Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
mir sofort deutlich wurde, dass Angst genau das war, was ich fühlte, sobald ich daran dachte, mich Maggie zu nähern.
„Sicher nicht“, sagte Karrin.
„Schau“, sagte ich, „wir haben nicht die Zeit, um …“
„Das sagte mein Vater oft“, sagte Karrin. „‚Ich kann jetzt nicht. Wir machen das später‘. Er war auch beschäftigt. Dann war er fort.“
„Ich werde mich damit jetzt nicht befassen.“
Karrin nickte. „Stimmt. Nicht jetzt. Später.“
„Jesses“, sagte ich.
Karrin blickte zu Boden und lächelte kurz, dann sah sie zurück zu mir. „Ich habe Seelenklempner immer gehasst. Musste aber ein paarmal hin. Nachdem ich auf Denton geschossen hatte. So Zeug.“
„Und?“, fragte ich.
„Einige Dinge kann man einfach nicht in sich behalten“, sagte sie. „Nicht, wenn ...“ Sie spreizte die Finger. „Du gehst hier mit großem Druck um. Mit etwas, das dich ... das verändern könnte, wer du bist. Ich mache dir keine Vorwürfe, weil du Angst hast.“
„Ich habe das Winterritterding unter Kontrolle“, sagte ich.
„Winterritter, Mab, was auch immer“, sagte sie, als sei all das ein belangloses Übel . „Mit magischem Kram kommst du gut klar. Ich spreche von etwas Realem. Von Maggie.“
„Oh“, sagte ich.
„Ich schätze, Thomas wird mindestens zehn Minuten brauchen, um das Boot zu betanken“, sagte sie. „Es ist etwa fünf Minuten her, dass er ging. Dir bleiben also fünf Minuten ohne Stadt, die du retten musst, ohne böse Königinnen und Monster. Niemand, den du beschützen musst, steht vor dir, kein Lehrling, für den du stark wirken musst, ist anwesend.“
Ich starrte sie mit leerem Blick an und fühlte meine Schultern sinken. Ich hatte zu lange nicht geschlafen. Ich wollte irgendwo ein schönes Bett finden und mir die Decke über den Kopf ziehen. „Ich verstehe nicht ... wonach suchst du hier? Was erwartest du?“
Sie trat näher und nahm meine Hand. „Rede mit mir. Warum bist du Maggie nicht besuchen gegangen?“
Ich beugte das Haupt und ließ meine Finger entspannt. „Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht.“
„Warum nicht?“
Ich versuchte zu sprechen und konnte es nicht. Ich schüttelte den Kopf.
Karrin trat näher und nahm auch meine andere Hand.
„Ich bin hier“, sagte sie.
„Was, wenn ...“, wisperte ich. „Was, wenn ... sie sich erinnert?“
„Woran?“
„Sie war dort“, sagte ich. „Sie war dort, als ich ihrer Mutter die Kehle durchschnitt. Ich weiß nicht, ob sie bei Bewusstsein war, ob sie es sah ... aber was, wenn ja? Im Kopf habe ich dieses Szenario schon tausendmal durchgespielt, und sollte sie mich sehen und zu schreien oder weinen anfangen ...“ Ich zuckte die Achseln. „Das wäre ... hart.“
„Weißt du, was härter sein wird?“, fragte Karrin sanft.
„Was?“
„Es nicht zu wissen.“ Sie schüttelte sanft meine Hände. „Eine Lücke im Leben dieses Mädchens zu hinterlassen. Sie ist deine Tochter. Du bist der einzige Vater, den sie je haben wird.“
„Aber wenn ich auftauche und sie sich erinnert, dann bin ich nicht ihr Vater. Ich bin ihr Vater, der kolossale Böse. Darth Dresden.“
„Sie wird erfahren, dass das nicht stimmt“, sagte Murphy. „Irgendwann. Wenn du‘s versuchst.“
„Du kapierst es nicht“, sagte ich. „Ich ... kann nichts tun, das ihr wehtun könnte. Ich kann es einfach nicht. Ich kenne dieses Mädchen kaum – aber es gehört mir. Ich würde mir lieber selbst zweimal mit einer Bratpfanne die Kniescheibe zertrümmern, als Maggie auch nur ein Quäntchen Schmerz zuzufügen.“
„Schmerz vergeht“, sagte Karrin. „Wenn du darüber nachdenkst …“
„Du kapierst es einfach nicht“, knurrte ich beinahe. „Sie ist von meinem Blut, Karrin. Sie gehört mir. Denken hat da keinen Platz. Sie ist mein kleines Mädchen. Ich kann es einfach nicht ertragen, sie verletzt zu …“
Ich hielt mit offenem Mund inne.
Herrje, wie hatte ich nur übersehen können, was die Mütter mir zu sagen versuchten?
Ich konnte es nicht ertragen, mein Kind leiden zu sehen.
Aber vielleicht war ich nicht der einzige, der das nicht konnte.
„Du liebe Güte“, hauchte ich. „Das läuft hier.“
Karrin blinzelte mehrmals. „Bitte?“
Ich dachte weiter darüber nach, folgte der Logik. „Deshalb hat Mab mich geschickt, um Maeve zu töten. Sie ist wie Titania. Sie wusste, dass es sein muss, aber ...“
„Aber was?“, fragte Karrin.
„Maeve ist noch immer ihr kleines Mädchen“, sagte ich ruhig. „Mab ist kein
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