Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Harry, der ändert seine Meinung. Das krieg ich hin.“
„Nein!“, sagte Morgan mit solcher Inbrunst, dass er prompt husten musste. „Lieber wäre ich tot. Verstanden? Ich sterbe lieber, als mich von schwarzer Magie retten zu lassen.“
Molly stellte das Bier auf dem Regal neben der Tür ab und zwinkerte Morgan zu. „Du hast recht“, sagte sie zu mir. „Er ist ja so eine Drama Queen! Wer spricht denn von Magie?“
Sie schlüpfte mit dem rechten Arm in ihr T-Shirt, wackelte ein bisschen herum und zog wenig später ihren BH durch die Ärmelöffnung des Hemdes. Sie ließ ihn auf das Regal fallen, nahm die Bierflasche, drückte sie sich erst gegen die eine, dann gegen die andere Brust, drehte sich zu mir um und nahm die Schultern zurück. Unübersehbar zeichneten sich unter dem reichlich straff gespannten Stoff ihres T-Shirts die Brustwarzen ab.
„Was meinst du?“ Sie warf mir ein listiges Grinsen zu.
Was ich meinte? Dieser Vince hatte keine Chance, das meinte ich.
„Ich meine, deine Mutter würde Zeter und Mordio schreien“, sagte ich laut.
Molly grinste. „Ruf den Automenschen an. Ich leiste Vince Gesellschaft, bis er da ist.“ Sprach’s und verließ mit fröhlichem Hüftschwung die Wohnung.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, als Morgan ein leises, anerkennendes Geräusch hören ließ.
Ich warf ihm einen strengen Blick zu.
„Noch bin ich nicht tot!“ Er schloss die Augen. „Es schadet nicht, von Zeit zu Zeit die Schönheit einer Frau zu bewundern.“
„Kann sein. Aber das– das war einfach falsch!“
Morgan lächelte, obgleich man ihm deutlich ansah, wie schlecht es ihm ging. „Aber sie hat recht, gerade, was junge Männer betrifft. Eine Frau kriegt es fertig, dass ein Mann bestimmte Dinge noch einmal in einem ganz anderen Licht sieht.“
„Falsch“, murmelte ich finster. „Schlicht und einfach falsch.“
Dann ging ich Mike, den Mechaniker anrufen.
***
Fünfundvierzig Minuten später kam Molly wieder, strahlend bis über beide Ohren.
Morgan hatte weitere Sedativa schlucken müssen und warf sich in einem ruhelosen Schlaf hin und her. Ich schloss leise und vorsichtig die Schlafzimmertür, damit wir ihn nicht weckten.
„Na?“, wollte ich wissen.
„Bei der tollen Klimaanlage im Auto?“ Molly grinste glücklich. „Vince hatte null Chance.“ Sie hielt die Visitenkarte hoch, die ich auch bekommen hatte.
Woraufhin ich meine ebenfalls hochhielt.
Triumphierend drehte sie ihre um und zeigte mir die Notiz auf der Rückseite. „Ich mache mir Sorgen um meinen Job als deine Assistentin.“ Sie legte sich mit theatralischer Geste die Hand an die Stirn. „Was soll ich denn tun, wenn dir etwas zustößt, was wird aus mir? Wo soll ich dann hin?“
„Na und?“
Sie hielt mir die Karte hin. „Vince schlug mir vor, es doch mal mit der Arbeit als juristische Hilfskraft zu versuchen. Kannte sogar ein Anwaltsbüro, an das ich mich wenden könnte. Smith, Cohen und Mackleroy.“
„Das schlägt er Menschen auf Arbeitssuche vor?“
Sie grinste. „Na ja, er konnte mir ja nicht offen sagen, wer ihn angeheuert hatte. Das wäre nicht recht.“
„Du bist eine grausame und hinterhältige junge Frau!“ Ich riss ihr die Karte aus der Hand: Smith, Cohen und Mackleroy stand darauf. Dazu eine Telefonnummer und ein Name: Evelyn Derek.
Ich sah in Mollys lächelnde Augen. Sofort wurde ihr Feixen noch breiter. „Verdammt, ich bin gut!“
„Kein Widerspruch“, antwortete ich ihr. „Jetzt haben wir einen Namen, eine Spur. Man könnte es sogar einen Hinweis nennen.“
„Nicht nur das“, krähte Molly jubelnd. „Ich habe eine Verabredung!“
„Gute Arbeit, Grashüpfer.“ Ich verdrehte lächelnd die Augen. „Du setzt dich echt aufopferungsvoll für dein Team ein.“
22. Kapitel
W ie sich herausstellte , handelte es sich bei Smith, Cohen und Mackleroy um eine eher gehobene Anwaltskanzlei in der Innenstadt von Chicago. Die Firma war in einem Gebäude im Schatten des Sears Towers untergebracht, von wo aus man bestimmt einen fantastischen Blick auf den See genoss. Da ich nun dem Feind sozusagen die Augen geraubt hatte und Vince nicht mehr jeden unserer Schritte verfolgte und dokumentierte, blieb uns meiner Meinung nach ein wenig Luft zum Atmen, und Morgan konnte sich auf ein paar ruhige Stunden in relativer Sicherheit freuen.
Allerdings würde ich mich nach einem anderen Aufenthaltsort für ihn umsehen müssen. Aber erst mal galt es, diese Ms. Evelyn Derek ein bisschen unter
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