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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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warfen mir relativ finstere, halbherzig als Desinteresse getarnte Blicke zu, als ich mich näherte. Daran war ich gewöhnt, ich beachtete es nicht weiter.
    Wir gingen an den Wachstationen vorbei – auch diese diesmal voll besetzt – und steuerten den Sprachsaal an. Der Name allein sagte schon viel über die Geisteshaltung von Magiern im Allgemeinen aus, denn normalerweise hieß ein solcher Versammlungsraum Auditorium, ging es dort doch ums Zuhören, und ein Auditorium war dieser Sprachsaal seinem Aufbau nach auch: Eine Reihe von Steinbänken erhob sich dort in einem Kreis um eine recht kleine Steinbühne, was an die alten Theater in Griechenland denken ließ. Ehe wir beim Sprachsaal angelangt waren, bog ich jedoch erst einmal in einen kleinen Seitengang ein.
    Nach einigen Schwierigkeiten gelang es mir, die dortigen Wachhabenden dazu zu bewegen, mich, Mouse und Molly ins Ostentatorium einzulassen, wo wir warten durften, während einer von ihnen Ebenezar suchen ging, um ihn zu fragen, ob er sich kurz mit mir treffen könnte. Es war Mollys erster Besuch im riesigen Prunkgemach, und sie sah sich mit unverhohlener Neugier um.
    „Echt irre hier“, meinte sie voller Bewunderung. „Was sagst du: Ist das Essen nur für die großen Tiere, oder darf ich mich auch mal bedienen?“
    „Die ehrwürdige Mai wiegt kaum mehr als ein Vögelchen, und LaFortier ist tot. Bisher haben sie ihn noch nicht ersetzt, es dürfte also genug für dich übrig sein.“
    Molly schien nicht überzeugt. Sie runzelte die Stirn. „Aber eigentlich ist es für den Ältestenrat, oder?“
    Ich zuckte die Achseln. „Du hast Hunger, und da steht was zu essen. Was denkst du?“
    „Ich denke, ich habe keinen Bock, mir hier unnötig neuen Ärger einzuhandeln. Die sind doch sowieso schon sauer auf uns.“
    In manchen Dingen hatte die Kleine mehr gesunden Menschenverstand als ich.
    Ebenezar schickte den Wächter zurück mit der Bitte, mich sofort in seine Räume zu bringen. Der Mann hatte Weisung, dafür zu sorgen, dass sich Molly am Büfett bediente. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen: Mein alter Mentor dachte also immer noch, jeder Lehrling müsse automatisch hungrig sein. Wie kam der Mann bloß auf so was?
    Wenig später stand ich in Ebenezars Salon und blickte mich um. Die Wände waren von Bücherregalen gesäumt, die unter ihrer Last schier zusammenzubrechen drohten. Ebenezar las alles, was ihm in die Finger kam, und so teilten sich King, Heinlein und Clancy mit Hawkins und Nietzsche ein Regalbrett, und unter die Grundlagentexte der großen Weltreligionen mischten sich schamlos die Schriften Julius Cäsars und D. H. Lawrences. Hunderte dieser Werke waren handgeschrieben und von Hand gebunden, mit farbenfrohen Illustrationen und kostbaren Umschlägen. Darunter befanden sich uralte Zauberbücher, die jedes Museum der Welt, das seinen Namen verdiente, ohne mit der Wimper zu zucken entwendet hätte, hätte sich dazu die Gelegenheit geboten. Die Bücher standen aufrecht oder waren rücksichtslos quer zwischen die Reihen gequetscht, und obwohl die Mehrzahl von ihnen mit dem Rücken nach vorn lag, hätte man eine Engelsgeduld gebraucht, hier irgendetwas zu finden. Es sei denn, man erinnerte sich noch daran, wo man es zuletzt gesehen hatte.
    Ein Regalbrett jedoch unterscheid sich von allen anderen: Hier ging es ordentlich zu.
    Es handelte sich um eine Reihe schlichter, ledergebundener Kladden, alle offensichtlich nach demselben Muster gestaltet, aber mit subtilen Unterschieden, was die Herstellung betraf. Mal hatte man anderes Leder verwendet, mal war das Papier unterschiedlich gealtert und wies von daher verschiedenartige Beschaffenheit und Farbe auf. Ganz links standen die ältesten Bücher, manche sahen so aus, als würden sie bald zu Staub zerfallen. Das besserte sich, je weiter man nach rechts kam, wobei das letzte Notizbuch, das aufgeschlagen im Regal lag, fast neu wirkte. Ein Stift beschwerte die Seiten.
    Ich warf einen Blick auf die aufgeschlagenen Seiten und erkannte sofort Ebenezars große, eckige Schrift:
    „... scheint eindeutig, dass er vom ursprünglichen Zweck der Insel keine Ahnung hatte. Manchmal glaube ich inzwischen fast an so etwas wie Schicksal oder doch zumindest daran, dass es eine höhere Macht gibt, die versucht, die Dinge zu unseren Gunsten zu steuern, trotz allem, was wir in unserer Unwissenheit tun mögen, um dies zu verhindern. Der Merlin verlangt, dass wir den Jungen sofort unter Aufsicht stellen. Ich glaube, er ist ein

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