Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)

über seiner drahtigen, muskulösen Gestalt und hielt sein Schwert in der Hand. Fix blieb zwischen mir und dem Dreieck auf dem Hügelgipfel stehen.
    „Hey, Harry“, sagte er ruhig.
    „Hey, Fix.“
    „Kalt?“
    „Nicht sehr. Du weißt, was hier läuft?“
    „Was geschehen muss“, sagte er.
    „Sagt wer?“
    „Meine Lady.“
    „Sie irrt.“
    Fix stand für einen Augenblick ruhig da. Dann sagte er: „Egal.“
    „Wieso?“
    „Weil sie meine Lady ist. Du wirst nicht die Hand gegen sie erheben.“
    Ich starrte auf Fix, der unter der Amtszeit Lloyd Slates gelitten hatte, und auf Lily hinter ihm, die oftmals Slates Opfer gewesen war. Ich fragte mich, wie oft Fix sich damals danach gesehnt hatte, sie retten zu können, die Macht zu haben, um dem Winterritter etwas entgegensetzen zu können.
    Nun hatte er sie.
    Es gab Zeiten, in denen Worte den Lauf der Dinge nicht mehr ändern konnte n – wenn Leute entschlossen waren, wenn die Notwendigkeit der Situation, die aus ihren Entscheidungen entstanden ist, ihre Handlungen steuerte. Fix vertraute Lily und würde bis zum Tod kämpfen, um sie zu verteidigen. Nichts, was ich sagen konnte, würde das ändern. Ich erkannte es in seiner Miene.
    „Geh zurück“, sagte er.
    „Ich kann nicht. Geh beiseite.“
    „Ich kann nicht.“
    „So ist das also“, sagte ich.
    Fix atmete aus. Dann nickte er. „Ja.“
    Zum ersten Mal seit zehn Jahren zogen der Winterritter und der Sommerritter gegeneinander in den Krieg.
    Fix warf einen Blitz reinen Sommerfeuers, das den Boden verbrannte, während es auf mich zuflog.
    Ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken, aber ein Teil von mir kannte dieses Spiel. Dem Blitz auszuweichen würde nicht reichen – die Blüte aus heißer Luft, die vom Feuer ausging, würde mich verbrennen, selbst wenn es mir nur nahe kam. Deshalb würde Fix die Oberhand in diesem Kampf haben, wenn er Distanz hielt und nur Pfeil um Pfeil auf mich schleuderte. Deshalb rief ich den Winter, um die Luft um mich herum abzukühlen, während ich mich zur Seite duckte. Feuer und Kälte trafen aufeinander, fauchten und füllten die Luft mit Nebel – Nebel, der mir die Chance geben würde, die Entfernung zu meinem Feind zu verringern.
    Ein Teil von mir, der, von dem ich sicher wusste, dass er ich war, betrachtete diese Taktiken mit Schrecken. Ich war verflixt nochmal nackt und unbewaffnet. Fix bekleidete das Amt des Sommerritters, und das machte ihn genauso stark und schnell und zäh wie ich. Er trug eine Rüstung und schwang ein gottverdammtes Schwert, und er hatte zehn Jahre am Sommerhof geübt, wie man kämpfte und seine Macht nutzte. Außerdem hatte er wahrscheinlich nicht den ganzen Tag damit verbracht, seine Fähigkeiten ans Limit zu bringen.
    Aber die Macht des Winterritters scherte sich nicht darum. Sie sah lediglich einen Feind und wollte ihn zerstören. Der beste Weg dazu war, ihm nahe zu kommen und Fix die Kehle herauszureißen.
    Nur hatte der letzte Winterritter den letzten Sommerritter so nicht getötet. Slate hatte die Treppe unter den Füßen des anderen vereist und ihn hinuntergestoßen. Außerdem war Slate jung und bei bester Gesundheit gewesen, während der andere Sommerritter ein Greis gewesen war. Daher dachte ich, es sei klug anzunehmen, dass das instinktive Wissen des Winterritter zwar nützlich sein konnte, aber im Grunde das eines ausgehungerten Raubtiers war, eines Wolfs im Winter – der Winterritterteil meines Wesens wollte Blut, und zwar viel davon und sofort.
    Wenn ich diesen Instinkten nachgab, würde Fix meine Eingeweide auf dem Boden verteilen.
    Statt vorzustürmen, wandte ich mich einige Schritte zur Seite und hielt inne. Einen Augenblick später erhellte ein weiterer Feuerblitz den Nebel, genau dort, wo ich mich aufgehalten hätte, wäre ich dem Instinkt des Amtes gefolgt.
    Natürlich – so musste es sein. Der Ritter des Winters war der Berglöwe, der Wolf. Der des Sommers war der Hirsch, der Bison. Winter war auf Verfolgung ausgerichtet, auf Jagd und Töten der Beute, Sommer auf das Vermeiden von Konfrontationen, bis ein Vorteil entstanden war, dann auf das rücksichtslose Ausnutzen dieses Vorteils, so gut es ging. Fix würde über jede Menge instinktiven Wissens verfügen, wenn ich nach der Art des Winters angriff, und er würde ebenso gefährlich sein wie zum Beispiel ein Aikidoka. Er würde die Stärke eines Angriffs für seine eigene Verteidigung nutzen, ihn gegen den Angreifer richten. Aber wenn ich nicht aggressiv angriff, würde ich ihn