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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ich mir dabei nur gedacht?“ Ich nahm Mouses Leine mit einer Hand, starrte auf meinen Stab und sagte: „Ich werde mich jetzt auf deine Ehrlichkeit verlassen.“ Mouse öffnete sein Maul und angelte sich die Leine. Ich ergriff den Stab mit der rechten Hand und behielt das Schießeisen in der linken, die ich in die Manteltasche steckte, um die Waffe zu verbergen. „Anna, legen Sie die Hand auf meine Schulter.“ Ich fühlte, wie sie nach der Pelerine meines Staubmantels griff. „Gut. Mouse?“
    Mouse und ich stürmten auf den Flur hinaus, Anna dicht auf unseren Fersen. Wir flohen. Ich bin kein so großer Macho, dass ich das zu verschweigen versuche. Wir rannten wie die Hasen. Zogen uns zurück. Verdufteten. Brennende Gebäude sind verflucht furchterregend, wie ich aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste.
    Doch noch nie hatte ich mich in einem brennenden Gebäude befunden, in dem sich so viele Leute aufhielten, und ich hatte eigentlich mit mehr Panik um uns herum gerechnet. Vielleicht lag es an der Art, wie Mouse alle geweckt hatte. Ich sah niemanden, der verwirrt umher torkelte, wie es wahrscheinlich der Fall gewesen wäre, wenn man ihn plötzlich aus dem Tiefschlaf gerissen hätte. Alle waren hellwach, zumindest den Umständen entsprechend, und auch wenn sich alle sichtlich fürchteten, unterstützte diese Angst die Evakuierung des Gebäudes, statt sie zu behindern.
    Der Rauch wurde immer dichter, als wir auf der Feuertreppe eine Etage nach unten hasteten, dann noch eine. Es wurde langsam äußerst anstrengend zu atmen, und je weiter wir nach unten kamen, desto lauter musste ich keuchend husten. Panik drohte mich zu übermannen. Der Rauch forderte die meisten Todesopfer, lange bevor die Flammen überhaupt so weit kamen. Aber es schien keinen anderen Ausweg zu geben als weiterzurennen.
    Dann waren wir durch den Rauch. Das Feuer war drei Stockwerke unter Annas Wohnung ausgebrochen, und die Feuerschutztür dieses Stockwerks hatte man einfach aus den Angeln gerissen. Dunkler Rauch drang in dichten Schwaden aus dem Flur dahinter. Wir hatten es durch den Rauch geschafft, doch über uns befanden sich noch vier weitere Stockwerke, und er wurde wie durch einen Kamin durchs Treppenhaus nach oben gezogen. Der Qualm würde die Leute über uns blenden und ersticken, und Gott allein wusste, was dann geschehen würde.
    „Elaine!“, japste ich.
    „Schon kapiert“, rief sie hustend in meine Richtung – und dann stand sie neben der Tür, während der schwarze Rauch sie zu verschlingen drohte. Sie streckte die rechte Hand aus und vollführte eine Geste, die trotz allem irgendwie majestätisch wirkte, und der Qualm verschwand abrupt.
    Na ja, eigentlich nicht. Ein schwaches, schimmerndes Leuchten hatte sich über die Öffnung der Tür gelegt, und dahinter waberten die dunklen Schwaden, als drückten sie gegen Glas. Auch die Akustik im Treppenhaus hatte sich verändert. Das Wüten des Feuers war schwächer geworden, das Keuchen und Trappeln der Füße der Leute hinter uns dagegen lauter.
    Elaine musterte das Feld über der Tür einen Moment lang, nickte dann einmal und wandte sich wieder um, um uns einzuholen. Sie gab sich ruhig und gelassen wie ein abgeklärter Profi.
    „Musst du bleiben, um etwaige Personen durchzulassen?“, erkundigte ich mich. Mouse lehnte sich verängstigt gegen mein Bein. Es war klar, dass er darauf brannte, das Haus zu verlassen.
    Sie hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Gleich darauf sagte sie: „Nein. Durchlässig für Lebewesen. Muss mich konzentrieren. Uns bleiben ein bis zwei Minuten.“
    Durchlässig? Heiliger Strohsack. Das hätte ich nie einfach so aus dem Ärmel schütteln können. Andererseits war Elaine auch immer weit geschickter als ich gewesen, was komplexe Magie anbelangte. „Klar“, sagte ich. Ich nahm ihre Hand und legte sie auf Annas Schulter. „Weiter, schnell!“ Danach warteten nur noch weitere Treppen, hüpfende Lichtkegel und das Echo von Stimmen und Schritten auf uns. Ich joggte regelmäßig. Nicht, weil es gesund war, was zugegebenermaßen der Fall war, sondern weil ich fähig sein wollte, fortzulaufen, wenn irgendetwas hinter mir her war. Das brachte mir im Augenblick allerdings nicht viel, weil ich durch den restlichen Rauch immer wieder husten musste, aber immerhin war ich geistesgegenwärtig genug, Anna und die abgelenkte Elaine im Auge zu behalten, darauf zu achten, nicht über Mouse zu stolpern oder von hinten über den Haufen gerannt zu werden.
    Als wir im

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