Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
Druck zu setzen, um herauszufinden, an wen sie die Berichte ihres Privatdetektivs weiterleitete.
    Ich betrat das hochvornehme Bürogebäude zur Mittagszeit, was mir einen misstrauischen Blick des Wachmanns unten am Empfang eintrug. Mein leicht zerzaustes Äußeres trug auch nicht zur Beruhigung des Mannes bei, und so war ihm die Frage, ob man so etwas wie mich nun passieren lassen durfte oder nicht, deutlich anzusehen.
    Um ihn versöhnlich zu stimmen, warf ich ihm mein zuckersüßestes Lächeln zu, das allerdings durch Stress und Müdigkeit gedämpft wohl gerade mal als vage höflich rüberkam. „Entschuldigen Sie bitte“, sagte ich. „Ich habe einen Termin mit einer der Anwältinnen bei Smith, Cohen und Mackleroy. Die sind doch im einundzwanzigsten Stock?“
    Dass ich mich auszukennen schien, beruhigte ihn, was wiederum mich beruhigte. Der Mann trug unter seinem Anzug nämlich ausreichend Muskeln, um mich problemlos vor die Tür zu setzen. „Im dreiundzwanzigsten, Sir“, korrigierte er mich.
    „Richtig! Danke!“ Ich schenkte ihm noch ein Lächeln, ehe ich voller Selbstvertrauen an ihm vorbeistolzierte. Das mit dem Selbstvertrauen war von zentraler Bedeutung, wenn man so tun wollte, als gehöre man irgendwohin, wo man in Wahrheit nie im Leben hingehörte.
    „Sir!“, rief der Mann mir nach. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihren Schläger hier ließen.“
    Ich blieb stehen und sah mich um.
    Er trug eine Pistole. Noch lag seine Hand nicht auf dem Knauf, aber er hatte den Daumen ungefähr einen halben Zentimeter vom Halfter entfernt unter den Gürtel geschoben.
    „Das ist kein Schläger“, erklärte ich ruhig. „Das ist ein Gehstock.“
    „Einen Meter achtzig lang?
    „Traditionelle Volkskunst. Aus den Ozarks.“
    „Voller Kratzer und Schrammen.“
    Ich dachte kurz nach. „Ich bin ein sehr unsicherer Mensch.“
    „Besorgen Sie sich eine Schmusedecke.“ Er streckte die Hand aus.
    Seufzend überreichte ich ihm meinen Stab. „Bekomme ich eine Quittung?“
    Er kritzelte etwas auf einen Notizblock, riss den Zettel ab und reichte ihn mir. „Erhalten von Mr. Schlauberger: ein Meter achtzig langer traditioneller Ozark-Gehschläger.“
    „Doktor Schlauberger!“, stellte ich richtig. „Ich habe nicht acht Jahre lang an der Uni Beleidigung studiert, um hinterher Mister gerufen zu werden.“
    Wortlos lehnte der Wachmann meinen Stab an die Wand hinter seinem Schreibtisch und setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl.
    Ich fuhr nach oben. Der Fahrstuhl war eines dieser superschicken Express-Teile, die so schnell waren, dass es einem die Wirbelsäule zusammendrückte und in den Ohren knackte. Als im dreiundzwanzigsten Stock die Tür aufging, stand ich direkt vor einem Empfangstresen. Anscheinend beanspruchte die Kanzlei das gesamte Stockwerk für sich.
    Die Empfangsdame war, wie Empfangsamen in solchen Etablissements zu sein pflegen: sehr jung und sehr hübsch. Sie passte wunderbar zu den echten Eichenmöbeln, den echten Ölgemälden, den handgeschnitzten Stühlen im Wartebereich und dem leichten Zitronengeruch der Möbelpolitur – allesamt Variationen über das Thema Schönheit und Funktionalität.
    Das junge Ding sah mit einem höflichen Lächeln zu mir auf, das dunkle Haar lang und gepflegt, die Bluse gerade so tief ausgeschnitten, dass es auffiel, ohne dass man gleich schlecht von ihr denken musste. Das Lächeln freute mich – vielleicht sah ich doch nicht allzu sehr nach Penner aus, vielleicht wirkte ich eher wild und entschlossen.
    „Es tut mir leid, Sir“, sagte sie. „Aber die Drogenberatungsstelle ist im fünfundzwanzigsten Stock.“
    Na, ja.
    „Eigentlich bin ich hier richtig. Ich möchte jemanden aus der Kanzlei sprechen. Die ist doch hier, oder? Smith, Cohen und Mackleroy?“
    Ihr Blick senkte sich verhalten, aber doch demonstrativ zur Plakette vorn auf ihrem Schreibtisch, auf der in schlichten schnörkellosen Buchstaben der Name der Firma prangte. „Verstehe. Wen möchten Sie denn sprechen?“
    „ Evelyn Derek.”
    „Haben Sie einen Termin?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich bin sicher, dass sie mich sehen will.“
    Die Kleine wirkte inzwischen so, als hätte sie einen schlechten Geschmack im Mund. Ich hatte mein Erscheinen also prima getimt: Sie hätte mich zu gern an eine Chefsekretärin oder Assistentin weitergereicht, oder wie man diese Menschen heutzutage korrekterweise nannte, sie hätte die Entscheidung, ob ich hier sein durfte oder nicht, zu gern jemand anderem

Weitere Kostenlose Bücher