Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
gründlich ein Schnippchen geschlagen, dass ich sie nicht benötigen würde? Das Leben sei nicht schon Herausforderung genug? Blöder Harry. Blöder Harry. Ich schwor mir, Nachbildungen meiner Ausrüstung anzufertigen, für den Fall, dass ich Thomas noch einmal als Köder missbrauchen musste, wenn ich das hier überleben sollte.
Der Boden begann zu beben, als Zwerg hinter mir die Verfolgung aufnahm.
Meine Optionen waren extrem begrenzt. Rechts von mir erhob sich die Außenmauer des Gebäudes, und ich konnte nicht hinaus in den tiefer werdenden Schnee treten. Meine Phantasie spielte mir vor meinem geistigen Auge vor, wie ich durch hüfthohen Schnee stolperte, während sich Zwerg mit seiner überlegenen Größe und Körpermasse einfach wie ein Eisbrecher durch die winterliche Straße schob und mich wie eine Getränkedose zertrat. Vor mir war eine leere Halle, die zu einer weiteren Mauer führte, und zu meiner Linken waren Reihen an Reihen von …
… Schließfächern.
Ich kramte erneut in meinen Taschen, während ich über den nass glänzenden Boden eilte und begann, die Nummern an den Schließfächern genau unter die Lupe zu nehmen. Ich entdeckte das Fach, das zu Gards Schlüssel passte, und blieb rutschend stehen. Ich rammte panisch den Schlüssel ins Schloss, während Zwerg hinkend die letzten zwölf Meter zwischen uns überbrückte.
Der Zeitpunkt musste wirklich auf den Sekundenbruchteil passen. Ich hob die rechte Hand und zielte auf den Huf seines verletzten Beines. Ich feuerte eine Welle unaufhaltsamer Energie auf ihn ab, die ihn mit der Wucht eines Rennautos traf.
Wieder riss es dem Geißlein auf dem nassen Boden die Hufe weg, und er kippte mit einem frustrierten Grollen vornüber. Im Fallen ließ er sein Schwert fallen und griff mit bloßen Händen nach mir.
Ich wartete bis zum letzten Augenblick, vollführte einen Satz nach hinten und riss die Tür zu Gards Schließfach auf.
Ich kann das, was dann geschah, nur als gewaltigen Blitz beschreiben. Auch wenn es kein Blitz war – nicht wirklich. Ein echter Blitz besaß nicht die fauchende, sengende Intensität dieses … Dings, und ich erkannte erstaunt, dass diese Energie, worum es sich auch immer handelte, am Lebenwar. Eine weiß gleißende Kraft, die von zuckenden, dunkelroten Adern durchzogen war, schoss mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit wie Hunderte hyperaktive Vipern in einem chaotischen Zickzackkurs aus dem Schließfach. Der lebende Blitz schmetterte in Zwerg und schnitt durch seine Rüstung, als handle es sich um aufgeweichte Seife. Sie glomm, riss und schrammte in einer langen Linie von seiner Schulter bis zu seiner Wade über sein Fleisch und stieß ein wütendes Surren aus, wie ich es noch nie zuvor gehört hatte.
Im letzten Sekundenbruchteil, ehe sie wieder verschwand, stieß diese Energie wie eine Peitsche auf Zwerg herab und trennte sein linkes Bein am Knie vom Körper.
Das Geißlein brüllte auf. Was auch immer das Ding gewesen war, es hatte Zwerg die Kampfeslust ordentlich ausgetrieben.
Herrjemine.
Ich starrte auf den verkrüppelten Streiter des Sommers und dann auf die Schließfachtür, die unschuldig offen stand, als sei nichts geschehen. Dann trat ich vorsichtig einen Schritt vor.
Zwerg hatte ein Auge geöffnet, doch es machte nicht den Anschein, als könnte er es auf etwas Bestimmtes fokussieren. Sein Atem rasselte gequält und erfüllte seine Umgebung mit dem Geruch von Hafer.
Zwerg blinzelte schwerfällig mit dem anderen Auge und stieß ein schwaches Schnauben aus. „Sterblicher“, schnaufte er. „Ich bin bezwungen.“ Eines seiner Ohren zuckte, als er in einem tiefen Seufzer ausatmete. „Bring es zu Ende.“
Ohne anzuhalten ging ich am gefallenen Geißlein vorbei und stellte fest, dass der Energieblitz das Bein nicht nur abgetrennt, sondern die Wunde auch gleich kauterisiert hatte. Zwerg würde also nicht verbluten.
Ich blickte neugierig in das Schließfach.
Bis auf eine einfache Holzschachtel von der Größe eines Backgammonsets war es leer. An der Rückwand des Schließfachs konnte ich noch etwas ausmachen – die geschwärzten Umrisse einer Art Rune. Es war nicht das erste Mal, dass Gard Runenmagie eingesetzt hatte, doch ich will verdammt sein, wenn ich wusste, wie sie das anstellte. Vorsichtig tastete ich mit meinen Magiersinnen in das Schließfach, doch ich spürte nichts. Welche Energie auch immer sie in der Rune gespeichert hatte, jetzt war sie fort.
Was zur Hölle ...? Ich fasste in das Schließfach und griff
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