Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)

nächsten Stunden überleben, werde ich die Angelegenheiten zwischen dir und dem Rat, der nur so viel über unsere Rollen weiß, wie er muss – und das ist nicht viel – bereinigen. Ich werde deine Rückkehr und dass du wirklich du selbst bist bestätigen und veranlassen, dass deine Lohnnachzahlung als Wächter an dich weitergeleitet wird. Es gibt einigen Formalitäten, d ie erledigt werden m üssen , damit das Büro des Rates deine offizielle Identität bei der Regierung bestätigt, aber ich werde veranlassen, dass dies geschieht. Ich denke, ich kenne alle erforderlichen Formblätter.“
    Ich starrte ihn an und sagte: „Du wirst ... mir beim Papierkram des Weißen Rates helfen. Dem Papierkram?!“
    Er hob einen Finger. „Unterschätze nicht die Größe dieses Gefallens“, sagte er sachlich, aber sein Auge funkelte. „Aber unterschätze auch nicht dich selbst. Man gab dir die Macht, das Wissen, die Verbündeten und die Mittel, die du besitzt, nicht ohne Grund. Nichts, was ich sagen könnte, kann dir diese Aufgabe erleichtern. Der einzige Weg, es zu tun, ist, es zu tun.“ Er hob das Kinn. „Du brauchst keine Hilfe. Du bist die Hilfe.“
    „Wir sitzen in der Klemme“, sagte ich.
    Er zwinkerte mir zu, zog seine Kapuze wieder hoch und sagte: „Das sind wir immer. Der einzige Unterschied ist, dass du es jetzt weißt. Gott sei mit dir, mein Freund. Ich werde dieses Ende abdecken. Kümmere dich um deines.“
    Er trat einige schnelle Schritte unter den hochragenden Türmen hervor und gestikulierte. Eine Sekunde später, kein Witz, segelte ein verdammter Webteppich, etwa drei auf sechs Meter, bedächtig aus dem Himmel herab und schwebte neben ihm etwa fünfzehn Zentimeter über dem Boden. Rashid trat auf den Teppich, schlüpfte mit den Schuhen in eine Art darauf angebrachte Sicherungsriemen und hob dann seinen Stab. Der Teppich und Rashid erhoben sich ruhig nach oben außer Sichtweite, und eine Sekunde später flitzten sie mit einem Heulen wirbelnder Winde über das sturmerleuchtete Schlachtfeld.
    Das war der Augenblick, als mich die Erkenntnis traf. Ich meine, als mich wirklich, wirklich die Erkenntnis traf.
    Es lag an mir.
    Es gab keinen Plan B, keine zweite Chance, keine Kavallerie, die über den Hügel kam. Der Weiße Rat war nahezu ahnungslos über das, was geschah, würde das aber in einer Trillion Jahren nicht zugeben.
    In dieser Nacht würde sich eine Katastrophe ereignen, die Millionen Menschen – darunter meine Tochter – töten könnte, wenn ich sie nicht aufhielt. Darüber hinaus existierte eine tödliche Turbulenz innerhalb des Winterhofs, und je nachdem, auf welche Seite ich mich stellte, konnte ich die Welt, wie wir sie kannten, schützen oder zerstören. Wegzulaufen war keine Option.
    Keine Kniffe, keine Verspätungen, keine Entschuldigungen. Es würde geschehen oder nicht, und das hing von mir ab.
    Ich sah auf meine verletzten Hände. Ich ballte langsam die Fäuste und öffnete sie wieder. Es waren abgenutzte Hände, und sie hatten nicht annähernd so viele Fähigkeiten, wie ich mir gewünscht hätte – aber sie waren das, was ich hatte. Ich hatte mir die Narben darauf verdient. Es waren meine.
    Ich hatte es schon getan. Vielleicht nicht in dieser Größenordnung, aber ich hatte es schon getan. Ich hatte die Welt gerettet, zum grö ßten Teil, mehr oder weniger, bei verschiedenen Anlässen. Ich hatte es bereits geschafft, und ich konnte es wieder schaffen.
    Es gab keinen anderen Weg.
    Das einzig Gute daran, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, war, dass es die Wahl, welchen Weg man nahm, recht einfach machte.
    Ich fühlte mich, als müsse ich mich übergeben. Aber ich drückte den Rücken durch, straffte meine Schultern und ging schnell hinüber zu Mutter Sommer, als diese sich erhob, nachdem sie sich um den letzten verwundeten Sidhe gekümmert hatte.
    „Gnädige Frau“, sagte ich leise. „Ich würde es begrüßen, wenn du mich nach Hause br ächtest . Ich habe zu tun.“

35. Kapitel
    B ei all der Güte, die sie am Laufen hatte, hatte ich fast vergessen, dass Mutter Sommer nicht menschlich war. Sie brachte mich schweigend von den Toren zu ihrem Häuschen zurück, berührte mit der Hand meinen Kopf – und schickte mich zurück in mein gottverdammtes Grab.
    Ich landete mit dem Hintern im matschigen, gebrochenen Eis – und konnte noch immer die Echos der krachenden Detonation hören, die Mutter Winters hässliche Pfote verursacht hatte, als sie hindurch geschmettert war und meine Birne