Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
„Was?“, verlangte sie zu wissen, und Zorn schwang in ihrem Ton mit. „Was hast du gesagt?“
Oh. Selbst an meinem diplomatisch schlechtesten Tag hätten meine Worte keine solche Reaktion provozieren dürfen. „Lily, beruhige dich. Fix lebt. Aber ich denke, du bist noch immer du, und ich glaube nicht, dass man dir die ganze Wahrheit sagte. Lass uns reden, ehe Dinge geschehen, die alle bereuen.“
„Wie konntest du!“, knurrte sie. Sie glühte vor Zorn. Buchstäblich. Feuer brach aus ihren Händen hervor und kräuselte sich um ihre Unterarme. „Wie konntest du nur!“
Ich zeigte ihr die leeren Hände und war mir ziemlich sicher, dass ich verwirrt aussah. „Herrjemine , Lily, was ist denn los? Ich will nicht kämpfen!“
Lily schrie, und Sommerfeuer verschlang sie, zwang ihre Höflinge zum Fortspringen. Das Feuer tanzte golden, grün und silbern wie Sternenlicht um sie herum, hypnotisch – und wachsend. Plötzlich sah ich den gleichen Zorn wie in Titanias Augen, aber er war wie die schwelenden Kohlen gewesen, die nach Jahren zurückgeblieben waren, nachdem Trauer und Kummer nachgelassen hatten. Die Kraft, über die Lily nun gebot, entsprang der gleichen Leidenschaft – aber sie war frisch und weißglühend, und sie würde in absehbarer Zukunft nicht abkühlen.
Dann begriff ich, was geschah. Maeve hatte die andere Hand zu mir gestreckt, und die Finger wedelten fröhlich. Sie schenkte mir einen sehr kurzen Blick, und er war gefährlich belustigt. Ich griff in die Luft vor mir und spürte ihn dort, einen eleganten, kleinen Zauber, einfach genug, dass Maeve ihn im Schlaf hätte ausführen können, komplex genug, um jedem zu entgehen, der ihn nicht suchte, selbst einem der Sidhe. Ich hatte gesprochen, aber es waren nicht meine Worte gewesen, die Lily erreichten. Maeve hatte die Worte für mich gewählt.
Ich wusste nicht, was sie gesagt hatte, aber sie hatte genau das Richtige ausgesucht, um ihr Sommerpendant vor Wut verrückt werden zu lassen. Sie hatte Lilys sanfte, mitfühlende Natur gegen sie verwendet. Maeve hatte ihren einfachen, kleinen Zauber zum passenden Zeitpunkt eingesetzt, im einzigen Moment, in dem die recht unerfahrene Lily es auf keinen Fall erwartete – als sie voller Sorge um den gefallenen Fix war. Mir wurde bang ums Herz, als ich verstand, dass die leidenschaftliche junge Sommerlady keine Titania war. Sie hatte all die Hitze, aber nicht die Beherrschung, die Ausgeglichenheit, und unter keinen Umständen würde sie fähig sein zu denken, zu argumentieren, ihren Zorn zurückzuhalten.
„Vernichtet ihn!“, rief sie. Bäume bebten und Steine barsten, als sie sprach. Der Klang zerrte an meinen Ohren, und ich spürte eine plötzliche Nässe darin. „Vernichtet Harry Dresden!“
Sie streckte ruckartig die Hände aus, und eine Wand aus Feuer, sechs Meter hoch und so breit wie ein Footballfeld, raste auf mich zu.
48. Kapitel
F ür einen Sekundenbruchteil quiekte mein Hirn wie das letzte kleine Schweinchen, das den gesamten Weg nach Hause rannte, eine rein instinktive Angstreaktion. Ich hatte einmal ein Erlebnis mit Feuer gehabt. Es war die Sorte Erinnerung, die ziemlich beharrlich war.
Sich gegen Feuer zu verteidigen war schwer. Das war einer der Gründe, wieso es meine liebste Angriffsart war. Selbst wenn man sein Ziel nicht in Flammen setzte, konnte man es noch immer rösten, indem man die Luft um es erhitzte, außer es warf alles fort, um auszuweichen, wobei es nicht daran dachte, mit irgendetwas zu kontern. Was Waffen anging, war Feuer oberste Schublade.
Aber …
Feuer war heikel und launenhaft. Ohne Konzentration war es nur Chaos, das willkürliche Freisetzen gespeicherter chemischer Energie. Es reichte nicht, Feuer nur zu haben. Man musste wissen, wann, wo und wie man es nutzte, um den besten Effekt zu erreichen – und Lily wusste das nicht.
Ich warf mich über den bewusstlosen Fix und konzentrierte mich, streckte die Hände an den Seiten aus und rief: „Defendarius!“
Während ich um uns einen Schild zu einer Blase formte, brauste der Feuersturm auf uns zu, überschwemmte uns wie die Gezeiten des Meeres. Mein Schild hielt das Feuer zurück, konnte es aber nicht ganz aufhalten, und Hitze drang ein. Deshalb griff ich nach dem Winter und füllte die kleine Blase um uns mit Kälte. Diese Feuerwoge war zu groß, als dass ich sie brechen konnte – aber das musste ich auch nicht. Sie erstreckte sich auf ein so großes Gebiet, dass ich nur einen recht kleinen Teil davon besiegen und
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