Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
stand.
    Ich schritt munter weiter, ohne mein Tempo zu beschleunigen.
    Der junge Mann rannte zur Fahrertür, wobei er hektisch auf einem kleinen Ding herumdrückte, das er auf den Wagen gerichtet hielt. Als Nächstes warf er sich gegen die Fahrertür und zerrte daran, aber die Tür blieb verschlossen. Mit einem besorgten Blick in meine Richtung versuchte er, seinen Schlüssel ins Schloss zu schieben, und als er ihn wieder abzog, musste er hektisch blinzelnd feststellen, dass eine gummiartige, rosa Substanz daran klebte: Kaugummi.
    „Damit würde ich mich gar nicht weiter aufhalten“, sagte ich freundlich. „Sehen Sie sich mal die Reifen an.“
    Der junge Mannes sah von mir zu seinem Mercedes und riss die Augen auf. Dessen Reifen waren platt, alle vier.
    „Oh!“ Er warf einen Blick auf seinen kaugummiverklebten Schlüssel und seufzte. „Na ja. Scheiße.“
    Ich blieb auf der anderen Seite des Wagens stehen und lächelte ihn an. „Lassen Sie sich deswegen keine grauen Haare wachsen. Ich bin schon länger im Geschäft als Sie.“
    Mit säuerlicher Miene hielt er mir seinen Autoschlüssel hin: „Kaugummi?“
    „Hätte auch Sekundenkleber sein können. Nehmen Sie es als Höflichkeitsgeste einem Berufsgenossen gegenüber.“ Ich wies mit dem Kinn auf den Mercedes. „Lassen Sie uns reden und stellen Sie um Gottes Willen die Klimaanlage an.“
    Er beäugte mich einen Moment lang wachsam, ehe er seufzend nachgab. „Gut, wenn es denn sein muss.“
    Wir stiegen ins Auto. Er kratzte das Kaugummi vom Wagenschlüssel, steckte ihn ins Zündschloss und drehte ihn um, aber es passierte nichts.
    „Oh!“, sagte ich. „Machen Sie mal die Kühlerhaube auf.“
    Wieder erntete ich diesen schrägen Blick, aber dann hörte er auf mich und entriegelte die Kühlerhaube. Ich stieg aus, klappte die Haube hoch und schloss das lose Batteriekabel wieder an. Als er den Wagen erneut startete, sprang der sofort an und der Motor lief rund und schnurrend.
    Wie ich schon sagte: Wenn man Toot und seinen Leuten den richtigen Job gab, waren sie einfach der helle Wahnsinn.
    „Haben Sie eine Lizenz?“, erkundigte ich mich, nachdem ich wieder ins Auto gestiegen war.
    Der junge Mann zuckte die Achseln. Er hatte die Klimaanlage auf eisig gestellt. „Ja.“
    „Wie lange schon?“
    „Noch nicht lange.“
    „Bulle gewesen?“
    „In Joliet“, sagte er.
    „Aber jetzt nicht mehr.“
    „Habe da nicht reingepasst.“
    „Warum beobachten Sie meine Wohnung?“
    Erneut zuckte er die Achseln. „Muss die Raten für mein Haus abbezahlen.“
    „Harry Dresden.“ Ich streckte ihm die Hand hin.
    Meinen Namen nahm er stirnrunzelnd zur Kenntnis. „Sind Sie der, der bei Ragged Angel für Nick Christian gearbeitet hat?“
    „Ja.“
    „Nick hat einen guten Ruf.“ Er schien zu einer Entscheidung gekommen zu sein – jedenfalls ergriff er mit einer gewissen Resignation die ihm dargebotene Hand. „Vince Graver.“
    „Hat jemand Sie beauftragt, mir nachzuschnüffeln?“
    Wieder das Achselzucken.
    „Sind Sie mir letzte Nacht gefolgt?“, bohrte ich weiter.
    „Mann, Sie wissen doch, wie das läuft. Man wird bezahlt, man hält die Klappe.“
    Ich zog eine Braue hoch. Eine Menge Privatermittler hätten unter den gegebenen Umständen nicht die Courage gehabt, sich an Prinzipien zu halten. Möglicherweise lohnte es sich, sich den Mann genauer anzusehen. Er war dünn, aber sehnig wie jemand, der am Wochenende joggte oder Rad fuhr. Gepflegte Erscheinung, aber keine, an die man sich ohne Weiteres erinnerte. Alles irgendwie mittel: mittlere Größe, mittelbraunes Haar, mittelbraune Augen. An seinem Gesamtbild war das einzig Außergewöhnliche, dass es nichts Außergewöhnliches gab.
    „Man hält die Klappe“, sagte ich, „bis jemand zu Schaden kommt. Dann wird es komplizierter.“
    Graver runzelte die Stirn. „Wer ist zu Schaden gekommen?“
    „Es gab in den letzten vierundzwanzig Stunden zwei Anschläge auf mein Leben“, sagte ich. „Rechnen Sie es sich selbst aus.“
    Mit geschürzten Lippen richtete er den Blick in die Ferne. „Mist!“
    „Mist?“
    Er grinste ein wenig dümmlich. „Da kann ich den Rest meines Honorars und die Auslagen wohl abschreiben.“
    „Sie lassen Ihre Kunden im Regen stehen?“ Ich musterte ihn mit ironisch gehobener Braue. „Einfach so?“
    „’Komplize’ ist ein hässliches Wort. ‚Strafanstalt’ auch.“
    Ein gescheiter Junge. Viel gescheiter, als ich es gewesen war, als ich gerade meine Lizenz als Privatermittler

Weitere Kostenlose Bücher