Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
aneinandergelegt.
Dann streckte ich den linken Arm zur Erde und schrie erneut, fegte ihn in einer einzigen, lockenden Geste hoch. Ich zog Metall aus dem Boden unter mir, und es wirbelte wie Nebel um meinen Körper, formte sich zu einer Rüstung, die mit Spitzen und hervorstehenden Klingen bedeckt war.
„Alles klar, großer Junge“, knurrte ich den dunklen Willen an, der sich just zum erneuten Angriff sammelte. „Jetzt wissen wir, wer ich bin. Mal sehen, wer du bist.“ Ich nahm den Stab und schlug sein Ende in den Boden. „Wer bist du?“, verlangte ich zu wissen. „Spielst du in meinem Kopf, so spielst du nach meinen Regeln. Identifiziere dich!“
Als Antwort erklang nur ein mächtiges, dröhnendes Geräusch, wie ein böser, arktischer Wind, der sich zu einem Sturm sammelte.
„Oh nein, das machst du nicht“, brummte ich. „Du hast angefangen, Fiesling! Wenn du herkommen und persönlich werden willst, lass uns spielen! Wer bist du?“
Ein gewaltiges Geräusch wie etwas, das man im tiefen Ozean hörte, stöhnte im Himmel.
„Dreifach habe ich es dir befohlen!“, rief ich, sammelte meinen Willen und jagte ihn durch meine Stimme, die über die Landschaft dröhnte. „Dreifach bat ich dich! Bei meinem Namen gebiete ich dir: Sag mir, wer du bist!“
Dann erschien ein riesiger, wirbelnder Umriss aus den Wolken über mir – ein Gesicht, aber nur im weitesten, groben Ausdruck, wie etwas, das ein Kind aus Knete machen würde. Blitze glommen weit hinten in seinen Augen, und es sprach mit der Stimme stürmischer Winde.
ICH BIN Der TORBRECHER, der SENDBOTE!
ICH BIN der ANGSTBRINGER, der HOFFNUNGSCHLÄCHTER!
ICH BIN DIE STURMSPITZE!
Für einen Augenblick stand ich nur da, starrte geschockt in den Himmel.
Herrje.
Es hatte funktioniert.
Das Ding sprach, und als es das tat, wusste ich; ich wusste, was es war, als hätte man mir eine Fotografie seines Identitätskerns gegeben, seines innersten Wesens.
Für eine Sekunde und nicht länger verstand ich, was es tat, was es wollte, was es plante und ...
Dann war der Augenblick vorbei, das Wissen verschwand auf dem gleichen Weg, auf dem es gekommen war – außer einer Tatsache. Irgendwie hielt ich an wenigen, bröckelnden Fragmenten der Innensicht fest.
Ich wusste, das Ding, das meinen Kopf zu zerfetzen versuchte, war ein Fremdwandler. Ich wusste nicht viel über sie, außer, dass niemand sonst viel über sie wusste und dass sie nichts Gutes bedeuteten.
Außerdem hatte einer von ihnen mich zu ermorden versucht, als ich sechzehn war. Der Nachsteller hatte es beinahe geschafft. Nur ... aus heutiger Sicht war ich mir nicht sicher, ob er mich wirklich zu erledigen versuchte. Er hatte mich geformt. Ich wusste nicht wozu, aber er hatte versucht, mich zu provozieren.
Das Ding in meinem Kopf, das Ding, das ich Haifresse genannt hatte, war wie er, ein Fremdwandler, ein Ebenbürtiger. Es war riesengroß, mächtig und auf eine Art vollkommen anders als alle Arten der Macht, die ich zuvor gesehen hatte. Dieses Ding war nicht größer als Mab. Aber es war furchtbar, unerträglich viel tiefer als sie, wie die Fotografie einer Skulptur verglichen mit der Skulptur selbst. Es hatte Macht, die jenseits von allem lag, das ich je gesehen hatte, jenseits des Messbaren, jenseits des Verstehens – einfach eindeutig jenseits.
Das Etwas war Macht aus den äußeren Sphären, und ich war ein Sandkorn in seiner hereinbrechenden Sturmflut.
Aber wissen Sie was?
Dieses Sandkorn mochte der letzte Rest von etwas sein, das einst ein Berg gewesen war, aber was es war, das war es. Die Sturmflut kam und ging. Sollte sie doch das Sandkorn treffen, wie sie wollte. Sollten erhabene Gebirge den langsamen, konstanten Angriff des Wassers fürchten. Sollten die Täler vor dem unbarmherzigen Vormarsch des Eises erzittern. Sollten Kontinente in dunklen und stärker werdenden Gezeiten ertrinken.
Aber das Sandkorn?
Es war unbeeindruckt.
Sollte doch die Flut hereinbrechen. Der Sand würde noch da sein, wenn sie wieder verschwand.
Deshalb blickte ich hoch zu diesem Gesicht und lachte. Ich lachte die große, stürmische Macht voller Spott und Auflehnung aus, und es fühlte sich nicht nur gut an. Es fühlte sich richtig an.
„Nur zu!“, rief ich. „Nur zu, friss mich! Dann werden wir sehen, ob du den Mumm hast, mich bei dir zu halten!“ Ich hob meinen Stab, und goldweißes Feuer begann aus den geschnitzten Runen zu strömen, als ich Macht darin sammelte. Die Luft wurde dank des Winters eisig, und
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