Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
gegen die Barriere aus Energie, die ich gerade erschaffen hatte. Um mich herum dröhnte der ohrenbetäubende Lärm kreischenden Holzes und Metalls auf, als die gesamte Fassade des Hauses aus dem Rahmen gerissen wurde.
Dämonische Stimmen jaulten. Ich drehte mich zu Thomas um, der die Gunst der Stunde meines Ablenkungsmanövers nutzte, seinen Säbel wie ein Held in einem Mantel-und-Degen-Film in weiten Bögen kreisen ließ und seinen Gegner in Streifen schnitt. Der Denarier ergriff eilig die Flucht und brüllte blechern vor Schmerz.
„Verflucht!“, brüllte Thomas in meine Richtung. „Das ist ein brandneuer Wagen!“
„Hör auf, hier rumzujammern und geh!“, rief ich und ließ meinen Worten Taten folgen.
Die Front des Hauses war wie durch einen Tsunami eingestürzt und hatte sich in einem kleinen Meer aus Schutt über den Garten und die Motorhaube des Hummers ergossen. Unter den Trümmern hörte ich Denarier, die drauf und dran waren, sich zu befreien.
Wir eilten zum Hummer und stiegen rasch ein. Thomas startete den Wagen in dem Moment, als das Gottesanbeterinnen-Mädchen aus der Luft herabgesegelt kam und auf der Motorhaube des Hummers landete, wobei sie eine tiefe Beule hinterließ.
„Gott verdammt nochmal!“, schimpfte Thomas erbost. Er legte den Rückwärtsgang ein und begann, nach hinten zu fahren – während er das Magazin seiner Pistole in das Gottesanbeterinnen-Mädchen pumpte. Statt spritzenden Blutes flogen bei jedem Treffer Klumpen sich windender Insektenleiber aus seinem Körper, und den Schreien nach zu urteilen musste es höllisch wehtun. Sie taumelte von der Motorhaube und verschwand.
Thomas wendete den Hummer, wir gaben Gas und fuhren zurück in das dichte Schneetreiben.
Für eine ganze Weile fuhren wir alle schweigend, bis sich unser Herzschlag normalisiert und der durch pure Panik ausgelöste Adrenalinrausch gelegt hatte.
Dann sagte Thomas: „Ich glaube nicht, dass wir allzu viel rausgefunden haben.“
„So ein Quatsch!“
„Was denn zum Beispiel?“
„Wir wissen, dass sich mehr als fünf Denarier in der Stadt aufhalten, diedie Abkommen unterzeichnet haben – und dass sie offensichtlich etwas gegen Marcones plötzlichen Aufstieg haben.“
Thomas grunzte zustimmend. „Was jetzt?“
Ich schüttelte erschöpft meinen Kopf. Der letzte Zauber hatte mir ganz schön wackelige Knie beschert. „Jetzt? Ich denke…“ Ich warf einen Blick über die Schulte auf die bewusstlose Gard. „Ich denke, ich rufe besser den Rat an.“
14. Kapitel
N un, da ich nicht ein , sondern gleich zwei übernatürliche Todeskommandos an der Backe hatte, die guten Grund hatten, hinter mir her zu sein, schwanden meine Optionen ständig. Im Endeffekt gab es nur einen Ort, an den ich Gard und Hendricks bringen konnte, ohne unschuldige Leben in Gefahr zu bringen: die Kirche St. Mary of the Angels.
Weshalb ich Thomas auch aufgetragen hatte, uns zum Haus der Carpenters zu fahren.
„Ich bin immer noch überzeugt, dass das eine ganz miese Idee ist“, sagte Thomas leise. Die Schneepflüge leisteten ganze Arbeit, dennoch schafften sie es nicht einmal, mit dem ständigen Schneetreiben Schritt zu halten, um zumindest die Straßen zu den Krankenhäusern frei zu halten. An manchen Orten sahen die Straßen sogar aus wie die Gräben im ersten Weltkrieg, da sich der Schnee an beiden Seiten mannshoch auftürmte.
„Die Denarier wissen, dass wir die Kirche als Rückzugsort nutzen“, sagte ich. „Sie werden sie beobachten.“
Thomas grunzte und sah in den Rückspiegel. Gard war noch ohnmächtig, atmete aber zumindest. Hendricks’ Augen waren geschlossen, und sein Kinn war auf die Brust gesunken. Ich machte ihm keinen Vorwurf daraus. Ich hatte ebenfalls schon für verwundete Kameraden die ganze Nacht Wache gestanden, und auch ich hätte ein Nickerchen nur zu gut brauchen können.
„Was waren das für Dinger?“, fragte Thomas.
„Die Ritter des Schwarzen Denars“, erwiderte ich. „Du erinnerst dich an Michaels Schwert? An den im Griff eingelegten Nagel?“
„Klar“, sagte Thomas.
„Es gibt noch zwei weitere“, sagte ich. „Drei Schwerter. Drei Nägel.“
Thomas’ Augen weiteten sich kurz. „Warte. DieNägel von der Kreuzigung?“
Ich nickte. „Mit ziemlicher Sicherheit.“
„Was waren dann die Dinger? Michaels Gegenstücke?“
„Genau. Jedes Denarier-Arschloch besitzt eine Silbermünze.“
„Drei Silbermünzen“, sagte Thomas, „mal so ins Blaue geraten?“
„Dreißig“, korrigierte
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