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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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dass er mich eigenhändig erwürgen würde, wenn ich sie jetzt unterbräche, und stieg in meinem Ansehen die Leiter eine Stufe nach oben. Ich lehnte mich an die Wand und wartete. Was würde es mich schon kosten, das Mädchen noch einen Augenblick den Ottern zusehen zu lassen?
    Nachdem in meiner Kindheit meine Magie erwacht war, hatte ich manchmal schwere Zeiten durchstehen müssen. Ich hatte mich einfach anders und bizarr gefühlt – und einsam. Ich hatte mich nach und nach immer weiter von den anderen Kindern zurückgezogen. Ivy aber hatte nie den Luxus genossen, zu einer Gruppe zu gehören, nicht einmal für kurze Zeit. Wenn ich es richtig verstanden hatte, war sie seit ihrer Geburt das Archiv gewesen, das seit dem Zeitpunkt, an dem es die Augen geöffnet hatte, ein volles Bewusstsein besessen hatte und mit allem Wissen der Menschheit vollgestopft gewesen war. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, wie furchtbar das sein musste.
    Hölle, je mehr ich gelernt hatte, als ich älter geworden war, desto mehr sehnte ich meine ursprüngliche Unwissenheit zurück. Na ja. Zumindest meine Unschuld. Ich konnte mich zumindest daran erinnern, wie es gewesen war.
    Ivy war nie unschuldig gewesen.
    Ich konnte sie zumindest eine Minute beim Anblick der Otter lachen lassen. Darauf können Sie Ihren Arsch verwetten.
    Ein Schatten hinter mir regte sich, und ich zwang mich, nicht panisch zu werden. Ich drehte mich um und sah, wie die zwei Delfine aus dem Tank über uns vorbeischwammen und uns erneut beobachteten. Die gewaltigen Becken beinhalteten Schaufenster über die gesamte Länge der zweistöckigen Galerie, damit der geschätzte Besucher auf der einen Seite süße Viecher beäugen und auf der anderen gemütliche Delfine und Kaviarwale beobachten konnte.
    Von hier unten konnte man auch an die gegenüberliegende Wand des riesengroßen Beckens sehen, die aus Glas bestand und auf das offene Wasser des Michigansees hinausging. Das war mir schon immer sadistisch vorgekommen. Ich meine, hier waren Tiere, die von der Natur dazu ausgestattet waren, die endlosen Weiten des blauen Ozeans zu durchstreifen, und die man nun in ein paar Millionen Litern Wasser hielt. Das war schon schlimm genug, ohne den Viechern auch noch einen Panoramablick über den riesigen See zu bieten.
    Vielleicht irrte ich mich aber auch. Was ich so hörte, war es dank der Fischereiindustrie im Moment ziemlich scheiße, ein Wal oder Delfin im offenen Meer zu sein.
    „Ich schätze mal, sie landen so oder so in der einen oder anderen Dose“, seufzte ich.
    „Hmmm?“, murmelte Kincaid.
    „Ach, nichts.“
    Ivy atmete einen Augenblick später mit einem zufriedenen Seufzen aus, als die Otter in ihrem Bau verschwanden. Dann drehte sie sich zu uns um und blinzelte. „Oh“, sagte sie. Ihre Wangen liefen leicht rot an, und für einen Moment sah sie fast wie ein normales kleines Kind aus. „Oh.“ Sie strich Falten auf ihrer Hose glatt, die es überhaupt nicht gab, nickte Kincaid zu und sagte: „Ja?“
    Kincaid nickte in meine Richtung. „Die lokale Polizei fordert, dass ein Abgesandter aus ihren Reihen als Beobachter zugegen ist. Dresden befürwortet diese Forderung.“
    Sie ließ sich das durch den Kopf gehen. „Sergeant Murphy?“
    „Ja“, sagte ich.
    „Ich verstehe.“ Sie runzelte die Stirn. Als sie sprach, tat sie es mit einem vorsichtigen Unterton, so als würde sie jedes ihrer Worte sorgfältig abwägen. „Als Schlichterin habe ich keine Einwände, wenn beide verwickelten Parteien ihre Zustimmung geben.“
    „Geht klar“, antwortete Kincaid. Er drehte sich um und stapfte davon.
    Ich nickte Ivy zu, die meine Geste erwiderte. Dann wandte auch ich mich um und beeilte mich, Kincaid einzuholen. „Nun?“, fragte ich, als wir die Treppen erklommen.
    „Was nun?“, meinte er. „Jetzt sprechen wir mit Nikodemus.“
    ***
    Kincaid führte mich vom Ozeanarium zurück hinunter in die Eingangshalle. Bei dieser handelte es sich um eine weitere, großartige Ansammlung spiegelnder Marmorböden und korinthischer Säulen, die um ein Aquarium in der Größe eines mittleren Eislaufplatzes angeordnet waren. Dieses war bis oben hin mit Salzwasser, Korallen, Seetang und jeder Menge tropischer Fische vollgestopft. Manchmal kraxelte auch ein Taucher hinein, der ein Mikrophon in seine Tauchermaske eingebaut hatte und dann zur Begeisterung der Touristen die kleinen Haie fütterte, während er mit den Besuchern quatschte. Durch eine gewaltige Kuppel mit dreieckigen Scheiben sickerte

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