Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
dass Morgan als der Schuldige gelten muss. Von dieser Hypothese ausgehend habe ich eine unabhängige Ermittlung gestartet und gelangte zu folgenden Ergebnissen.“
Ich lieferte dem Ältestenrat und den Zuschauermassen eine Zusammenfassung der Ereignisse der letzten beiden Tage, wobei ich die allzu heiklen Teile sowie Unwichtiges ausließ. „Meine Ermittlungen ließen mich zu folgendem Schluss gelangen: LaFortiers Killer legte es nicht nur darauf an, Morgan die Schuld für seine Tat in die Schuhe zu schieben. Er hatte das Ganze so inszeniert, dass auch Mitglieder des Weißen Hofes inkriminiert werden würden. Er wollte, dass es zu einem neuen Aufbrechen der Feindseligkeiten zwischen dem weißen Rat und den Vampiren des weißen Hofs kommt.“
Ich holte tief Luft. „Um die Person, die alles so geschickt eingefädelt hatte, dazu zu bringen, sich selbst zu verraten“, fuhr ich fort, „ließ ich die Nachricht streuen, ein Verschwörer sei an mich herangetreten, habe seine Beteiligung am teuflischen Plan eingestanden und sei bereit, sich zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort in Chicago mit Mitgliedern des weißen Rats zu treffen. Ausgehend von der Theorie, dass der Killer ein Mitglied des Rates – mehr noch, jemand aus dem Hauptquartier hier in Edinburgh – sein muss, spekulierte ich darauf, dass er von hier aus über den Weg durchs Niemalsland nach Chicago reisen würde. Es blieb ihm kaum eine andere Wahl. Also ließ ich den Ausgang des Weges in Chicago unter Beobachtung stellen.“ Ich hielt den braunen Umschlag hoch. „Hier in diesem Umschlag befinden sich dort vor Ort aufgenommene Fotografien. Sie stammen aus den Stunden nach meiner Bekanntgabe von Ort und Zeit des Treffens mit meinem angeblichen Zeugen und zeigen jeden, der in dieser Zeit über den Weg in Chicago ankam.“
Ich öffnete den Umschlag und reichte die Fotos eins nach dem anderen an die Mitglieder des Ältestenrats. Ebenezar bestätigte, dass es sich bei den fotografierten Wächtern um diejenigen gehandelt hatte, die mit ihm, Lauscht-dem-Wind und der ehrwürdigen Mai gereist waren.
„Ich glaube kaum, dass außer dieser Gruppe noch jemand rein zufällig zu ausgerechnet diesem Zeitpunkt den Weg nach Chicago genommen hat“, sagte ich. „Ferner sollten wir bedenken, dass die Gruppe, die Sie eben auf den Bildern gesehen haben, bei ihrer Ankunft am Ort des angekündigten Treffens von feindlichen Wesen angegriffen wurde. Wesen, die ein Magier mit ganz erheblichen Fähigkeiten anführte. Über solche Fähigkeiten verfügen nur Ratsmitglieder. Insgesamt also können wir, glaube ich, mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Mörder meinen Köder geschluckt hatte.“
Ich drehte mich um, zog mit einer dramatischen, Poirot durchaus angemessenen Geste das letzte Foto aus dem Umschlag und präsentierte es so, dass die Zuschauer es sehen konnten. „Warum sagen Sie uns nicht, was Sie letzte Nacht in der Umgebung Chicagos gewollt haben – Magier Peabody?“
Ein Keyboard hinter den Kulissen und dazu ein Musiker, der eine kleine Seifenoperneinlage zum Besten gibt – das wäre jetzt perfekt gewesen!
Der gesamte Ältestenrat – bis auf Ebenezar und seltsamerweise auch Rashid – wandte sich mit weit aufgerissenen Mündern Peabody zu.
Der Sekretär des Ältestenrats hockte vollkommen reglos da, sein kleines Schreibpult auf dem Schoß. „Sie haben doch sicher außer dieser einfach zu fälschenden visuellen Darstellung noch andere Beweise?“, fragte er schließlich. „Diese Fotos lassen sich problemlos herstellen, wie man es wünscht.“
„Ja und ob ich Beweise habe“, sagte ich. „Besser noch: Ich habe einen Zeugen, der nah genug beim Ausgang wartete, um Ihre Witterung aufnehmen zu können.“
Das war das Stichwort: Mouse erhob sich und baute sich vor Peabody auf.
Sein Knurren hallte durch den Saal wie ein steter, verhaltener Trommelwirbel.
„Mehr haben Sie nicht?“, höhnte Peabody. „Ein Foto und einen Hund?“
Mai sah aus, als hätte ihr jemand mit einem Vorschlaghammer einen Schlag mitten zwischen die Augen versetzt. „Das ist ein Foo-Dog“, sagte sie mit atemloser Stimme. „Wo haben Sie den her, und wieso ist es Ihnen erlaubt, ihn zu behalten?“
„Meine Entscheidung war das nicht, er hat mich irgendwie ausgesucht“, sagte ich.
Die Augen des Merlins leuchteten heller. „Mai? Ist dieses Tier verlässlich?“
Die ehrwürdige Mai starrte mich immer noch konsterniert an. „Auf jeden Fall!“, beantwortete sie
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