Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
hast. Sobald jemand etwas weiß, ruft er Molly an. Wenn nicht, treffen wir uns um fünf hier wieder.“
Eine Runde Nicken und Zustimmung, und Butters, Thomas und Karrin machten sich auf den Weg in die Stadt.
Sobald sie fort waren, fragte Molly: „Wieso hast du sie so abgefertigt?“
Ich hob erneut die Brauen. Der Grashüpfer wurde einfach immer verständiger. „Ich habe sie nicht abfertigt.“
Molly hob eine Braue. „Nicht?“
„Nicht ganz“, sagte ich. „Diese Dinge muss auch jemand erledigen.“
„Während du hingehst, wo es gefährlich ist. Stimmt‘s?“
Ich antwortete ihr nicht sofort, und sie beendete die Zubereitung der Mahlzeit Lacunas. Sie stellte den Teller auf die Theke, und die ernste kleine Fee fiel wie ein hungriger Wolf darüber her.
„Sowas“, sagte ich. „Hast du nicht auch einen Job zu erledigen?“
Molly beäugte mich. Dann griff sie die Karte vom Tisch, faltete sie, und ging zur Tür. „Ich werde nicht mit dir deswegen streiten. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich es weiß.“
In diese Augenblick surrte Toot von irgendwoher zurück in die Wohnung. Er schwirrte in aufgeregten, schwindelerregenden Kreisen, beginnend an dem Ort, an dem er Lacuna zuletzt gesehen hatte, bis sein spiralförmiges Suchmuster ihn in die Küche brachte. Dann stürzte er sich herunter zu Lacuna und landete sauber auf der Theke.
Ich beobachtete die beiden kleinen Feen. Toot hielt Lacuna ein eingepacktes Wassermelonenlutschbonbon entgegen, als bringe er dem Christuskind Weihrauch und Myrrhe. „Hallo“, strahlte er strahlend. „Ich bin Generalmajor Toot-toot!“
Lacuna blickte vom Essen auf und sah Toots Geschenk. Ihre Augen verengten sich.
Dann verpasste sie Toot einen unerwarteten Schlag direkt ins Gesicht.
Mein kleiner Leibwächter flog mehrere Schritte zurück und landete auf seinem Hintern. Beide Hände hielten die Nase, und er blinzelte in erschrockener Betroffenheit.
Toot hatte das Bonbon fallen gelassen. Lacuna trat es ruhig in den Abfallzerkleinerer des Küchenspülbeckens. Dann wandte sie Toot den Rücken zu, ihn völlig ignorierend, und fuhr damit fort, ihr Mahl zu essen.
Toots Augen waren noch größer, als er Lacuna anstarrte.
„Wow!“, sagte er.
30. Kapitel
D as Montrose-Point-Vogelbeobachtungsgebiet hatte einen zweiten Namen – Magic Hedge. Dort gibt es etwa 61.000 km² voller Bäume, Gebüsch und verschlungener Wege. Es war bereits seit Dekaden ein Vogelschutzgebiet und eine riesige Anlaufstation für Vögel, die im Herbst Richtung Süden zogen. Las man Werbeflyer über den Ort, so berichteten diese, dieses „magische Gehölz“ sei bis randvoll mit der Magie der Vögel und der Natur.
Aber die hier ansässigen Leute verwendeten diesen Namen, weil es ein recht bekannter Treffpunkt für Männer war, die hofften, andere Männer abschleppen zu können. Das Zahlenverhältnis der Vergnügungstouristen zu den Vogelbeobachtern (ja, ich habe mit dem Gedanken gespielt, einen ironischen Witz über Vögel und Vögeln zu machen) schwankte je nach Jahreszeit. Wenn massenhaft Vögel und Vogelliebhaber im U mkreis waren, bedeutete das jede Menge Leute mit Ferngläsern und Kameras. Solche Dinge schmälerten die romantische Mystik sehr.
Die Magic Hedge ist geformt wie ein Haken, sie umschließt beinahe gänzlich den Hafen von Montrose, der zum größten Teil für Boote genutzt wurde, die deutlich weniger schmuddelig als die Wasserkäfer waren. Dort gab es einen Yachtclub, und ein gut besuchter Strand befand sich ebenfalls in der Nähe. Deshalb wanderten gelegentlich auch nicht v ögelbeobachtende , nicht vergnügungssuchende Menschen durch das magische Gehölz.
Menschen wie ich.
Ende Oktober waren der Großteil der Zugvögel schon durch, aber das Gehölz war noch immer ein Sammelplatz für zurückgebliebene Schwärme an Sperlingen, die sich in ein paar Tagen versammeln, dann vereinigen und in einer riesigen Wolke aufbrechen würden. Ich entdeckte auf meinem Spaziergang hinein ohne Fernglas zwei Dutzend Arten. Hätte ich mich bemüht, in meiner Erinnerung nach ihren Namen zu kramen, hätte ich wohl die meisten davon gekannt, aber das tat ich nicht. Ebenezar hatte, als er mich ausbildete, darauf beharrt, dass ich die richtigen Namen der Dinge lernte.
Der Park unter dem grauen Himmel, aus dem Nieselregen fiel, war zum größten Teil leer. Auf meinem Weg zu dem Platz, an den ich wollte, kam ich an einem Mann, der komplett in Schwarz gekleidet war, mit schwarzem Hut und schwarzer
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