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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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schwerer geworden, bis die Rabauken sie nicht mehr ausgehalten hatten, zurückgewichen waren und ich ungehindert weitergehen konnte.
    So ging ich auch jetzt wieder vor: Mein Schweigen schürte die Verunsicherung der anderen nur noch.
    Als ich Ebenezars Blick auffing, wusste ich, dass wir beide gerade dieselbe Erinnerung vor Augen hatten. Auch ich musste schmunzeln.
    „Nun, meine Herren?“, wandte sich Ebenezar an die Wächter. „Ihr habt den Willen des Rates vernommen, könnte man sagen. Aber eins müsst ihr wissen: Wer auf Befehl von jemandem, der sich kindisch benimmt, selbst etwas Kindisches tut, darf mit meiner Unterstützung nicht rechnen.“
    „McCoy!“ Mais Kopf fuhr zu Ebenezar herum.
    Ebenezar neigte ehrerbietig das Haupt. „Magierin Mai, ich würde Ihnen nicht raten, Streit mit diesem Mann zu suchen. Er hat ein Händchen für Kämpfe.“
    Die alte Frau reckte hochmütig das Kinn. „Tun Sie doch nicht so, als wäre er Ihr Lehrling gewesen! Sie haben gerade mal zwei Jahre lang auf ihn aufgepasst.“
    „Ja – und ihn dabei gut kennen gelernt“, sagte Ebenezar. „Lauscht-dem-Wind: Sie hatten doch damals dieses Waschbärenbaby – was hielt das denn von Dresden? Sie reden doch immer davon, wie gut gerade junge Tiere den Charakter eines Menschen beurteilen können. Der Mann hier vor uns, würde der sich in ein solch infames Komplott verwickeln lassen? Sie kennen die Antwort.“
    Lauscht-dem-Wind schüttelte entkräftet den Kopf. „Darum geht es nicht, das wissen Sie doch auch.“
    „Wenn Sie uns nicht dabei helfen, ihn zu bändigen, kann Ihnen das als Hochverrat ausgelegt werden.“ Mais Stimme klang kalt und angespannt.
    „Ich unterstütze Sie ja“, widersprach Ebenezar. „Indem ich Ihnen rate, Auseinandersetzungen zu meiden.“ Er legte eine kleine Pause ein, bevor er fortfuhr: „Sie könnten ihn ja vielleicht fragen.“
    „Wie bitte?“ Mai schien entsetzt.
    „Ihn fragen!“ Ebenezar hakte die Daumen unter die Träger seiner Latzhose. „Ihn freundlich fragen, ob er mit uns nach Edinburgh zurückkommt. Vielleicht möchte er ja kooperieren.“
    „Lassen Sie nur“, warf ich rasch ein. „Das mache ich nicht.“
    „Ehrwürdige Mai?“, grummelte Wächter Bork (oder so) mit seiner tiefen Stimme. „Wenn Sie jetzt bitte aufs Boot zurückkehren würden? Wir kümmern uns um die Sache hier.“
    Ich stand einfach weiter da und hoffte inständig, die anderen würden bald auftauchen. Eigentlich sollte die Musik erst aufspielen, wenn alle auf dem Tanzboden versammelt waren, aber wenn die Wächter Druck machten, würde ich doch schon vorher den Taktstock heben müssen.
    ***
    „Ehrwürdige Mai!“, drängte Yorik (oder so), „wenn Sie wünschen ...“
    Der Mann schaffte es nicht, seinen Satz zu beenden: In der Luft lag mit einem Mal ohrenbetäubender Lärm, als ein knapp über den Baumwipfeln schwebender Hubschrauber über den Berg hinter uns glitt. Er schoss über uns hinweg, legte über dem See ein Wendemanöver hin, kehrte zurück und blieb zirka hundert Meter entfernt knappe zehn Meter über dem Boden in der Luft stehen.
    Im Film ließen sich an diesem Punkt immer Spezialeinheiten an allerhand Tauwerk aus dem Hubschrauber ab. Ich war selbst mal so ein Typ am Tauwerk gewesen, allerdings mehr so als Sack Mehl, nicht gerade speziell. Egal – wenn die Leute, die aus dem Hubschrauber springen sollten, Vampire waren, konnte man sich das mit dem Tauwerk sparen.
    Dann konnte man sich die Taue überhaupt sparen.
    Drei Gestalten in Weiß lösten sich aus dem Hubschrauber, drehten sich einmal in der Luft und landeten alle zur selben Zeit in der anmutigen Hockstellung von Tänzern vorm Absprung. Auch als sie aufstanden, geschah dies gemeinsam. Eine einzige glatte, anmutige, koordinierte Bewegung – im Cirque du Soleil kriegten sie das nicht besser hin.
    Lara und ihre beiden Schwestern stolzierten zu uns herüber, und man musste zugeben, dass sie das mit dem großen Auftritt voll draufhatten. Lara trug ein schneeweißes Sommerkleid, das ihre Kurven in aller Deutlichkeit wunderbar zur Geltung brachte, dazu zwei über der Hüfte gekreuzte schwarze Ledergürtel. An dem einen Gürtel hing eine Handfeuerwaffe in einem Holster, am anderen ein echter Degen, dessen abgenutzter Griff auf eine lange, ereignisreiche und einsatzfreudige Geschichte hinwies. Lara hatte ihr langes Haar in einem Haarnetz zusammengefasst und trug ein weißes Stück Stoff locker um den Kopf gebunden, was ihr etwas von einer Zigeunerin gab.

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