, indem du dich hinter einer Nebelwand aus Nostalgie versteckst.“
    Elaine nahm einen langen Schluck von ihrem Kaffee und zuckte dann die Achseln. „Zeig du mir deins, ich zeig dir meins.“
    Stirnrunzelnd verschränkte ich die Arme. „Vor sechzig Sekunden noch hast du behauptet, mir zu vertrauen.“
    Sie hob eine Braue. „Vertrauen ist keine Einbahnstraße, Harry.“
    Ich lehnte mich zurück, nippte ein weiteres Mal an meinem Kaffe und sagte: „Vielleicht hast du recht. Ich bin darauf gekommen, als ich mir später Notizen über unser Gespräch machte. Mir ist aufgefallen, dass mir an der Frau im Sessel nichts aufgefallen ist, und so etwas passiert mir einfach nicht. Also bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich irgendein Schlingel hinter einem Schleier versteckt, und deswegen bin ich gekommen, da es ja möglich war, dass derjenige eine Bedrohung für den Orden darstellt.“
    Elaine schürzte die Lippen und grübelte. „Verstehe.“
    „Du bist dran.“
    Sie nickte. „Ich arbeite vor allem von L.A. aus, nehme viele Fälle an, wo die Leute an mich weiterverwiesen werden – wie diesen hier. Außerdem ist Chicago nicht die erste Stadt, wo das hier geschieht.“
    Ich blinzelte sie an. „Was?“
    „San Diego, San José, Austin und Seattle. Im letzten Jahr hat jemand den Mitgliedern kleinerer Organisationen wie des Ordo Lebes gezielt nachgestellt und sie ausgelöscht. Die meisten Opfer sahen wie Selbstmörder aus. Wenn man Chicago mitrechnet, ist der Mörder für sechsunddreißig Todesfälle verantwortlich.“
    „Sechsunddreißig …“ Ich fuhr in Gedanken versunken mit meiner Daumenkuppe über den Rand der Tasse. „Ich habe nichts davon mitgekriegt. Gar nichts. Ein Jahr?“
    Elaine nickte. „Harry, ich muss das wissen. Ist es möglich, dass die Wächter in diesen Fall verstrickt sind?“
    „Nein“, entgegnete ich mit fester Stimme. „Auf keinen Fall.“
    „Weil sie so lockere, tolerante Typen sind?“, feixte sie.
    „Nein. Weil ich Ramirez kenne, der als Aufseher für die meisten dieser Städte verantwortlich ist. Der würde bei so etwas nie mitmachen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Außerdem sind wir personell im Augenblick ziemlich knapp besetzt. Den Wächtern gehen die Leute aus. Außerdem haben sie keinen Grund, Leute umzubringen.“
    „Bei Ramirez bist du dir sicher“, sagte Elaine. „Aber kannst du für jeden Wächter die Hand ins Feuer legen?“
    „Weshalb?“
    „Weil man“, seufzte Elaine, „in jeder dieser Städte einen Mann in einem grauen Umhang mit mindestens zwei Opfern gesehen hat.“
    Oh-oh.
    Ich stellte meine Kaffeetasse auf den Tisch und verschränkte die Arme.
    Auch wenn es sich nicht gerade um Allgemeinwissen handelte, war es doch eine Tatsache, dass ein Mitglied des Rates in regelmäßigen Abständen mit vernichtenden Folgen den Vampiren Informationen zuspielte. Der Verräter war immer noch nicht dingfest gemacht worden, und was noch schlimmer war: Es machte ganz den Anschein, als agiere hinter den Kulissen eine Organisation. Diese zog in einem Maßstab im Geheimen die Fäden, der auf eine mächtige, bestens finanzierte und Angst einflößend kompetente Gruppe schließen ließ – von der zumindest einige selbst Magier waren. Ich hatte diesen Verein den Schwarzen Rat getauft, weil sich das ziemlich aufdrängte, und hielt seitdem Augen und Ohren offen, um Hinweise auf diese Organisation zu entdecken, und siehe da. Ich hatte einen gefunden.
    „Was aber erklärt, warum ich nichts darüber gehört habe“, sagte ich. „Wenn jeder glaubt, dass die Wächter dahinterstecken, besteht nicht die geringste Chance, dass jemand so wahnsinnig ist, Aufmerksamkeit zu erregen, indem er das Ganze meldet und um Hilfe bittet. Oder einen Schnüffler engagiert, der zufällig selbst Wächter ist.“
    Elaine nickte. „Richtig. Man hat mich etwa

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