Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
erhalten hatte. „Ich muss wissen, wer Sie engagiert hat.“
Graver dachte nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Kommt nicht in Frage.“
„Warum nicht?“
„Es gehört zu meinen persönlichen Gepflogenheiten, mich nicht gegen Kunden zu wenden oder Leute gegen mich aufzubringen, die auf Mord aus sind.“
„Sie haben einen Auftrag verloren. Was ist, wenn ich das wieder gutmache?“
„Kann es sein, dass Sie den Absatz im Handbuch für Privatdetektive überlesen haben? Wir sind Ermittler, keine Informanten.“
„Vielleicht rufe ich ja bei den Bullen an. Sage denen, Sie wären bei den Angriffen gegen mich beteiligt gewesen.“
„Vielleicht können Sie mir ja nicht das Geringste nachweisen.“ Graver schüttelte den Kopf. „In diesem Beruf kommt man nicht voran, wenn man das Maul nicht halten kann.“
Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mir den Mann noch einmal genau an. „Sie haben recht“, sagte ich. „Ich kann Sie nicht zwingen. Nur bitten. Bitte, sagen Sie mir, wer Ihre Auftraggeber sind.“
Er fixierte angelegentlich die Straße vor seinem Wagen. „Warum sind die hinter Ihnen her?“
„Ich beschütze einen Kunden.“
„Alter Mann im Rollstuhl.“
„Ja.“
Graver kniff die Augen zusammen. „Sieht aus wie ein ziemlich harter Brocken.“
„Sie ahnen noch nicht mal, wie hart.“
Einen Augenblick lang hockten wir schweigend in der kalten Luft der Klimaanlage. Dann warf er mir einen Seitenblick zu und schüttelte entschieden den Kopf.
„Sie scheinen ein vernünftiger Mensch zu sein“, sagte er. „Hoffentlich gehen Sie bei der Sache nicht über den Jordan. Die Unterhaltung ist beendet.“
Sollte ich ihn unter Druck setzen? Nein – ich war lange genug im Geschäft, ich sah, wenn ein Entschluss endgültig feststand. „Haben Sie eine Visitenkarte?“
Er griff in seine Hemdtasche und beförderte eine schlichte weiße Karte hervor, auf der lediglich sein Name sowie eine Telefonnummer standen. „Wozu brauchen Sie die?“
„Ich arbeite von Zeit zu Zeit mit Subunternehmern.“
Er zog beide Brauen hoch.
„Mit solchen, die die Klappe halten können.“ Ich verabschiedete mich mit einem kurzen Nicken und stieg aus. Ehe ich ging, beugte ich mich noch einmal zu seinem Fenster hinunter. „Ich kenne einen Automechaniker, der auch hier rauskommen würde, den rufe ich an. Er hat einen Kompressor auf seinem Pickup und wird Ihnen die Reifen aufpumpen. Das geht auf meine Rechnung.“
Graver musterte mich prüfend mit ruhigem, intelligentem Blick, ehe er den Mund zu einem kleinen Lächeln verzog. „Danke.“
Ich schlug mit der Faust noch einmal kurz aufs Autodach und ging zu meiner Wohnung zurück. Mouse, der geduldig im Garten auf mich gewartet hatte, schloss sich mir schwanzwedelnd an.
Daheim lag Morgan wieder in meinem Bett, und Molly war gerade fast mit dem Verbandswechsel durch. Mister beobachtete den Vorgang, offensichtlich fasziniert, mit nach vorn gestellten Ohren von der Rücklehne der Couch aus.
Morgan nickte mir zu. „Haben Sie ihn erwischt?“ Seine Stimme klang rau, keuchend.
„Ja“, sagte ich. „Ein Privatdetektiv aus der Gegend. Angeheuert, um mich zu beobachten und mir bei Bedarf nachzufahren. Aber es gab ein Problem.“
„Was für eins?“
Ich zuckte die Achseln. „Er ist integer.“
Morgan atmete durch die Nase ein und nickte. „Das Problem hat man nicht oft.“
„Genau. Ein bemerkenswerter junger Mann. Was machen wir jetzt?“
Mollys Blick huschte zwischen Morgan und mir hin und her. „Ich verstehe gar nichts mehr.“
„Der Mann stellt die Arbeit ein, will unsere Fragen über seinen Kunden aber nicht beantworten, weil er findet, das wäre nicht richtig“, erklärte ich ihr. „Er ist auch nicht bereit, die Information zu verkaufen.“
Molly runzelte die Stirn. „Wie sollen wir dann herausfinden, wer hinter der Sache steckt?“
Ich zuckte die Achseln. „Das weiß ich auch nicht. Aber ich habe versprochen, jemanden vorbeizuschicken, der ihm die Reifen wieder aufpumpt. Ihr müsst mich kurz mal entschuldigen.“
„Moment mal!“, sagte Molly. „Ist der Typ noch da draußen?“
„Ja“, sagte ich. „Blauer Mercedes.“
„Er ist jung?“
„Bisschen älter als du. Er heißt Vincent Graver.“
Molly strahlte. „Den bringe ich schon zum Reden!“ Sie holte eine dunkle Flasche Microbrewery-Bier aus meinem Kühlschrank und strebte Richtung Tür.
„Wie willst du das machen?“, fragte ich sie.
„Vertrau mir,
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