Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
einander zum Lachen, und von Zeit zu Zeit trieben wir es zu unserer beiderseitigen, intensiven Befriedigung wild und lustvoll miteinander.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Anastasia könnte ein falsches Spiel mit mir treiben.
Seufzend hängte ich mich noch einmal ans Telefon, um Ramirez in L. A. anzurufen, den anderen Bereichsbefehlshaber in den USA. Vielleicht wusste er ja Genaueres. Aber ich erreichte nur seinen Anrufbeantworter.
Wenn das so weiterging, musste ich mich womöglich noch in der Geisterwelt nach konkreten Antworten umhören. Nur war das in mehr als einer Weise riskant. Unter anderem wegen der absolut realen Möglichkeit, dass mich das Wesen verschlang, das ich zwecks Befragung herbeigerufen hatte.
Langsam gingen mir die Alternativen aus.
Ich zog den Teppich über der Falltür beiseite, die den Zugang zu meiner Werkstatt darstellte, und bereitete gerade den Kreis für meinen Beschwörungszauber vor, als das Telefon klingelte.
„In einer halben Stunde treffe ich mich mit Justine“, teilte mir mein Bruder mit.
„Gut!“, sagte ich. „Komm mich abholen.“
8. Kapitel
C hicagos Clubszene war schillernd wie ein Pfau und vielfältig. Jazz-Improvisationen gefällig? Kein Problem. Ein traditioneller Irish Pub? Ein türkisches Kaffeehaus? Bauchtänzerinnen? Eine japanische Gartenparty? Swing? Standardtänze? Poetry Slams? Alles da.
Nach den anderen Clubs, wo Eltern auf Städtereisen nicht gerade mit ihren Kindern hingingen, musste man nicht viel länger suchen. Wir hatten Schwulen- und Lesben-Kneipen, Striplokale, Lederbars, und für die eher subtilen Geschmäcker innerhalb des jeweiligen Genres war ebenfalls gesorgt.
Dann war da noch das Zero.
Thomas und ich standen ein gutes Stockwerk unter Straßenniveau am Fuß einer Treppe, die seitlich an einem Gebäude der Innenstadt hinunter bis zu einer Art Feuerschutztür führte. Auf dieser Tür prangte ein rotes Neon-Oval, dessen Licht eine düstere, blutrünstige Hitze auszustrahlen schien, und hinter der Tür, für uns kaum hörbar, ließen die Bässe der Musik im Club den Boden erzittern.
„Ist das jetzt echt das, wofür ich es halte?“, erkundigte ich mich bei Thomas.
Der hatte sich für unseren Ausflug in ein eng sitzendes T-Shirt und alte Jeans geworfen. Er warf mir einen Seitenblick zu und zog eine dunkle Braue hoch. „Kommt darauf an. Wofür hältst du es? Für das Zero?“
Das Zero war einer dieser Clubs, die die meisten Leute nur vom Hörensagen kannten und über die jede Menge Gerüchte kursierten. Obwohl das Lokal von Zeit zu Zeit den Ort wechselte, blieb es seit langem so exklusiv, wie es der populärste Nachtclub einer Metropole nur sein konnte. Auch ich hatte vom Zero bisher nur gehört, und dabei arbeitete ich mittlerweile seit mehr als zehn Jahren als Privatdetektiv in dieser Stadt. Ins Zero gingen unsere Reichen und Schönen (natürlich nur die Schönen, die dazu auch noch reich waren), wenn sie es sich mal so richtig gut gehenlassen wollten.
„Kennst du hier jemanden?“, fragte ich. „Die werden uns nämlich sonst nicht ...“
Thomas steckte einen Schlüssel ins Schloss, drehte ihn, und schon ging die Tür auf.
„... reinlassen“, beendete ich leicht dümmlich meinen Satz. Drinnen drückte ein Schwall aus Hitze und Rauch sanft gegen meine Brust – der Rauch war schwer vom Duft nicht ganz legaler Substanzen und leuchtend rötlich. Dahinter war das schwere Stampfen von Technomusik zu hören.
„Das ist ein Familienunternehmen.“ Thomas steckte seinen Schlüssel wieder in die Tasche. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den ich nicht zu deuten vermochte. „In diesem Club habe ich Justine kennengelernt.“
„Heißt das, hier treiben sich auch noch welche von der anderen Seite der Familie herum?“, fragte ich ihn. Die Vampire des Weißen Hofs waren rein körperlich am ungefährlichsten, allerdings jagten sie einem mehr Angst ein als alle anderen. Sie waren durch und durch verführerische Wesen, die sich von den Gemütsbewegungen und der Lebensenergie ihrer Beute nährten. Ihre Opfer verfielen dem Akt des Nährens, wurden hörig und gaben sich ihm freiwillig und freudig so lange immer wieder hin, bis sie nichts mehr zu geben hatten. Wer sich im Bann eines Vampirs des Weißen Hofes befand, war ein armes Schwein, faktisch ein Sklave. Unter dem Strich war es also keine besonders gute Idee, sich mit einem dieser Vampire einzulassen.
Thomas schüttelte den Kopf. „Das bezweifle ich. Sonst hätte sich Justine nicht
Weitere Kostenlose Bücher