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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Solvos.“
    Als der Stab die Tür berührte, ließ ich ein unmerkliches Rinnsal meines Willens den Schaft entlang sickern. Es schlängelte sich erkennbar über das Holz. Die geschnitzten Runen gleißten kurz in einem blassblauen Licht auf. Mein Wille prallte auf Annas Tür und zerstob in einem Feuerwerk nadelkopfgroßer Funken, als meine magische Macht das Schutzzeichen zerriss und dessen sorgsame Muster in fröhliche Anarchie stürzte.
    „Anna?“, rief ich erneut. „Miss Ash?“
    Keine Antwort.
    Ich rüttelte am Türknauf. Es war nicht abgeschlossen.
    „Das verheißt nichts Gutes“, belehrte ich Mouse. „Wir gehen rein.“ Ich öffnete leise die Tür und stieß sie leicht an, so dass sie aufschwang und mir das abgedunkelte Innere der Wohnung offenbarte.
    Genau in diesem Moment schnappte die Falle zu.
    Wenn Fallen funktionieren sollten, war es allerdings ratsam, wenn man das Opfer mit heruntergelassenen Hosen erwischte.
    Ich jedoch hatte bereits mein verbessertes Schildarmband einsatzbereit, als grünliches Licht aus der Finsternis der Wohnung rasch auf mich zu zischte. Ich hob die linke Hand. Schmuck aus mehreren geflochtenen Strängen verschiedener Metalle, vor allem aber Silber, war um mein Handgelenk geschlungen. Die kleinen Metallschilde, die von meinem alten Armband gebaumelt hatten, hatten ebenfalls aus purem Silber bestanden. Sie hatten nun Schilden aus Silber, Eisen, Kupfer, Nickel und Bronze weichen müssen.
    Das neue Schildarmband war anders als sein Vorgänger. Das alte hatte eine dichte Barriere hervorgerufen, die stoffliche Materie und kinetische Energie ablenken sollte. Es war nicht entwickelt worden, um zum Beispiel Hitze aufzuhalten, und hatte man mir auch meine linke Hand praktisch bis zum Knochen durch gegrillt. Gegen andere Formen der Magie oder Energie war es praktisch wirkungslos gewesen.
    Hätten wir uns nicht im Krieg befunden und ich mich nicht dermaßen damit geplagt, Molly die Grundsätze der Magie einzupauken – womit ich mir jede Menge Übung für mich selbst verschafft hatte –, hätte ich wahrscheinlich nicht einmal daran gedacht, einen derart komplexen Fokus zu erschaffen. Er war bei weitem komplizierter als alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt zusammengeschustert hatte. Fünf Jahre zuvor hätte ich es auch überhaupt nicht bewerkstelligen können. Oder, um es ein wenig präziser auszudrücken, fünf Jahre zuvor hätten mir sowohl die Erfahrung als auch die starke Motivation gefehlt.
    Aber das war damals gewesen, und jetzt war jetzt.
    Der Schild, der sich vor mir bildete, war nicht die bekannte, durchsichtige Halbkugel aus diffusem, blauem Licht. Stattdessen erwachte er als Wirbel verschiedenster Farben zum Leben, die sich von einem Augenblick zum nächsten zu einem Schutzwall aus hellem Licht verschmolzen. Dieser Schild war bei weitem besser durchdacht als der alte. Nicht nur, dass er alles aufhalten würde, was der alte abgewehrt hatte, er bot zusätzlich auch Schutz gegen Hitze, Kälte und Elektrizität – ja sogar gegen Licht und Schall, falls das jemals notwendig sein sollte. Ich hatte ihn auch so entworfen, dass er ein breites Spektrum an übernatürlichen Energien abschmettern würde, und genau das war in diesem Augenblick von Bedeutung.
    Eine Kuppel aus grünen Blitzen knisterte über die Schwelle der Wohnung, breitete sich abrupt aus, und zischende Stränge grünlicher Elektrizität verbanden sich zu Rautenmustern, die an das Netz eines Fischers erinnerten.
    Der Zauber brandete gegen meinen Schild, und als die Energien aufeinanderprallten, prallte ein fauchender Schwall gelber Funken von meinem Schild ab, zerstob im Flur und dem Türeingang und wurde zurück in die Wohnung geschleudert.
    Ich ließ den Schild fallen, streckte meinen Stab in die Luft und ließ einen wahre Woge tosender Energien meinen Arm entlang gleiten, wobei ich „Forzare!“ brüllte.
    Unsichtbare Kräfte peitschten durch die Tür – und rasselten gegen die Schwelle der Wohnung. Ein Großteil der Macht des Spruches krachte gegen diese Barriere, brach sich daran und verpuffte harmlos. Vielleicht ein Prozent der Kraft, die ich geschleudert hatte, drang durch die Öffnung der Türe, was mir aber auch von vornherein bewusst gewesen war. Statt eine Urgewalt aus Energie zu entfesseln, die problemlos ein Auto mit sich gerissen hätte, hatte ich nur einen Schlag ausgeführt, der aber stark genug war, einen Erwachsenen von den Füßen zu heben.
    Ich hörte, wie eine Frau nach dem Aufprall ein erstauntes

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