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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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ich allein gegen die Truppe da? Mann gegen Mann wäre ich für die Wächter wohl schon ein Problem gewesen, aber da standen außerdem noch drei Mitglieder des Ältestenrats, von denen mich jeder Einzelne problemlos zu einem Päckchen hätte zusammenschnüren können: Bindfaden drum und fertig. Bei den Wächtern und mir stand es fünf zu eins – sie hätten sich getrost mit mir anlegen können, warum also waren sie so wenig erpicht darauf?
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Sie sahen gar nicht den guten alten Harry Dresden vor sich, dessen abgetakelter Volkswagen gerade mal wieder auf dem Autohof der Stadt Chicago vor sich hin schlummerte. Sie hatten es mit dem potenziell dämonischer Dunkelfürsten-Alptraumhexer zu tun, vor dem sie sich fürchteten, seit ich sechzehn geworden war. Ihrer Meinung nach hatten sie es hier mit dem Magier zu tun, der sich den Erben Kemmlers auf einem Dinosaurier-Zombie in den Weg gestellt hatte und siegreich aus einer Auseinandersetzung hervorgegangen war, bei der Morgan und Oberbefehlshaberin Luccio den Kürzeren gezogen hatten, noch ehe sie am Ort des Geschehens hatten eintreffen können. Sie hatten es mit einem Mann zu tun, der nicht nur den gesamten Ältestenrat herausgefordert hatte, sondern der dann tatsächlich auch wie verabredet aufgetaucht war. Der am Strand einer durch und durch unheimlichen Insel inmitten eines riesigen Süßwassersees vor ihnen stand und es auf einen Kampf mit ihnen ankommen ließ.
    Klar: Rein technisch gesehen war ich dieser Mann. Aber die anderen ahnten ja nicht, wie knapp ich bei meinen Abenteuern oft davongekommen war, sie kannten all die kleinen Details nicht, die mir zu meinen Siegen verholfen hatten, die Schicksalswendungen, die Zufälle. Sie wussten nichts von meinen Unterstützern, die ich höchstwahrscheinlich oft gar nicht verdient hatte, mit deren Hilfe es mir aber gelungen war, aus der einen oder anderen Wahnsinnsvorstellung mehr oder weniger am Stück wieder aufzutauchen.
    Sie wussten nur, dass ich immer noch lebte, wo ich doch schon längst hätte tot sein müssen, und dieses Wissen erfüllte sie mit einer ganz gesunden, rationalen Furcht. Mehr noch: Sie hatten Angst vor dem, was sie nicht wussten, vor dem, was ich vielleicht zu tun imstande war. Keiner von ihnen ahnte, keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen, dass ich viel lieber mit einem guten Buch in der einen und einem kühlen Bier in der anderen Hand daheim auf dem Sofa gesessen hätte.
    Bei Lauscht-dem-Winds Vortrag hatte ich mich nicht geregt, und auch jetzt stand ich da, als ginge mich die ganze Sache weiter nichts an. Der Rat hatte eigens drei Mitglieder des Ältestenrats geschickt, damit die im Falle von Unstimmigkeiten abstimmen und die Mehrheit entscheiden lassen konnten. Zwei hatten sich für meine Inhaftnahme ausgesprochen, zwei stellten die Mehrheit dar. Eigentlich hätten die Wächter mich jetzt verhaften müssen. Aber stattdessen wandte sich der älteste unter ihnen, ein großer Mann mit schwarzem Bart und irgendeinem skandinavischen Namen – Beorg? Yorik? Björn? – mit fragendem Blick an Ebenezar.
    Dem Zauberer aus den Ozarks lag ein kleines, feines Lächeln auf den Lippen, das ich nicht zum ersten Mal sah. Zu diesem Lächeln gab es eine Geschichte: Nachdem ich meinen Pflegevater umgebracht hatte und bei Ebenezar eingezogen war, gingen er und ich jede Woche zum Einkaufen in die Stadt. Eine Teenager-Bande aus unserer Wohngegend, allesamt männliche Wesen, hatte mitbekommen, dass es einen Neuen gab, und reagierte mit der typischen Gedankenlosigkeit Halbwüchsiger: Es stand fest, dass mich einer von denen so provozieren musste, dass ich mich mit ihm schlug.
    Ich erinnerte mich noch, dass ich diese Jungs damals nur lästig fand, weil sie mich ablenkten. Ich hatte auch ohne sie schon genug um die Ohren, ich hatte gerade einen größeren Dämonen und einen ehemaligen Wächter des Weißen Rats ausgeschaltet, beide in fairem Kampf. Halbwüchsige aus der Nachbarschaft waren nicht gerade meine Kragenweite, waren noch Kinder, die blöde Spiele spielten, während ich sehr schnell sehr viel älter geworden war. Ich hätte sie allesamt umbringen können, aber die Vorstellung allein war lachhaft. Als würde man mit einem Flammenwerfer gegen die Spinnen im Wohnzimmer vorgehen.
    Während die Jungs also versuchten, mich mit allen Mitteln in Rage zu bringen, hatte ich einfach nur dagestanden und sie angesehen. Eine Wand aus Ruhe und Stille. Diese Stille war immer dichter und

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