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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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verdammter Narr.
    Rashid findet es zwecklos, ihn über die Insel aufzuklären. Normalerweise kann Rashid Leute gut einschätzen, aber in diesem Fall glaube ich, hat er nicht ganz recht. Der Bursche hat einen guten Kopf auf den Schultern. Er gehört zu den drei oder vier Magiern aus meinem Bekanntenkreis, bei denen ich nichts dagegen hätte, würden sie diese spezielle Mission übernehmen. Ich vertraue seinem Urteilsvermögen.
    Andererseits habe ich dem Maggies auch vertraut.“
    Ebenezar unterbrach meine Lektüre. „Wie geht es deinem Kopf?“
    „Mein Kopf steckt voller Fragen.“ Ich klappte das Journal zu und reichte ihm seinen Füller.
    Das Lächeln meines alten Mentors schaffte es nur kurz bis hinauf in seine Augen, als er mir den Füller aus der Hand nahm: Ebenezar hatte gewollt, dass ich den Eintrag in seinem Buch las. „Meine Kriegstagebücher“, sagte er. „Na ja, die letzten drei sind von mir. Die davor haben meinem Meister gehört.“
    „Meister, was?“
    „Früher war das kein Schimpfwort. Es bedeutete Lehrmeister, Führer, Beschützer, Profi, Experte – klar kamen auch noch ein paar negative Dinge hinzu. Wahrscheinlich liegt es in der Natur des Menschen, die guten Dinge zu vergessen und sich nur an die schlechten zu erinnern.“ Er tippte gegen die drei Bücher, die vor seinen standen. „Die Schriften meines Lehrmeisters.“ Er tippte gegen die nächsten vier. „Die des Lehrmeisters meines Meisters, und so weiter und so fort.“ Die beiden ersten Bände berührte er sehr sanft. „Die kann man kaum noch lesen, selbst wenn man das mit der Sprache hinkriegt.“
    „Wer hat sie geschrieben?“
    „Merlin“, sagte Ebenezar schlicht. Er griff an mir vorbei, um sein eigenes Journal wieder in die Reihe zu stellen. „Ich glaube, Hoss, eines Tages wirst du dich für mich um diese Bücher kümmern müssen.“
    Mein Blick ging von dem alten Mann hinüber zu seinen Schätzen. Die Tagebücher und persönlichen Aufzeichnungen von Meistermagiern, über mehr als tausend Jahre gesammelt? Mein lieber Herr Gesangsverein!
    Das wäre echt mal eine irre Lektüre.
    „Vielleicht hast du ja eines Tages auch den einen oder anderen Gedanken, an dem du andere teilhaben lassen möchtest“, fuhr Ebenezar fort.
    „Ich sehe, Sie sind und bleiben ein unverbesserlicher Optimist, Sir.“
    Er grinste kurz. „Wie dem auch sei. Was führt dich so kurz vor der Gerichtsverhandlung noch zu mir?“
    Ich reichte ihm kommentarlos den braunen Umschlag, den ich von Vince erhalten hatte. Er nahm ihn verdutzt entgegen, öffnete ihn und begann, die Bilder durchzusehen. Je weiter er kam, desto deutlicher wurde sein Stirnrunzeln. Bis er zum letzten Foto kam und ihm der Atem stockte. Ebenezar hatte verstanden, er wusste, was dieses Foto bedeutete. Mein alter Mentor hatte nun mal kein Stroh zwischen den Ohren.
    „Hut ab, Hoss“, sagte er leise. „Hast diesmal ordentlich vorausgeplant, was?“
    „Selbst ein blindes Huhn findet von Zeit zu Zeit mal ein Korn, Sir.“
    Er schob die Fotos zurück in den Umschlag und reichte sie mir. „Gut, und wie stellst du dir die Sache jetzt vor?“
    „Ich möchte bis zur Verhandlung warten, sogar bis kurz vor deren Ende. Ich will, dass er sich in Sicherheit wiegt, dass er glaubt, er sei mit allem durchgekommen.“
    Ebenezar schnaubte. „Die ehrwürdige Mai und ungefähr fünfhundert von LaFortiers ehemaligen Spezis werden höllisch sauer auf dich sein.“
    „Ich konnte letzte Nacht vor Sorgen kaum schlafen.“
    Er schnaubte erneut.
    „Ich habe da eine Theoire“, warf ich vorsichtig ein.
    „Ach ja?“
    Ich erläuterte sie ihm.
    Ebenezars Gesicht wurde mit jedem Satz, den ich von mir gab, dunkler. Er drehte seine Hände mit den Handflächen nach oben, starrte sie entgeistert an. Seine Pratzen waren breit, stark, voller Narben und von harter Arbeit gezeichnet – und zitterten kein bisschen. Eine Handfläche zierten frische Risse – er war vergangene Nacht auf der Insel hingefallen und hatte sich mit dieser Hand abgestützt. Einige der Fingerspitzen wiesen Tintenflecke auf.
    „Ich muss jetzt ein, zwei Sachen regeln, bestimmte Schritte unternehmen“, sagte er, als ich fertig war. „Sieh mal lieber zu, dass du los kommst.“
    Ich nickte. „Wir sehen uns dort?“
    Er nahm seine Brille ab, zog ein Taschentuch hervor und machte sich daran, die Gläser sorgfältig zu putzen. „Aye.“
    ***
    Knapp eine Stunde später fing die Gerichtsverhandlung an.
    Ich saß auf einer Steinbank neben der Bühne, Molly

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